Pro und Contra
Weihnachtsgottesdienste nur für Geimpfte und Genesene?
Susanne Bei der Wieden:
Nein, Gott weist niemanden ab!
In der Weihnachtszeit werden Gottesdienste oft von Menschen besucht, die sonst wenig Kontakt mit ihrer Gemeinde haben. Unterschiedliche Gründe bewegen sie – oft tiefe Sehnsucht oder große Einsamkeit. Sie an der Kirchentür abzuweisen, weil sie nicht geimpft sind, wäre ein fatales Signal, für diese Menschen wie auch in die Öffentlichkeit hinein.
Zu Gottesdiensten laden wir im Namen Gottes ein – und er weist niemanden zurück. In der Weihnachtserzählung wird die frohe Botschaft gerade den Menschen am Rand der damaligen Gesellschaft verkündigt. Auch wir stehen vor Gottes Angesicht dafür ein, niemanden auszuschließen und Brücken zu bauen, wo sich zurzeit immer tiefere Gräben auftun. »Ungeimpfte« werden allzu oft pauschal verurteilt, ohne dass gefragt wird, warum sie sich nicht impfen lassen. Zudem feiern wir seit eineinhalb Jahren Gottesdienste mit erfolgreichen Hygienekonzepten. Der Schutz, auch für diejenigen, die Sorge haben, mit ungeimpften Personen zusammenzutreffen, ist ausgesprochen hoch – vermutlich deutlich höher als in einer vollen Kirche unter 2G-Bedingungen. Zum vergangenen Weihnachtsfest haben wir außerdem eine Reihe neuer Gottesdienstformen entwickelt, etwa im Freien. Sie wurden für alle Teilnehmenden zu einem Erlebnis und haben eine breite Öffentlichkeit erreicht. Warum nicht auch in diesem Jahr? Gemeinden, die wirklich in der Kirche feiern wollen, sollten kostenfreie Tests vor den Gottesdiensten anbieten. Wer dann ein solches Angebot verweigert, schließt sich sichtbar selbst von der Teilnahme aus. Falls die Corona-Zahlen weiter steigen, sollte aber ganz auf Gottesdienste in der Kirche verzichtet werden. Das ist leichter verständlich, als einzelne Gruppen oder Menschen abzuweisen.
Manfred Kollig:
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Ja, wir müssen andere schützen!
Auch in diesem Jahr sollen möglichst viele Menschen in der Advents- und Weihnachtszeit in einer Kirche Gottesdienste mitfeiern können. Nicht noch einmal, wie beim Osterfest 2020, Gottesdienste hinter verschlossenen Türen mit maximal zehn Gläubigen. Auch nicht, wie Weihnachten 2020, sich nur mit kleinen Gruppen zur Christmette versammeln. Dieser Wunsch muss mit unserer Wirklichkeit verbunden werden. Die Delta-Variante von Covid-19 hat die Infektionsgefahr in einer Weise gesteigert, wie es sich die meisten von uns vor wenigen Monaten noch nicht vorgestellt haben. Omikron wird die Situation abermals verschärfen. Der Wunsch, dass wir uns mit möglichst vielen Menschen im Advent und an Weihnachten zu einem Gottesdienst in einer Kirche versammeln können, ist verantwortlich nur zu erfüllen, wenn Menschen durch Impfung oder Genesung das Risiko schwerer Krankheitsverläufe gesenkt haben oder – wenigstens – einen negativen Test vorlegen. Zwei Aspekte müssen wir zusammendenken: Erstens hat in unserem Land derzeit jeder Mensch die Freiheit, sich impfen oder testen zu lassen. Zweitens haben wir als Christinnen und Christen eine Verantwortung für uns selbst und für die anderen. Das beinhaltet auch, einander im Rahmen unserer Möglichkeiten vor schweren Krankheiten zu schützen. Die Möglichkeiten, die uns heute zur Verfügung stehen, um die Infektionsgefahr einzudämmen und im Falle einer Infektion schwere Verläufe zu reduzieren, sind besser als an Weihnachten 2020, Gott und den Menschen sei Dank. Die Geburt des Heilandes zu feiern und gleichzeitig Unheil mit den uns aktuell zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu verhindern, ist für mich selbstverständlich; und das nicht nur zur Weihnachtszeit.
Susanne Bei der Wieden, geboren 1966, ist Kirchenpräsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche in Deutschland.
Manfred Kollig,geboren 1956, ist Ordenspriester und Generalvikar im Erz-bistum Berlin.
Thomas Koch 23.10.2023, 12:46 Uhr:
Fast zwei Jahre nach dieser Umfrage finde ich es sehr interessant, oben die beiden Sichtweisen und die Kommentare hier zu lesen. Heute mit etwas Abstand kann sich jeder nochmal Gedanken dazu machen. Ich wünsche allen, dass sie wieder zueinander finden. Wie sagte sogar der ehemalige Gesundheitsminister Spahn: "Man wird sich einander viel verzeihen müssen."
Franziska Weber 13.12.2021, 16:41 Uhr:
Gottesdienste nur für Geimpfte und Genesene. Gesund ist ja schon längst keiner mehr.
Um unsere Kinder und Älteren vor sorglosen 2Glern zu schützen, feiern wir unseren eigenen Gottesdienst mit Nachbarn, Freunden und Familie im Freien. DAS ist gelebte Solidarität mit den Schwächsten, die ansonsten für die erstaunlichsten Ausschluß-Argumente vereinnahmt werden.
3G als Normalfall und 2G als Angebot an Alle, die sich unter diesen Bedingungen wohler fühlen wäre doch auch möglich.
Reiner Neises 09.12.2021, 07:21 Uhr:
Obwohl doppelt geimpft brauche ich mir über den Besuch des Weihnachtsgottesdienstes – wie über vieles andere – schon wegen der extrem einschneidenden Maskenpflicht keine Gedanken zu machen. Nichtsdestotrotz möchte ich, dass möglichst wenig andere von den Gottesdiensten ausgegrenzt werden. Bei 2G wird dabei nicht nur hier, sondern generell übersehen, dass es hauptsächlich dazu dient, die Ungeimpften zum Impfen zu drängen, und den kontraproduktiven Nebeneffekt hat, dass sich diese Leute mitten in der vierten Pandemiewelle jetzt erst einmal viel seltener testen lassen.
Reiner Neises
Wolfgang Breidt 09.12.2021, 05:02 Uhr:
Die Meining der Kirchenpräsidentin Bei der Wieden ist unmöglich. Sie hat scheinbar keinerlei Ahnung von epidemiologischen Vorgängen. Wer sich in der gegenwärtigen Situation nicht impfen lässt, missachtet das christliche Gebot der Nächstenliebe.
Werner Niedzwicki 06.12.2021, 08:50 Uhr:
Ich kann die Argumente der sog. "Querdenker" bei aller geübter Toleranz nicht nachvollziehen:
Es gibt niemanden - auch unter seriösen Wissenschaftlern -, welche eine Impfung unter Hinweis auf angebliche Selbstheilungskräfte des Körpers o.ä. ablehnen; im Gegenteil:
nach nunmehr Milliarden (!) Impfungen auf der ganzen Welt sind die Daten so voller Zuversicht, dass wir dankbar für diverse Gegenmittel sein müssen, welche die Wissenschaft so schnell gefunden hat. Eine grössere Unsolidarität als bei den Impfgegnern voller Egoismus habe ich in mehr als 70 Jahren noch nicht erlebt.
Die - per Verfassung garantierte- Freiheit findet immer dort ihre Grenze, wo ich rücksichtslos andere bewusst gefährde.
Mit freundlichen Grüssen! Werner Niedzwicki
U.K. 06.12.2021, 08:37 Uhr:
Ich habe in der Sorge um die schwächsten letztes Jahr im Krankenhaus Coronakranke gepflegt und konnte mich, wie fast alle meiner Kolleg*innen, nicht ausreichend schützen und hatte Corona. Wir habe mehrfach im Sommer auf eigene Kosten Antikörpertests gemacht und haben immer noch deutliche Antikörpertiter (das weiß kaum ein geimpfter von sich). Aus diesem Grund sind manche von uns noch nicht geimpft und nun sollen wir aus den Gottesdiensten ausgeschlossen werden?
Lutz Tauber, Pfr.i.R. 05.12.2021, 18:18 Uhr:
Frau Bei der Wieden, ich habe Christen gefragt, warum sie sich nicht impfen lassen, schon nur diese Nachfrage lässt sie hoch gehen und aggressiv werden. Ich habe keine Impfverweigerungs-Christen erlebt, die es mir gutwillig erklärt haben.( Wir sprechen hier nicht von Nichtgeimpften aus medizinischen Gründen!) Ich habe höchsten ein „ das geht Dich nichts an“ zu hören bekommen. Es ist mühsam, um nicht zu sagen unerträglich, dass die Minorität die Mehrheit beherrschen will und auch noch von Frau Bei der Wieden Verständnis bekommt.
Herr Kollig hat Recht, dass wir eine Verantwortung für uns selbst UND unseren Nächsten haben. Es kann nicht nur um der eigen Seele Seligkeit gehen- das ist Egoismus pur.
Lutz Tauber, Pfr.i.R.
Petra Hammann 04.12.2021, 13:04 Uhr:
Dadurch, dass in jeder Gemeinde auch ein 3G-Gottesdienst angeboten werden soll, wird niemand gehindert an einer Teilnahme. Die Differenzierung halte ich durchaus für gerechtfertigt, denn die Gefahr ist sonst zu groß, dass uns erneut staatliche Stellen vorschreiben, was die Kirchen zu tun und zu lassen haben. Und dann ohne Unterschied. Außerdem sind gerade viele ältere Menschen noch sehr ängstlich, wieder den Gottesdienst zu besuchen. Ihnen, aber auch allen anderen muss eine größtmögliche Sicherheit geboten werden. Ein echtes Problem hätte ich allerdings damit, wenn es nur noch 2G-Gottesdienste gäbe. Denn dann wäre die Impfung Voraussetzung für Art. 4 GG. Das kann es nicht sein. Jede und jeder, auch wenn uns die Weigerung, sich und andere durch eine Impfung zu schützen, noch so unverständlich erscheinen, muss in der Kirche Gottes Nähe erfahren dürfen und die Sakramente empfangen.
BV 04.12.2021, 10:15 Uhr:
Es dürfte mittlerweile hinlänglich bekannt sein, dass auch Geimpfte sich anstecken, das Virus weitertragen und sogar schwer erkranken können. Die Entscheidung des Erzbistums Berlin, gerade in der Advents- und Weihnachtszeit durch 2G-Messen einen Teil der Gläubigen auszuschließen, fördert die Spaltung in der Gesellschaft und auch in Familien. Diese Entscheidung führt auch dazu, dass sich ein Teil der Gläubigen moralisch überlegen fühlt und ungeimpften Gläubigen das "Christsein" abspricht, ohne im Geringsten die Beweggründe zu kennen (dies zeigt sich teilweise ja auch hier in den Kommentaren). Erschreckend!
Brigitte 03.12.2021, 20:32 Uhr:
Ja, der Meinung bin ich auch, ungeimpfte sind gesund! Was soll das, sämtliche Krankheiten gab es schon, und niemand wurde ausgeschlossen. Wie soll denn 2 G überprüft werden? Ich habe meine Ehrenämter - vor kurzen- alle niedergelegt, da in Zeiten von Corona sich kaum jemand gemeldet hat. nennt man das christlich? Und wenn ich Weihnachten in der Kirche - ohne - meine Tochter und Enkelin sitzen soll, dann mache ich es mir zu Hause mit Ihnen gemütlich. Denn es gibt auch Menschen, die NICHT geimpft werden können, und die schließt man dann auch aus. Iat das alles traurig geworden! Ich habe zu Beginn von Corona Peter Maffays Buch gelesen, und ganz faszieniert hat mich das Kapitel Glaube und Kirche, denn glauben kann ich ÜBERALL und beten auch! Schöne Advents- und Weihnachtszeit allen
Pfr. Clemens Pullwitt 03.12.2021, 20:09 Uhr:
Gottesdienste unter der 2-G-Regel sind meiner Meinung nach aus theologischen Gründen nicht möglich. Auch Ungeimpfte müssen Anteil haben am Wort Gottes und den Sakramenten. Nur 3 G ist möglich. So gilt es im Erzbistum Hamburg, in dem ich jetzt wohne. Soll der Flickenteppich in den deutschen Diözesen genauso groß sein wie in den Bundesländern?
Helene Tschacher 03.12.2021, 18:47 Uhr:
Ich als Geimpfte kann ebenfalls erkranken und Ungeimpfte anstecken. Die Impfung vermindert jedoch das Risiko eines schweren Verlaufes einer Covid Erkrankung. Ungeimpfte handeln verantwortungslos wenn sie sich auf ihr Recht berufen sich gegen eine Impfung zu entscheiden und nicht auch ihre Pflicht (als Christ) sehen sich impfen zu lassen. Die Zahl jener, die sich auch gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen kann, ist verschwindend gering. Die Argumentation von Frau Bei der Wieden wird der Ernst der Lage nicht gerecht. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst: dann wirst du ihn nicht belügen, betrügen noch durch fahrlässiges Verhalten töten.
Ich könnte mir vorstellen, dass sie Gott am Heiligen Abend erst zum Impfen schickt und dann zum Gottesdienst willkommen heißt ... aus Nächstenliebe.
Erhard Schöwel 03.12.2021, 15:28 Uhr:
Bitte nur 2 G. Mit starken Kontrollen.
Das im Prinzip und unchristliche Verhalten der Ungeimpften verbietet eine Teilnahme in Innenräumen. Bin 72…Jahre und möchte dieses Risiko nicht nehmen.
Erhard Schöwel
Mandari 03.12.2021, 14:50 Uhr:
Gesunder Menschenverstand ist gefragt, in allen Jahrhunderten gab es Krankheiten, Tod und Schuldzuweisungen! Ausgrenzung, Verfolgung,usw. von verschiedendsten Gruppen und auch Glaubensrichtungen! Nichts hat sich geändert! Gerne mal Pest, Juden, Mittelalter in einer Suchfunktion eingeben, da kommt man ziemlich schnell zu den ersten Progromen der Menschengeschichte! Und Politik konnte man noch nie trauen!
S. L. 03.12.2021, 11:35 Uhr:
Ganz wichtig: Ein getesteter Ungeimpfter ist gesund. Sie brauchen niemanden vor ihm zu schützen. Er ist völlig ungefährlich. Wirklich wahr!
Erhard Schöwel 03.12.2021, 11:25 Uhr:
Bitte nur 2 G. Mit starken Kontrollen.
Das im Prinzip unchristliche Verhalten der Ungeimpften verbietet eine Teilnahme in Innenräumen. Bin 72 Jahre und möchte dieses Risiko nicht nehmen.
Erhard Schöwel
Albert Fries 30.11.2021, 20:20 Uhr:
Liebe Frau Bei der Wieden, ich meine doch, dass Gott überall ist und hoffentlich auch in der Kirche.Und ich denke mir schon, dass er möchte, dass die Menschen gesund bleiben. Dafür müssen wir selbst sorgen, dass sie
sich nicht selbst in Gefahr bringen.
Ein Heiliger (der Name ist mir entfallen) soll sich mal aus seiner Meditation zu Hause verabschiedet haben : " Auf Wiedersehen Gott, ich gehe in die Kirche".
Albert Fries