Pro und Contra
Silvesterböller in der Stadt verbieten?
Dorothee Saar:
Ja, für mehr Ruhe und Frieden!
Ein Jahreswechsel, den Alt und Jung friedlich zusammen genießen können – ohne atemraubende Rauchschwaden, ohne Angst vor Raketen und Böllern und ohne Müllberge zum Start ins Neue Jahr: So ein Silvester wünsche ich mir. Dafür setzt sich die Deutsche Umwelthilfe ein. Laut einer Umfrage wünschen sich knapp sechzig Prozent der Deutschen ein Silvester abseits der Schwarzpulver-Böllerei und befürworten ein Verbot privater Silvesterfeuerwerke in Innenstädten.
Jedes Jahr werden zum Jahreswechsel innerhalb weniger Stunden knapp 5000 Tonnen Feinstaub freigesetzt. Das entspricht etwa 16 Prozent der jährlich im Straßenverkehr entstehenden Menge und damit in wenigen Stunden so viel, wie in zwei Monaten eines Jahres durch den Straßenverkehr freigesetzt wird. Feinstaub ist ein Luftschadstoff mit massivsten Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit.
Ein Ende der Silvester-Böllerei hat noch mehr Vorteile: Allein in den fünf größten deutschen Städten wurden zum Jahreswechsel 2017 rund 191 Tonnen Silvesterabfall entsorgt. Der falsche Umgang mit Böllern und Raketen führt zu schlimmen Verletzungen, oft sind Kinder die Opfer. Auch das Brandrisiko erhöht sich an Silvester schlagartig. Nicht nur in der Stadt – durch die zunehmende Trockenheit steigt auch die Waldbrandgefahr.
Kommunen sollten eigenständig und vorsorgend Böller-Verbote aussprechen können. Die Deutsche Umwelthilfe fordert deshalb, dass der Innenminister noch zu diesem Jahreswechsel die Sprengstoffverordnung anpasst. Dazu muss er einen einzigen Satz ändern.
Längst gibt es Alternativen: Immer mehr Städte gehen zu Licht- und Lasershows über, beispielsweise Paris, Graz oder Landshut. Ohne Lärm und gesundheitsschädlichen Feinstaub werden Lichter an den Himmel gezaubert, die die Menschen begeistern und die richtige Stimmung für eine friedliche Silvesternacht bereiten.
Willibert Pauels:
Publik-Forum EDITION
»Das Ende des billigen Wohlstands«
Wege zu einer Wirtschaft, die nicht zerstört.»Hinter diesem Buch steckt mein Traum von einer Wirtschaft, die ohne Zerstörung auskommt. / mehr
Nein, es braucht Brot und Böller!
Silvester ohne Feuerwerk – auf gar keinen Fall. Nicht »Brot statt Böller« muss es heißen, sondern: »Brot und Böller!« Denn die uralte Kunst des »Feuertheaters« bewegt die Menschen im Innersten. Und es ist eine der wenigen Kunstformen, die jeder kann. Deshalb freut sich »der kleine Mann« wie ein Kind auf die Jahreswende, zu der er um Mitternacht selbst zum Himmelsmaler werden kann.
André Heller, der Magier der Fantasie sagte einmal: »Hängen Sie in einer Fußgängerzone Bilder der berühmtesten Maler auf, kaum einer würde verharren und hinschauen. Schießen Sie in der Abenddämmerung eine einzige Feuerwerksrakete für zehn Schilling in den Himmel – und alle blieben stehen und verfolgten ihren Lichterglanz.« Deshalb organisierte er vor vielen Jahren am Strand von Lissabon eines seiner größten Spektakel: das »theatro di fuego«, ein gigantisches Feuerwerk – und mehr als eine Millionen Menschen verfolgten staunend, wie er Bilder aus Feuer an die Leinwand des Himmels malte.
Diese kindliche Freude wollt ihr Puritaner und calvinistischen Erbsenzähler den einfachen Menschen nehmen? Denkt an den Satz von Hilde Domin: »Wir essen das Brot – aber wir leben vom Glanz.« Ihn möchte ich an eure Haustür schlagen.
Natürlich ist Feinstaub ungesund. Aber das sind Schweinshaxe und Bier auch. Ich halte es mit dem Psychiater Manfred Lütz, der in seinem Buch »Lebenslust« schreibt: »Der moderne Mensch meidet die traditionelle Religion, erfindet aber ständig neue. Mit Verzichtsehnsucht, strengen Sündenlisten und Moral. Eine davon ist die Gesundheitsreligion. So lebt man ständig vorbeugend, um, möglichst gesund, am Ende doch zu sterben. Aber auch dann ist man definitiv tot.« Also lieber vorher ein ordentliches Feuerwerk.
geboren 1966, ist Leiterin der Abteilung Verkehr und Luftreinhaltung bei der Deutschen Umwelthilfe.
Willibert Pauels,
geboren 1956, ist katholischer Diakon und war als Büttenredner in der Rolle
»De bergische Jung« im professionellen rheinischen Karneval aktiv. Er lebt in Wipperfürth.
Albert Fries 09.01.2020, 14:35 Uhr:
Mein Neffe im Alter von 18 Jahren hat ein Auge verloren,als eine Feuerwerksrakete,die in einen Schneehaufen gesteckt und gezündet wurde,in die falsche Richtung quer auf die andere Straßenseite flog.
Das ist schon Grund genug für ein Verbot. Es habert auch am Umgang.
Albert Fries
Uschi Schepers 03.01.2020, 18:53 Uhr:
Ich schaue mir sehr gern ein schönes Feuerwerk an, aber das stundenlange Geknalle finde ich sehr überflüssig.
Leider gibt es auch immer wieder Idioten, die Böller in Menschenmengen, Mülltonnen, Briefkästen, Fenster etc. werfen und so viele Menschen gefährden, ganz abgesehen von den Verletzungen, die sich viele selber zufügen.
Ich wäre dafür, dass z. B. jede Stadt ein zentrales Feuerwerk für alle veranstaltet, aber die private Knallerei verboten wird.
Doris Rüb 01.01.2020, 15:29 Uhr:
Gestern in der Silvesternacht habe ich mir die Ohren verstopft, weil es wieder so richtig laut war. Durch diesen Schutz drangen die Sirenen, vermutlich sowohl von Krankenwagen, als auch Feuerwehr. Heute, am ersten Januar, habe ich schon von einer Toten und einer Reihe Verletzter gelesen und vermutlich stehen nicht alle in der Zeitung bzw. Im Internet.
Es ist bedrückend, dass immer noch Kindern und Betrunken derart Gefährliches in die Hand gegeben wir. Ein zentrales Feuerwerk von Fachleuten ausgeführt könnte schön sein, aber diese Böllerei doch nicht. Gestern dachte ich, dass sie eher böse Geister anlockt als als vertreibt.
Johann Baumgartner 01.01.2020, 08:48 Uhr:
Liebes Publik-Forum,
ich stimme völlig mit Dorothee Saar überein, den Kommentar des Diakons hätten sie sich sparen können, für solche Äußerungen brauche ich kein Publik-Forum. Wir wissen alle, das Wasser steht uns mit dem Klimawandel bereits bis zum Hals, in der Kirche ist leider bei vielen die Schöpfungsverantwortung noch nicht angekommen. Aber vielleicht müssen manche der Erwachsenen ihre Verantwortungslosigkeit und ihren Egozentrismus noch mit Böllern und Feinstaub feiern.
Bitte in Zukunft keine derartigen Kommentare!
Alles Gute im Neuen Jahr
und beste Grüße
Johann Baumgartner
Lutz Tauber 31.12.2019, 20:10 Uhr:
Ich schätze Ihre Zeitung überaus. Ich lese Sie seit der Wende. Damals bekam ich sie von einem Freund aus Augsburg als Geschenkabo. Selten habe ich einen gehaltloseren (um nicht zu sagen dümmeren) Beitraq gelesen. Wenn Herr Pauels böse Geistger und Dämonen mit Krach und Böllern verteiben muß, nun gut. Da mutet er aber an wie ein Mann aus der Südsee. Ob ein katholischer Diakon auch mit Krach und Böller böse Geister vertreiben muß, sollte er sich doch fragen lassen.
Und im seinem letzten Absatz Feinstaub und Schweinshaxen zu vergleichen ist ja geradezu abartig. und jetzt muß ich wirklcih sagen : dümmer gehts nimmer. Warum geht es denn in anderen Ländern Europas? Seltsam in Deutschland sind die Böller eine heilige Kuh genau so wie " Freie Fahrt für freie Bürger." und Ampeln im STraßenverkehr statt Kreisverkehr. Alle drei Dinge sind im restlchen Europa wesentlich besser geregelt und keiner jammert darüber und fühlt sich in seinen bürgerlichen Rechten eingeschränkt. Ein gutes Neues Jahr !
Thomas Kopfer 29.12.2019, 11:38 Uhr:
Bei den Böllern wie bei der Geschwindigkeitbegrenzung auf Autobahnen oder der EMobility, es ist alles nur Symbolpolitik.
Denn die ersten Entwürfe des Klimaschutgesetzes, aber das Kaufverhalten zum Weihnachtsgeschäft, Reisen mit Flugzeug oder Neukauf von immer stärkeren PkW und SUV zeigen.
Jeder ist für den Klimaschutz, aber immer nur bei den anderen und nie bei sich selbst.
Ralf 28.12.2019, 19:15 Uhr:
Verbote sind immer problematisch... Wie wäre einer Abgabe!? 50 % oder mehr. Dann wird automatisch weniger gekauft. Natürlich zweckgebunden für Feuerwehr, Polizei, Krankenkassen und Umweltschutz. Und wenn immer noch zu viel geböllert wird - weiter rauf mit der Abgabe. Ich bin übrigens bekennender Pyromane ??
Georg Lechner 27.12.2019, 19:28 Uhr:
Ich oute mich hier als Anhänger der "Gesundheitsreligion" und zwar zwecks Verringerung des Risikos von Zivilisationsbeschwerden im Alter. Kommen sie trotzdem, kann ich sie eher ertragen als beim Gedanken, es mir nur selbst zuschreiben zu müssen.
Gewiss ist ein Feuerwerk schön anzusehen, aber der Krach ist eine Qual für Babys und für Tiere. Daher sollten Feuerwerke zumindest nicht in dicht bewohnten Gebieten gezündet werden.
K. Reißenweber 26.12.2019, 07:13 Uhr:
Silvesterböller, in der Masse, wie sie heutzutage verschossen werden,sind eine Zumutung für alle Allergiker und Kranke.
Auch die Tierwelt leidet massiv darunter. z.B. Vögel, die danach 2 Tage nicht mehr an die Futterstellen kommen, weil sie panisch aus der Stadt geflüchtet sind.
Mario 26.12.2019, 01:11 Uhr:
Was soll man sagen ich bin 50 und mich hat noch keiner gefragt und was soll das Ganze gibt es nicht andere Probleme auf der Welt nein man regt sich über Böller auf wegen der Luft die Tiere im Wald usw.Was kommt als Nächstes was man nicht machen darf ,oder will man uns ablenken von anderen Themen .Guten Rutsch ins Jahr 2020
Henning Kaufmann 23.12.2019, 21:49 Uhr:
Schade dass der Pro-Böller-Beitrag so oberflächlich ist, bis hin zu der gedankenlosen Formulierung: "Brot und Böller". Früher sollten die Böller die bösen Geister vertreiben, aber heute sitzen die bösen Geister am Computer und schreiben Hass-Kommentare. Wer erfindet uns einen digitalen Böller, der alle bösartigen Texte aus dem Netz sprengt. Der Nobelpreis ist ihm oder ihr sicher!
alois stuhldreher 23.12.2019, 17:42 Uhr:
Sich auf A.Hellers Iszenierung zu berufen ist schon seltsam, um reinen Krach zu begründen.
Franz Eberhardinger 21.12.2019, 14:34 Uhr:
das eine ist eine sinnlose Böllerei - dagegen bin ich.
Das heißt nicht, dass es gezielt und ausgewählt ein feuerwerk geben kann