Pro und Contra
Sex-Käufer bestrafen?

Simone Kleinert:
Ja, das schreckt Freier ab!
Prostitution ist eine Menschenrechtsverletzung. Und ein System aus Gewalt und Ausbeutung. Der Fokus muss auf die Nachfrageseite gerichtet werden. Freier bestimmen die Nachfrage. Sie sind zu 99 Prozent männlich, kaufen alte und junge Frauen, Schwangere, Minderjährige, auch Männer zur sexuellen Benutzung. Durch die Legalisierung der Prostitution haben sie einen Freifahrtschein zum kommerziellen sexuellen Missbrauch erhalten und tragen wesentlich zur Zwangsprostitution bei. Die nachgefragten Praktiken werden wegen der Pornografie immer gewaltvoller und frauenerniedrigender.
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Es gibt keinen guten Freier. Dem Freier geht es um Macht. Sobald er zahlt, bestimmt er. Das sogenannte Prostituiertenschutzgesetz impliziert die Freiwilligkeit der Prostituierten – ein fataler Irrglaube. Nach Strafgesetzbuch machen sich alle Freier, die die Zwangslage eines anderen Menschen durch »Sexkauf« ausnutzen, strafbar! Gab es Verurteilungen? Nein.
Wird Sexkauf kriminalisiert wie etwa in Schweden, hat dies eine normative Wirkung – und verringert automatisch die Nachfrage. Freier werden abgeschreckt, wenn sie für ihr Handeln zur Verantwortung gezogen werden können. Deshalb sollte das Nordische Modell eingeführt werden. Es umfasst Entkriminalisierung der Prostituierten, Ausstiegshilfen, Aufklärungsarbeit darüber, dass Prostitution Gewalt ist, und die Kriminalisierung von Profiteuren wie Freiern sowie Zuhältern und Bordellbetreibenden.
Was vermitteln wir unseren Söhnen, wenn sie mit ihrem Taschengeld eine 18 Jahre alte, nicht alphabetisierte Rumänin zur sexuellen Benutzung kaufen dürfen? Dass Männer Frauen in Heilige und Hure aufteilen dürfen. Nur durch die uneingeschränkte Freier-Bestrafung können wir die Gleichstellung der Geschlechter erzielen.
Ruby Rebelde:
Nein, das diskriminiert Frauen!
Das sogenannte Nordische Modell verletzt die Menschenrechte von Sexarbeitenden. Es erkennt sie nicht als gleichwertige Mitglieder der Gesellschaft an, weil nach diesem Modell Sexarbeit abgeschafft werden soll. Doch wann in der Menschheitsgeschichte führten Verbote dazu, dass zum Beispiel der Alkohol wirklich verschwand?
Das zeigt ja die Nachfrage nach Sexarbeit gerade in Ländern mit Nordischem Modell. Zu meinen, dort gäbe es keine Sexarbeit mehr, ist ein Trugschluss. Das Verbot erschwert lediglich die Bedingungen für Anbietende und Kunden. Eine Wohnung mieten? Kinder großziehen? Freunde oder Familie unterstützen? Mit dem Taxi fahren? Solch normale Dinge sind für Sexarbeitende in diesen Ländern kaum möglich. Denn: Allen Personen im Umfeld einer Sexarbeitenden kann Zuhälterei oder Förderung der Prostitution vorgeworfen werden.
Menschen, die sich um das Wohl von Sexarbeitenden sorgen, sollten fragen: »Was brauchst du?«, anstatt ihnen eine »Ausstiegshilfe« aufzunötigen, die sie als Abwertung, Zwang und Viktimisierung empfinden. Sexarbeit hat soziale Voraussetzungen. Armut, soziale Ungleichheit und Unterdrückung sind globale Probleme, auf die das Nordische Modell keine Antworten hat. Sexarbeit ist deren Ausdruck, nicht das zu bekämpfende Übel.
Also bitte nicht Sexarbeitende bekämpfen, sondern Armut! Das Sexkaufverbot führt nicht dazu, dass die Gesellschaft sich den wahren Problemen stellt. Migrantische Sexarbeitende suchen bessere Lebensbedingungen. Das Nordische Modell macht ihnen das Leben schwer und übt ihnen gegenüber staatliche und strukturelle Gewalt aus. Deswegen fordern Sexarbeitende weltweit: Rechte statt Rettung! Und: Redet mit uns, nicht über uns!
Sex-Käufer bestrafen?
Simone Kleinert ist im Lenkungskreis Bündnis Nordisches Modell und bei Terre des Femmes Dortmund aktiv. Die Sozialpädagogin und Betriebswirtin versteht sich als Radikalfeministin.
Ruby Rebelde ist Feministin und Aktivistin für die Rechte von Sexarbeitenden unter anderem im Vorstand von Hydra e. V.
Sex-Käufer bestrafen?
Uns interessiert Ihre Meinung in der aktuellen Umfrage auf www.publik-forum.de/umfrage
Um meinen "Hurenausweis" zu erhalten, wurde ich mehrfach befragt. Gesundheits- und Ordnungsamt bekommen also bei registrierten Sexarbeitenden schon mit, wer wie freiwillig arbeitet.
Wir müssen gegen menschenverachtende Kriminalität konsequent vorgehen, welche jetzt schon vorbei an Polizei, Ordnungsamt und Finanzamt passiert. Dagegen muss die Politik etwas unternehmen und nicht gegen gesetzestreue, selbstbestimmte Sexarbeitende.
Mit dem nordischen Modell würde mir mein Verdienst und meine Passion genommen.
Aber ich liebe meinen Job und meine Gäste schätzen meine Dienste. Ich kann Freude spenden und mich selbst in all meinen Facetten ausleben. Ich zahle simpel Miete für hygienisch einwandfreie Räume und niemand zwingt mich oder nimmt mir den Lohn ab.
Warum soll ich nicht weiter mit Freude arbeiten dürfen?
Respect Sexwork, PLEASE!
SPACE INTL hat Vertreterinnen, auch in Deutschland , die sich öffentlich - wenn sie dazu in der Lage sind - für das Nordische Modell einsetzen. Wie wäre es mit einer Interview Reihe?
Kontakte erhalten Sie über SOLWODI Baden-Württtemberg e.V., sisters e.V., Ella e.V. , Space Int. https://www.spaceintl.org etc.Zu Ihrer polarisierenden Fragestellung fehlt mir die Vermittlung von Basiswissen, insbesondere aus Sicht der Überlebenden und aus Sicht der Trauma - Expertinnen, z. B. Psycholog*innen wie Michala Huber, erste Vorsitzende der deutschen Gesellschaft für Trauma und Dissoziationu.a. . Bitte übersehen sie nicht, dass Vereine mit einer Pro-Sexkauf Ausrichtung u.U. finanziell durch Bordellbetreiber gefördert werden, vgl. Bremen. Helga Tauch
Aber wir wissen ja, dass ihr entweder zusätzlich Betreiber (Menschenhändler) seid oder solche im Nacken sitzen habt, also nichts für ungut.
Und das ist nicht nur meine Meinung sondern die all meiner Kolleginnen und Kollegen. Wir wollen kein Nordisches Modell! Es gegen unseren Willen einzuführen wäre eine Schande für Deutschland ????… wir haben uns bewusst freiwillig selbstbestimmend für diesen Job entschieden. Ich bin in allen Bereichen der käuflichen Liebe ( Bordell, laufhaus , Nachtklub Massage Studio uvm ) gewesen u fand es spannend interessant in diese. unterschiedlichen Locations arbeiten zu dürfen. Ich wöllte auf keinen Fall einen anderen Job nur weil manche denken mich oder Kolleginnen retten zu müssen.
Es geht um Menschenrechte und Menschenwürde, nicht um Moral.
https://taz.de/Forderung-nach-nordischem-Modell/!5601153/
Prostitution ist Anzeichen und Vertiefung von Ungleichheit und Machtausübung, Männer gegenüber Frauen, Arm gegen Reich, Mitteleuropäer gegen MigrantInnen. Eine demokratische Gesellschaft kann nicht behaupten, dass es irgendeine Wertschöpfung darstellt, Prostitution weiter so zu fördern wird jetzt. Dass sie den Betroffenen schadet, ist offensichtlich und wer das Sexarbeit nennt, ist verblendet. Es hat keinen Wert, gut zu heißen, dass Frauen sich zu Sexgehilfinnen für Freier machen sollen. Warum wird das unterstützt bei gleichzeitigen Debatten um meeto ?
selbst "freiwillige" sind meist massiv abhängig von Vermietern, Fahrern und Schleusern; oft ohne Anmeldung und entsprechend nach aktuellem Recht kriminell und ohne Einbindung ins Gesundheitssystem.
Und alle sind immer Opfer von Gewalt und Missbrauch, auch ohne Zuhälter, dennoch von Freiern (schaut mal in deren Foren) und oft durch Gewalt- und Missbrauchserfahrungen in Kindheit und Jugend konditioniert worden, in die Prostitution zu gehen (Reviktimisierung, ähnlich wie bei wiederholten Opfern häuslicher Gewalt);
und alle sind immer Opfer von Ausbeutung, auch ohne Zuhälter, dennoch von Betreibern, Agenturen und nach derzeitigem Recht von Behörden (Gewerbesteuer von Betreibern, die sich vermeintlich unwissentlich von Menschenhändlern beliefern lassen; pauschal nach Schätzungen erhobene Einkommenssteuer von angemeldeten Prostituierten).
Wie - ganz konkret - ein weiteres Verbot in diesem Bereich eindämmend wirken soll, kann dann aber keine*r der Proponent*innen des Sexkaufverbots kriminologisch stichhaltig erklären. Denn bei Zwangsprostitution (streng abzugrenzen von Sexarbeit) sprechen wir bereits über eine Situation, in der kriminell gehandelt wird. Das bestehende Verbot hat ersichtlich keine Wirkung gezeitigt, sodass es geradezu absurd ist, anzunehmen ein weiteres Verbot würde die ersehnte Lösung bringen.
Es scheint, wenn es um moralisierende Ideologie, paternalistische Bevormundung und Kontrolle von (wohl überwiegend) Frauen geht, verabschieden sich einige vom logischen Denken...
Ein Sexkaufverbot würde dazu führen, dass die Einkünfte aus der Sexarbeit als aus einer Straftat erlangt der Einziehung unterliegen (auch wenn es keine Straftat des*der Sexarbeiter*in ist). Aus dem gleichen Grund würden die Einkünfte bei der Bank das Alarmsystem gegen Geldwäsche auslösen und zur Kontokündigung führen. Jede*r Helfer*in des*der Sexarbeiter*in (aufpassender Freund, zum Termin fahrende Bekannte etc.) würde sich wegen Beihilfe zum Sexkauf strafbar machen. Dass sie vornehmlich dem*der Sexarbeiter*in helfen wollten, spielt keine Rolle.
Empirisch steht zu erwarten, dass die resourcenstrapazierte Polizei das Delikt gegen Kund*innen nicht in signifikantem Umfang verfolgen wird. Wohl aber werden Vermieter und Banken versuchen, sich bereits vorab zu schützen.
Rechtlich steht also zu erwarten, dass ein Sexkaufverbot ausschließlich Nachteile für Sexarbeiter*innen haben wird.
Niemand käme auf den Gedanken zu schreiben, dass er seinen Physiotherapeuten kauft...
Ihr, die uns verurteilt, solltet euch sowas von schämen. Zu gerne würde ich mit euch mal persönlich reden. Aber taube Ohren erreicht auch kein schlagendes Herz. Ich wünsche euch alles Gute und bin mir sicher, dass ihr niemals die Wahrheit sehen werdet, wie essentiell und wundervoll dieser Job ist. Hört auf uns über einen Kamm zu scheren, das wäre mal ganz nett.
Was ist los mit euch? Ich denke, ihr habt einfach nur keine Ahnung. Schade, dass ihr all die Behinderten nicht seht, die Schwerkranken, die Alten, die alleinerziehenden Mütter, die Krebskranken, die glücklichen Pärchen, die Schüchternen, die Unerfahrenen, die Sexarbeit in Anspruch nehmen. Weil sie niemanden haben. Außer uns. Und wir es von Herzen tun, was auch immer. Lasst uns freiwillige in Ruhe
In unserem Land gilt das Recht auf sex. Selbstbestimmung. Ein Recht darauf, einen anderen Menschen zur eigenen sex. Befriedigung benutzen zu können, gibt es dagegen nicht. Auch nicht, wenn man bezahlt. Was vielen Menschen immer noch nicht klar zu sein scheint, würde durch eine Bestrafung der Sexkäufer nachvollziehbarer.
Bei all der Debatte Ausstiegshilfen nicht vergessen.
Stellen Sie sich vor, jemand würde für andere Branchen, in denen Ausbeutung bis hin zum Menschenhandel stattfindet, ein Vergütungsverbot einführen. Es wäre in diesen Fällen doch offensichtlich, dass dies keine Lösung darstellt, denn gute Arbeitsbedingungen erfordern nun mal einen guten Lohn. Wer aber die Entlohnung von Arbeit verbieten will, hat in Debatten gegen Ausbeutung nichts zu suchen.
Bei Sexarbeit/Prostitution speziell ist außerdem klar, dass die Unterstützer*innen des Verbotes eigentlich eine konservative Sexualpolitik voranbringen wollen, wonach Frauen nicht mehr über ihre Körper entscheiden können sollen.
Ich weiss von was ich spreche, ich habe mich jahrelang mit dem Thema beschäftigt und über Prostitution geforscht und bin jetzt Mitfrau bei Terre des Femmes und der AG Frauenhandel und Prostitution!
Gegen Gewalt ebenso wie gegen Menschenhandel und Zwangsarbeit gibt es eine hinreichende Gesetzeslage, die nur exekutiert werden müßte, um Gewalt gegen Frauen zu verringern.
Frauen wegen ihrer Berufswahl zu diskriminieren und zu Untermenschen zu stempeln hingegen ist das Letzte.
just my 3 cents
Anerkennung und Kontrolle würden viel mehr gegen Zwangsprostitution ausrichten.
Auf empörte Rückfrage der Besitzer kommt dann lächelnd die Rückmeldung: "Aber nein, Sie tun nichts illegales. Es ist lediglich verboten, bei Ihnen einzukaufen!"
Wenn die Befürworter des "nordischen Modells" ehrlich sind, geht es ihnen letztlich doch weder um Armutsbekämpfung noch das Wohlergehen der Frauen (denn beides verbessert sich nicht dadurch, dass man Sexarbeit pauschal in die Kriminalität drängt & sie folglich nur noch in Hinterhöfen stattfindet).
Wie bei Schwangerschaftsabbrüchen geht es bei Prohibition letztlich nicht um das "ob", sondern das "wie".
Der wahre Grund ist eine reaktionäre Sexualmoral, auf die auch CSUler stolz wären.
Niedrigschwellige Beratung und medizinische Versorgung würde mir entzogen werden.
Und nein, ich bin kein Einzelfall. Menschen mit Behinderungen sind auch in der Sexarbeit. Besonders mehrfach marginalisierte SexarbeiterInnen, so wie ich, müssten in der "Randexistenz" und massiver Stigmatisierung unser Dasein fristen.
Der sexuelle Missbrauch von Kindern und Jugendlichen, Zuhälterei und Menschenhandel sind Straftaten. Diese Straftaten als Prostitution zu bezeichnen führt zu einem fatalen Relativismus.
Opfer dieser Straftaten gleichzustellen mit einer Tätigkeit, die in Deutschland legal ist, das ist menschenverachtend!
Absolut GEGEN DAS NORDISCHE MODELL
Derartige Gesetze verschlimmern alles
Stattdessen: Aufklärung, Entstigmatisierung und finanzielle Absicherung
Achja: und Patriarchat zerstören
Dass dadurch die Prostitution in die "Illegalität" abwandert ist folgerichtig falsch. Zudem beweist das #NordischeModell dass (beispielsweise in Schweden) einen sukzessiven Rückgang derselben aufgrund von Alternativen wie Ausstiegshilfen, Therapien und Weiterbildung der Frauen.
Was obendrein beim Thema Prostitution stets vergessen wird ist das Gesellschaftsbild. Was macht es mit einer Gesellschaft, wenn Männer Frauen kaufen? Auch hier beweist Schweden eine positive Veränderung in der Gesellschaft: Der Großteil der Schweden lehnt Prostitution ab.
Das #NordischeModell ist daher auch gesellschaftlich ein Fortschritt.
Das Gros der Prostituierten stammt aus den Armenhäusern dieser Welt (über 50% in Deutschland aus Rumänien, Bulgarien und Ungarn). Einzelne besser gestellte Prostituierte sind nicht repräsentativ für die Mehrheit der Frauen innerhalb der Prostituition.
Ver.di hat in einer Studie danach gefragt, wie viele der rund 400.000 Prostituierten in Deutschland einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach gehen möchten. Ergebnis: 0,00025%. Das istt praktisch NULL.
Prostitution verursacht, abgesehen von weitreichenden psychischen, physischen und psychosomatischen Leiden, posttraumatische Belastungsstörungen sowie eine vierfache Sterberate.
Der Bundesverband der Psychotherapeuten in Deutschland hat aus diesem Grund auch einen Aufruf an die Bundesregierung gerichtet das #NordischeModell zu unterstützen.
Der geschütze Sektor bietet bd. Parteien den rechtsverbindlichen Rahmen der Dienstleistung und ist Bestandteil einer Professionalität.
Nur durch etablieren eines professionellen Berufsfeldes lässt sich auch der ungeschützte Tätigkeitsbereich nachhaltig zurückdrängen bzw. verändern.
Nicht Verbote verändern die Situation der Prostitution sondern Anerkennung des Berufes und Regulation bzw. Definition der Pflichten und Rechte der Prostitution.
Ich persönlich kenne mindestens sieben Sexarbeiterinnen, die vorher in Pflegeberufen gearbeitet haben und heute deutlich zufriedener als selbstbestimmte Sexarbeiterinnen arbeiten.
NEIN zum nordischen Modell, das Sexarbeiter*innen nur in den Untergrund treiben würde und damit viel anfälliger für Übergriffe machen würde.
JA zu Ein- und Ausstiegshilfe für Sexarbeiter*innen und deren Professionalisierung.
Die meisten Sexarbeiter wissen sehr genau was sie tun und wären ganz sicher auch jederzeit in der Lage den Job an den Nagel zu hängen, wenn sie ihn physisch oder psychisch nicht mehr bewältigen können (gern mit Ausstiegshilfen).
Das Argument der Bekämpfung von Zwangsprostitution ist auch völlig daneben, weil Zwangsprostitution schon längst ein Straftatbestand ist. So werden Menschenhandel, Zwangsprostitution oder Vergewaltigung von Polizei und Justiz schon längst intensiv verfolgt wird, sobald es kleinste Hinweise gibt. Deshalb bringen neue Regeln und Gesetze ganz sicher keine Abhilfe. Durch das nordische Modell wird eher das Gegenteil passieren und sich die Lage der SexarbeiterInnen deutlich verschlechtern.
Der tatsächliche Menschenhandel und Zwangsprostitution sind bereits illegal, hier fehlt es eher an Durchsetzung bestehender Gesetze.
Ein Verdrängen selbstbestimmter Sexarbeiter in die Illegalität würde die Situation sogar weiter verschlimmern. SWERFS sind Reaktionäre, die die eigene Biedermeiermoral mit vermeintlichem Feminismus rechtfertigen wollen.
An die Vorredner "pro Sexarbeit": Nein, es ist keinem Arzt verboten, jemanden zu untersuchen, der sich prostituiert, auch im Nordischen Modell nicht. In die Straßenprostitution wird dadurch auch niemand getrieben, das ist faktisch falsch.
Vor dem Nordischen Modell habe ich grosse Angst, da es mich und meine Kunden in die Illegalität treiben würde. Es verbietet nämlich ebenso die "Förderung der Prostitution" D.h. es verbietet Banken mir ein Geschäftskonto zu geben. Es verbietet meinem Provider mir eine Website zu geben. Es verbietet meinem Arzt mich unentgeltlich auf Geschlechtskrankheiten zu testen. Es verbietet meiner Vermieterin mir Arbeitsräume zu vermieten usw. Im Grunde fördert es also genau das was es vorgibt zu bekämpfen.
Und das ist nicht nur meine Meinung sondern die all meiner Kolleginnen und Kollegen. Wir wollen kein Nordisches Modell! Es gegen unseren Willen einzuführen und zu behaupten es diene unserem Schutz ist verlogene Bigoterie.
Wieso geht man die evtl Missstände nicht an der Wurzel an? Deckt Menschenhandel und Zwang auf, und verurteilt Verbrecher?
Das schwedische Modell hilft den Sexarbeitern und Sexarbeiterinnen, die freiwillig arbeiten nicht! In Schweden werden Sexarbeitern sogar ihre Privatwohnungen gekündigt, weil Vermieter Angst haben, dass sie sonst vor den Kadi kommen könnten? Wenn zwei Frauen zusammen in einer Terminwohnug arbeiten, und die eine an die Hauptmieterin Untermiete zahlt, kann die Hauptmieterin für Zuhälterei verurteilt werden.
Wer glaubt, dass bei all dem Sexarbeit sicherer wird, sollte nochmal nachdenken!
Menschenhandel gibt es überall. Viel zB auch in der Landewirtschaft. Sollen jetzt auch Menschen, die spanische Tomaten kaufen, kriminalisiert werden, weil dort Landarbeiter oft genug wie Sklaven gehalten werden?
Das NM diskriminiert Prostituierte, treibt Sie auf den Straßenstrich und bietet darüber hinaus keine Perspektivien. Klar ist, Zwangsprostitution gehört deutlich massiver bestraft als es derzeit wird, nicht aber die Frauen.
Zumal ich es auch angebrachter halte, denen zuzuhören, um die es auch geht. Insbesondere, wenn auf der anderen Seite ein eher kontroverser Verein wie TdF steht, der sich auch in anderen Belangen *gegen* Menschenrechte engagiert aus einer skurrilen Auffassung des Feminismus heraus, wie z.B. bei ihrer Verteidigung von Konversionstherapien und gegen ein entsprechendes Verbot.
Und wie gedenkt die Sittenpolizei dann bitte mit der Klientel von SexassistentInnen umzugehen? Ein Mann der MS im Endstadium hat und sich nicht einmal mehr ohne fremde Hilfe im Bett umdrehen kann, ist ein potenzieller Vergewaltiger?
Mit Betroffenen sprechen ist zwar gut, dennoch sind diese oft aufgrund ihrer Konditionierung und ihrer Traumata nicht in der Lage, ihre tatsächliche Situation einzuschätzen und zu überblicken. Wenn wir Kindern in Dritte Welt-Ländern die Arbeit wegnähmen, wären sie auch erstmal nicht einverstanden, weil sie Essen brauchen und sich keine Alternative vorstellen können, Trotzdem gibt es keine Zweifel. dass Kinderarbeit grundsätzlich abgeschafft werden muss.
Ganz zu schweigen von der schwer zu verfolgenden Zwangsprostitution, die mit dem Nordischen Modell extrem eingedämmt werden könnte.
Sowohl damals in Schweden, als auch jetzt in Studien wird auch mit Sex-gegen-Geld-Anbietenden gesprochen.
Demnach sollen in Deutschland 98% der in der Prostitution Tätigen traumatisierende Erfahrungen machen.
Opfer einer Vergewaltigung oder Zeugen eines Kriegsgeschehens bilden seltener eine Posttraumatische Belastungsstörung aus, als Menschen, die sich aufgrund von Geldzahlungen in ihren sexuellen Handlungen beeinflussen lassen (müssen).
Dennoch fühlen sich die meisten nicht als Opfer.
Auch aus deren Perspektive hat sich der Sex-kaufende Freier "frei" gekauft.
Doch wer per Geldzahlung einen Menschen zu einer sexuellen Handlung motiviert, erzeugt ein Missbrauchs-Setting und übt sexuelle Gewalt aus.
Es wird Zeit, dass er auch in der BRD für die Folgen seines Handelns verantwortlich gemacht wird.
Noch wichtiger/dringender finde ich aber, die Präventions- und Ausstiegsprogramme des Nordischen Modells.
Nein, Prostitution wird nicht verschwinden, aber durch das Nordische Modell wird eine Bewusstseinsveränderung ermöglicht, dass es eben nicht „normal“, da legal, und in Ordnung ist, sich einen Menschen (meistens eine Frau) zu kaufen und wie ein Objekt zu nutzen. Menschen sind keine Dinge. Und nur weil es Gesetze gibt, die Diebstahl oder Mord verbieten, verschwinden diese nicht aus der Welt, aber bei den meisten Menschen gibt es doch das Bewusstsein, dass beides grundsätzlich ethisch nicht in Ordnung ist…
Die Scheinlegalität liefert die Opfer hilflos aus, da ihre Aussagebereitschaft gebraucht wird. Deshalb > grundsätzlich als Opfer anerkennen und entsprechende effektive Hilfen anbieten und ihr Umfeld grundsätzlich als Verbrecher anerkennen und ohne wenn und aber hochnehmen.
Die nordischen Länder machen es vor, aber die mitteleuropäischen verdienen zu gut daran mit (Gewerbesteuer von Betreibern, die sich von Zuhältern beliefern lassen, pauschal nach Schätzungen erhobene Einkommenssteuer von angemeldeten Menschenhandelsopfern etc.)
Wie wäre es damit: die Selbstbefriedigung als probates Mittel zu bewerben um sexuelle Anspannung abzubauen? Der Verlust der Arbeitsplätze für freischaffende Prostituierte mag man beklagen, den Betreibern der Zwangsprostitution gilt es den rechtlichen Boden zu entziehen.