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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 14/2021
Der Inhalt:

Pro und Contra
Erfüllen ARD und ZDF noch ihren Auftrag?

vom 21.07.2021
Jede Programmreform wie derzeit im ARD-Fernsehen ist Anlass zu fragen: Bringen die öffentlich-rechtlichen Sender zu viel seichte Unterhaltung und zu wenig Kultur und Information? Erfüllen sie noch ihren Auftrag, »der Bildung, Information, Beratung und Unterhaltung zu dienen«? Stimmen Sie ab!

Christoph Fleischmann:

Ja, auch wenn Streit darüber nottut!

ARD und ZDF bringen nach wie vor tolle Informationssendungen: im Radio, im Fernsehen, im Internet. Es stimmt nicht, dass alles der Quote untergeordnet würde. Das sage ich, der ich jahrelang für das öffentlich-rechtliche Radio als Freiberufler gearbeitet und mich dabei immer wieder geärgert habe, wenn Informations- oder Kultursendungen gekürzt oder gestrichen wurden, weil sie als zu schwierig galten. Oder weil man meinte, mit anderen, »leichteren« Formaten mehr Hörerinnen oder Zuschauer vor die Geräte locken zu können. Natürlich soll man über jede Programmreform, wie aktuell die Pläne für das Erste, streiten, aber eine Pauschalkritik an seichter Fernsehunterhaltung und zu teuren Fußballrechten macht es sich zu leicht. In einer Demokratie rechtfertigt sich ein öffentlicher Sender nicht nur, aber auch über Mehrheiten. Ein Programmangebot, das in seiner Gänze nur noch eine Minderheit anspräche, geriete unter Legitimationsdruck: Darum braucht es Quotenbringer und Kultur- und Informationsformate. Und gerade Letzteres bringen die Öffentlich-Rechtlichen nach wie vor in großer Vielfalt: arte und 3sat, phoenix und die anderen Info-Kanäle, Deutschlandfunk und Kulturradios, Dokus und Serien, die über die Mediatheken laufen, hochwertige Kinderprogramme, tolle Internetformate vom ARD-Kind funk. Leute, statt zu jammern, schaut und hört diese Angebote, damit sie mehr Zuschauerinnen und Zuhörer bekommen und ausgebaut werden!

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 14/2021 vom 23.07.2021, Seite 8
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Es ärgert mich, wenn Leute sich detailliert und oft auch zu Recht über flache Talksendungen aufregen. Wer hat dich gezwungen, die anzuschauen? Warum hast du stattdessen nicht auf arte umgeschaltet oder dir noch eine gute Doku in der Mediathek angeschaut? Das würde diesen Formaten und denjenigen, die für sie arbeiten, helfen.

Constantin Wißmann:

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Nein, sie hängen zu sehr an der Quote!

Acht Milliarden Euro, das ist drei Mal so viel, wie die deutschen Schulen bräuchten, um fit für den digitalen Wandel zu sein. Mit dem Dreifachen könnten sie wohl zu Palästen des Lernens werden. Stattdessen aber werden jährlich acht Milliarden dafür ausgegeben, dass sich ältere Menschen beim Fernsehen nicht erschrecken. Oder wie soll man sonst erklären, dass in ARD und ZDF verlogene Heile-Welt-Serien wie Das Traumschiff laufen, dumme Quiz-Shows wie Wer weiß denn sowas? oder gefühlte fünfzig Kochshows? Als Grund für all den Quatsch, der viel Geld kostet (vor allem der Fußball) und sämtliche Kanäle verstopft, geben die Verantwortlichen an: Sie müssten eben ein Massenprogramm machen, das den Schnulzen-Gucker ebenso anspricht wie den News-Junkie. Jedoch: Dieser Gedanke geht von Zuständen der 1960er-Jahre aus. Damals war es tatsächlich Aufgabe der öffentlich-rechtlichen Sender, ein Programm technisch zur Verfügung zu stellen und den verfassungsrechtlichen Auftrag zu erfüllen, Informationsvielfalt zu gewährleisten. Beides ist heute obsolet. Fernsehen machen, das können auch private Sender und neuerdings sogar Streamingdienste. Und informieren können sich alle im Internet, und zwar nach ihren eigenen Vorgaben.

Stattdessen beteiligen sich ARD und ZDF am Rattenrennen um die höchste Quote, was bizarr ist. Das Besondere an ihnen ist ja gerade, dass sie nicht darauf angewiesen sind – anders als alle privaten Sender, die einfach eingehen, wenn sie keiner sehen will. Dabei gibt es fantastische öffentlich-rechtliche Sendungen, mit Herzblut und Finesse gemacht. Nur müssen die um jeden Cent und jeden Sendeplatz kämpfen. Würde man sich auf sie konzentrieren, könnten die Sender zu Palästen der Information werden. Ohne teuren Quatsch.

Die Umfrage ist vorbei: so haben unsere Leser abgestimmt!

Erfüllen ARD und ZDF noch ihren Auftrag?

Jede Programmreform wie derzeit im ARD-Fernsehen ist Anlass zu fragen: Bringen die öffentlich-rechtlichen Sender zu viel seichte Unterhaltung und zu wenig Kultur und Information? Erfüllen sie noch ihren Auftrag, »der Bildung, Information, Beratung und Unterhaltung zu dienen«? Stimmen Sie ab!
44 x Ja, auch wenn Streit darüber nottut!
69 x Nein, sie hängen zu sehr an der Quote!
insgesamt abgegebene Stimmen: 113
61%
Schlagwort: Medien
Kommentare und Leserbriefe
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Hans-Peter Grunwald 27.11.2022, 03:19 Uhr:
Also erstens glaube ich aus eigener Anschauung, dass sich die ÖR immer mehr an die Privaten angleichen, sieht man nicht zuletzt an niveaulosen Sendungen oder auch beim Werbeaufwand bei dieser unsäglichen WM, bei der man z.T. den Anstoß verpasst. Oder beim Videotext, wo im jeden zweiten Satz Rechtschreibfehler sind oder die angegebenen Seiten nicht mit den Inhalten übereinstimmen. Hey, ZDF, gebt mir den Job, weil Eure Nerds können es nicht und zocken den ganzen Tag Spiele! Ich mache es besser!!!
Niemand von Euch kann was und dafür verdient Ihr ganz schön viel Geld.
Einfach nur ätzend..., und ekelhaft...

erfur2002 02.02.2022, 09:03 Uhr:
Hallo habe gerade Tagesschau Beitrag über Jens Meier gesehen.
Man hat alle negativen Meinungen gezeigt, aber den Mann selbst nicht zu Wort kommen lassen!
Sieht so eine objektive Berichtserstattung aus?
(Selbst in jedem Drittlandsgericht läst man den Angeklagten ausreden;-) )

Michael Heinrich 27.08.2021:
Natürlich erfüllen ARD und ZDF noch ihren Auftrag! In jedem Content finden sich natürlich Dinge, die nicht jeden interessieren – aber wo soll mit dem Ausmisten angefangen werden? Tierdokumentationen? Traumschiff? Seifenopern? Oder Fußballberichterstattung? Wer freilich über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk jammert, möge sich nur einen halben Tag lang (falls er/sie das aushält) das Programm der sogenannten privaten Sender antun.

Hellmut Schilbach 27.08.2021:
Ich habe mal alle Krimis aller Sender, die in der SZ-Beilage RTV aufgeführt sind, gezählt: Es waren 210 in einer Woche. Das ist doch krank. Die wirklich interessanten Beiträge kommen meist nach 22 Uhr. Wer will oder soll dann noch fernsehen? Warum drehen sie das nicht um: Das Traumschiff und so weiter nach 22 Uhr, dafür 20.15 Uhr politische und vor allem wissenschaftliche Sendungen – das würde ich mir wünschen.

Werner Lauterbach 26.07.2021, 01:46 Uhr:
Erfüllen ARD und ZDF noch ihren Auftrag?
Beim Abwägen zwischen PRO und CONTRA wurde mir bewusst, dass es nicht nur um Programmreformen geht. Ich erinnere Kritiker, die die Öffentlich - Rechtlichen grundsätzlich in Frage stellen. Vor diesem Hintergrund stellen sich mir weitere Fragen: Was verstehen wir heute als Politische Bildung? Welchen Stellenwert nimmt sie derzeit überhaupt noch ein? Stimmen die Formate? Ja – es gibt sie: Die fantastisch gut gemachten Sendungen. Doch welche Zielgruppen werden damit überhaupt noch erreicht? Es gilt über Formate, Sendezeiten und Sendeplätze nachzudenken. Was nützen Sendungen, die mit „Herzblut und Finesse“ gemacht wurden, aber nur von Menschen gesehen werden können, die am nächsten Tag ausschlafen können. Gut – da gibt es den Einwand, den Hinweis auf die Mediatheken. Doch wer nutzt diese Möglichkeiten? Ich vermute es sind diejenigen, die ohnehin schon politische Fragen als persönliche Herausforderung angenommen haben.

Hildegard Barth 25.07.2021, 20:24 Uhr:
Den Contra-Artikel verstehe ich nicht,da ich den "Quatsch,der viel Geld kostet"nicht sehe und auch keine Ahnung habe, was welche Sendung kostet, dafür aber die vielen guten Dokumentationen, Diskussionssendungen, Konzert- und Opernübertragungen auf SWR, BR , arte, phönix, 3sat sehr schätze und auch täglich Deutschlandfunk oder SWR2 höre.Nur eines erfüllt mich mit Sorge, die Ankündigung oder nur Überlegung?den ARD alpha Kanal, einst BR alpha, einzusparen, mit der Begründung, einen Bildungskanal brauche man nicht, Bildung geschehe schließlich auf allen Sendern.Das wäre für mich ein großer Verlust.

Georg Lechner 24.07.2021, 10:02 Uhr:
Sofern die Situation gleich ist wie in Österreich (wo der öffentlich-rechtliche ORF 50 % seines Budgets über Werbung einspielen muss und damit auf Massenprogramme angewiesen ist), führt an der Position von Herrn Fleischmann kein Weg vorbei. Sonst aber neige ich mehr zur Position von Herrn Wißmann. Zu berücksichtigen ist auch, dass Eigenproduktionen teurer sind als eingekaufte Serien oder Talkshows.

Michael Heinrich 24.07.2021, 07:09 Uhr:
Natürlich erfüllen ARD und ZDF noch ihren Auftrag! In jedem Content finden sich natürlich Dinge, die nicht jeden interessieren - wo soll mit dem Ausmisten angefangen werden? Tierdokumentationen? Traumschiff? Seifenopern? Oder meinetwegen Fußballberichterstattung! Wer freilich über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk jammert, möge sich mal nur einen halben Tag lang (falls er / sie das aushält) das Programm der sog. privaten Sender antun.

Hellmut Schilbach 23.07.2021, 12:45 Uhr:
Ich habe mal alle Krimis aller Sender, die in der SZ-beilage RTV aufgeführt sind, gezählt: Schätzen Sie mal! Es waren 210 in einer Woche. Das ist doch krank. Die wirklich interessanten Beiträge kommen meist nach 22 Uhr. Wer will oder soll dann noch fernsehen? Warum drehen Sie da nicht rum: Das Traumschiff usw. nach 22 Uhr, dafür 20:15 Uhr politische und vor allem wissenschaftliche Sendungen - würde ich mir wünschen. Sie werden argumentieren, die kommen im Tages- oder Nachmittagsprogramm. Wer hat da Zeit zum Fernsehen?
MfG.
HS

Helmut Lang 22.07.2021, 22:12 Uhr:
die öffentlich-rechtlichen huldigen den Milliadären die sich wie kleine kinder verhalten um als erstes in den weltraum zu kommen. also ob die welt keine anderen Probleme hat. Und es wird der Gutmensch Gates hofiert, der ide ganze welt durchgeimpft haben möchte. Kritischer Journalismus: Fehlanzeige. Das Gleiche passiert mit der sogenannten Einigung bei Nordstream 2 . Wäre Deutschland ein souveräner Staat wäre man eigentlich nie auf die Erpressungsversuche der sogenannten Weltpolizei eingeangen Ich würde sagen ÖR abschaffen. Gebührenerhöhungen werden für kostespielige Pensionen gebraucht. Gebührenstreik wäre die richtige Antwort. und zwar von 50 Millionen Leuten.

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