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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 3/2020
Der Inhalt:

Pro und Contra
»Judensau« von Kirche entfernen?

vom 11.02.2020
Das Oberlandesgericht in Naumburg hat entschieden, dass die antisemitische Schmähplastik an der Wittenberger Stadtkirche bleiben darf. Der beleidigende Charakter werde durch eine Informationstafel eingeordnet. Doch der Streit geht weiter: Der jüdische Kläger will Revision einlegen. Sollte die evangelische Kirche das Relief entfernen?
Streit über das Relief an der Wittenberger Stadtkirche (Foto: Posi66/Wikipedia)
Streit über das Relief an der Wittenberger Stadtkirche (Foto: Posi66/Wikipedia)

Felix Klein:

Ja, denn die Beleidigung bleibt!

Es ist bedauerlich, dass der Streit um die Wittenberger »Judensau« überhaupt vor Gericht gelandet ist. Ich hätte mir gewünscht, dass die evangelische Kirche von sich aus einen Prozess über den Umgang mit dem Relief eingeleitet hätte – jetzt ist sie in der Defensive.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 03/2020 vom 14.02.2020, Seite 8
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Das Relief bringt zum Ausdruck: Juden sind hier unerwünscht. Bleibt es hängen, wird diese Botschaft als Teil der sogenannten steinernen Predigt der Kirche weiterverbreitet – eine Erklärtafel ändert nichts daran. Das judenfeindliche Werk wirkt beleidigend für jüdische Besucher und Betrachter der Kirche. Zudem können heutige Antisemiten die Plastik nutzen, um ihre Ansichten bestätigt zu sehen. Die evangelische Kirche mit ihrer problematischen Rolle im Dritten Reich sollte sich ihrer Verantwortung bewusst werden. Sie hat seit 1945 wegweisende Beschlüsse zu ihrem Verhältnis zum Judentum gefasst – die Glaubwürdigkeit dieser Bekenntnisse misst sich aber an ihren konkreten Taten. Anderswo, etwa in Bad Wimpfen, reicht möglicherweise eine einordnende Infotafel – in Wittenberg, wo die »Judensau« besonders beleidigend ist und es noch dazu einen direkten Zusammenhang zu einer unerträglichen judenfeindlichen Luther-Schrift gibt, sicher nicht.

Das Relief in Wittenberg gehört ins Museum – mit einer erklärenden Tafel, die das Werk kontextualisiert. Auch Aspekte des Denkmalschutzes sind demgegenüber nachrangig. Damit die Erinnerung an diese unsägliche Kirchentradition nicht verschwindet, gehört an den bisherigen Standort eine Infotafel mit einem entsprechenden Hinweis. Die Kirche sollte sich an anderen ein Beispiel nehmen: In Berlin wurde vor Kurzem etwa am Walter-Benjamin-Platz ein antisemitischer Text aus dem Boden entfernt. Es ist höchste Zeit, dass mittelalterlicher Judenhass nicht weiterverbreitet wird!

Manfred Becker-Huberti:

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Nein, das ist ein wichtiges Mahnmal!

Nicht nur für Juden ist eine Sau wirklich eine echte Schweinerei. Juden ist dieses Tier nicht koscher, Muslimen nicht halal. Im Judentum ist die Bezeichnung »Judensau« eine der übelsten Beleidigungen. Weil das so ist, haben unsere Vorfahren ihren Antisemitismus dadurch ausgedrückt, dass sie ein Schwein bösartig und symbolisch zu Juden in Beziehung setzten. Diese Schmähung spiegelte ihre Einstellung zu den Juden. Daran besteht kein Zweifel; auch nicht daran, dass Theologen, Christen und Kirche(n) an diesem zeittypischen Antisemitismus aktiv mitschuldig geworden sind. Wie sonst wären die Judensäue in die Kirchen gekommen?

Ändert man den Sachverhalt, indem man diesen Bild gewordenen Antisemitismus etwa an der Wittenberger Stadtkirchen entfernt? Mit Sicherheit nicht. Die Historie wird nicht geändert und in der Gegenwart führt das Entfernen eher dazu, dass der Sachverhalt nicht mehr thematisiert wird: Weil die Judensau nicht mehr provoziert, weil sie aus ihrem Zusammenhang gerissen wird, kommt der Frevel nicht mehr zur Sprache. Richtiger ist es, die Reliefs, Schnitzereien oder Bilder überall in Deutschland an ihrem Ort zu lassen, über sie zu stolpern und zu sprechen. Sie sind ein unübersehbarer Zugang zum Antisemitismus unserer Ahnen – und dem von unbelehrbaren Mitmenschen der Gegenwart! Sie liefern einen plastischen Beleg für eine Entwicklung, die Auschwitz erst möglich machte.

Diese Schmähplastiken müssen als Provokation an ihren Standorten erhalten bleiben und Mahnmale sein. Sie helfen, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was der Verrat an der christlichen Regel – »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« – für Folgen hat. Wie Salz in einer Wunde müssen die »Judensau«-Reliefs schmerzen. In einem musealen Asyl haben sie dazu keine Chance.

Die Umfrage ist vorbei: so haben unsere Leser abgestimmt!

»Judensau« von Kirche entfernen?

Das Oberlandesgericht in Naumburg hat entschieden, dass die antisemitische Schmähplastik an der Wittenberger Stadtkirche bleiben darf. Der beleidigende Charakter werde durch eine Informationstafel eingeordnet. Doch der Streit geht weiter: Der jüdische Kläger will Revision einlegen. Sollte die evangelische Kirche das Relief entfernen?
51 x Ja, denn die Beleidigung bleibt!
168 x Nein, das ist ein wichtiges Mahnmal!
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Dr. Hartmut Ilsemann 23.02.2020, 12:43 Uhr:
Sicher, unter dem Strich verhält sich die ev. Kirche inkohärent, wenn die Kirchenglocke in Schweringen bei Nienburg nicht mehr zum Gottesdienst rufen darf, weil beim Guss ein Hakenkreuz an der äußeren Hülle eingebracht worden war, andererseits die „Judensau“ immer noch an der Außenwand der Wittenberger Stadtkirche prangt. Wer jemals dort gestanden hat, wird von tiefgreifender Scham ergriffen sein. Dieser Ort, von dem die Reformation ihren Ausgang genommen hat und Aufklärung und Moderne ihren Anfang fanden, legt auch Zeugnis des Antisemitismus ab, der Auschwitz und Treblinka zur Folge hatte. Besucher aus aller Welt können vor Ort dem Beginn des Grauens und Schreckens nachspüren und die Lektion mit nach Hause nehmen. Die „Judensau“ braucht diese Öffentlichkeit, wie die Öffentlichkeit diese „Judensau“ braucht. Das alles im Museum verschwinden zu lassen, wäre kontraproduktiv und würde die Schlussstrichdebatte unendlich befördern.

Dr. Klaus Haacker 20.02.2020, 22:34 Uhr:
Die Diskussion greift zu kurz, wenn sie die Skulptur nur als Ausdruck von Judenfeindschaft bewertet. Die Überschrift ist eine traditionelle hebräische Umschreibung des heiligen Gottesnamens. Die Kombination mit der Plastik darunter läuft m.E. auf eine Gotteslästerung hinaus. Kann das an einem Gebäude für Gottesdienste erhalten bleiben?

G. Keller 20.02.2020, 16:01 Uhr:
In der Berichterstattung ist es leider so, wie auch hier im Internet bei Publik-Forum – und in der Regel auch in allen anderen Veröffentlichungen, dass nur ein Bild von der sog. „Judensau“ in Großformat erscheint, aber die Einbindung in das Mahnmal, das dem Betrachter zu Füßen liegt, nicht einmal erwähnt und schon gar nicht fotografiert wird.Dass eine solche Hassbotschaft vor 700 Jahren in den Stein eingeschrieben wurde, dann noch mit dem entsetzlichen Lutherzitat versehen wurde, das gehört mit in die Kirchengeschichte hinein, die dann bis zum Holocaust führte. Genau daran erinnert das Mahnmal, das nach jahrelanger Diskussion 1988 unterhalb des Schmähreliefs eingebracht worden war und seitdem in der Gemeinde und in der Stadt zu einem Ort des Gedenkens und der Mahnung geworden ist. Darum gehört das Mahnmal an die Kirche und nicht ins Museum, wo keiner Blumen niederlegt oder eine Kerze anzündet.

Peter Gsteiger 19.02.2020, 17:16 Uhr:
Mir fällt kein einziges Argument ein, das dafür spräche, dass diese Schmähplastik bleiben darf. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Kinder und Jugendliche, die an diesem Ort, wo sich die Schmähplastik befindet, sich die Mühe nehmen und die Informationstafel lesen werden. Wenn ich in der Nähe wohnen würde und ich diese Plastik häufig sehen müsste: dieser Gedanke ist mir unerträglich. Es gibt doch wirklich andere Mahnmale !

Monika Urban 19.02.2020, 12:22 Uhr:
... weil nach Erkenntnissen der Gehirnforschung ein Bild immer wieder den selben Pfad 'antickert'. Ich stimme Herrn Kleins Argumenten zu und denke, dass das Relief auf'neutralem Boden'ins Museum kommen sollte und in der Kirche an seine Stelle ein Tafel mit Hinweis und Erklärung.

Doch das ist wohl eine Grundsatzfrage, wie z.B. auch: Konservierung und 'Denkmalschutz' in Kirchen statt Liturgischer Erneuerung und Anpassung an liturgisches und heutiges theologische Verständnis?

Regina Klapper 19.02.2020, 09:31 Uhr:
Ich plädiere für die Abnahme „der Schandplastik“. Ich möchte nicht einer Gemeinde angehören, an deren „Haus“ eine solche Schmähung angebracht ist!
Nur der Betroffene kann sagen, was er fühlt!
Auch nicht betroffene Historiker und Denkmalschützer sollten sich m.E. zurückhalten in der Debatte mit betroffenen Menschen. Ihre Voten sind nachrangig.

Und ich bezweifle nach den Gerichtsurteilen wegen Beleidigungen gegen Renate Künast stark, dass Gerichte, die in Deutschland meistens von nicht diskriminierten Personen repräsentiert werden, die rechten Entscheidungen treffen können über innere Verletzungen von Menschen, die seit Jahrhunderten verfolgt und diskriminiert wurden.
Und: Inzwischen wird bereits eine Verrohung unserer Gesellschaft auch in Medien konstatiert.

Rita Schelden 18.02.2020, 17:51 Uhr:
Die Schmähplastik war und ist eine Beleidigung. Sie stammt aus einer Zeit, in der Juden für Jesu Tod verantwortlich gemacht wurden. Diese Sicht auf das Heilsgeschehen ist mittelalterlich. Die Plastik sollte mit entsprechenden Hinweisen in eine Museum. Diese Hinweise sind bedeutsam, sie sollen das damalige Religionsverständnis erklären und die heutige theologische Sicht deutlich machen. . . . und sie sollen nicht nur erklären, sondern auch ermahnen.

Langlet, Hilmar 16.02.2020, 19:56 Uhr:
Anstatt das Relief zu beseitigen, sollte es mit einer Erklärung darunter versehen werden, um es so maximal bewusst zu machen, dass auch ein noch so großartiger Mensch, wie Luther, nicht fehlerfrei ist, nicht zu verherrlichen ist.
Und um gleichzeitig Widerspruch heraus zu fordern, bei allen Antisemiten, Rassisten, Faschisten und Rechten. Die sich so zeigen können, wie auch immer, die Erklärung gar mit Briefkasten versehen sein kann, oder die auch schlimmer reagieren können, wie heute leider üblich. Aber so besser ist, als sonst irgend wo und wie.

Ingrid Bahr  16.02.2020, 14:40 Uhr:
Das Schmährelief ins Museum? Das klingt wie: ab in den Keller oder auf den Boden. Weg ist es. Aus den Augen, aus dem Sinn. Aber so einfach ist es eben nicht. Man kann dieses schwieriges Erbe nicht einfach so entsorgen. Wir müssen heute dazu Stellung nehmen. Deshalb wurde vor über 30 Jahren unterhalb des Reliefs ein Mahnmal errichtet. Das Relief befindet sich in einer Distanz von mehreren Metern oberhalb vom Mahnmal. Man muß schon ein Teleobjektiv bemühen, um sie genauer anzusehen. Die Sau ins Museum zu bringen hieße, für den Betrachter diese Distanz aufzuheben. Das sollte auf keinen Fall geschehen. Leider wird die Sau in Zeitungen immer wieder in Großaufnahme abgebildet. Das Mahnmal selber findet in den Medien weniger Beachtung.
Das Mahnmal an der Stadtkirche ist zu einem Ort des Gedenkens, des Lernens, der Mahnung, und der Andacht, und immer wieder auch der Blumen und Kerzen geworden.Dies kann ein Museum nicht leisten.

Wernr Steffens 16.02.2020, 13:54 Uhr:
Ist es nicht so, dass gerade Symbole auf unser Unbewusstes einwirken und daher nicht nur auf der rationalen Ebene betrachtet werden können? Dass wir derartige auf übelste Art diffamierende Abbildungen brauchen, um das damit verbundene Unrecht zu kapieren und uns zu läutern, bezweifle ich.
Zumal sie ggf. kontraproduktiv an unsere so genannten niederen Instinkte appellieren, was den Anbietern und Betrachtern solcher Kirchenkunstwerke nicht unbedingt der Rede wert ist. Auch unsere Kinder haben sich irgendwie dran gewöhnt, meinen wir... Von der Betrachtung einer die Juden zutiefst verachtenden Steinfigur erwarte ich also keine Läuterung.
Mit 70 bestimmen immer noch zu viele Vorurteile und auch Aversionen meine Einstellung und mein Verhalten gegenüber Menschen, die mir fremd sind. Davon lösen kann ich mich nach und nach durch meine konkreten Erfahrungen bei empathischen Begegnungen und durch meine Teilnahme an Aktionen wie AUFSTEHEN GEGEN RASSISMUS. Sehr oft kommt Freude auf.

B. Knobloch- Kraus 16.02.2020, 09:50 Uhr:
Ich finde es unerträglich, dass in christlichen Kirchen diese üblen, menschenverachtenden Schmähbilder überhaupt noch anzutreffen sind. Es gibt die 'Judensau' ja leider noch in anderen Kirchen, wie z.B. im Kölner Dom!! Wie kann das sein???? Christen sollten sich dafür in Grund und Boden schämen.
Natürlich sind diese Reliefs Teil unserer Geschichte..Schlimm genug!!! Jetzt gehören sie in Museen und raus aus den Kirchen, egal wie viele Hinweistafeln versuchen diese Beleidigungen zu erklären..

Rudolf Schlüter 16.02.2020, 09:29 Uhr:
Der englische Theologe Peter de Rosa führt den christlichen Antisemitismus auf ein Stückchen Stoff zurück, nämlich auf das Lendentuch Christi. Er äußerte sich dahingehend, dass man ohne das Lendentuch immer erkennen könnte und müsste, dass Jesus Jude war, Jude ist und bleiben wird. Wenn Herr Klein also die Entfernung der Judensau fordert, dann muss er auch so konsequent sein und die Entfernung der Lendentücher von den Kreuzen fordern. Für mich war ein Foto aus der Nazizeit immer ein Bild der Schande und Verhöhnung Jesu, nämlich das Schild unter einem Wegekreuz mit der Aufschrift "Dieser Ort ist judenfrei".
Ja, wir als die heutigen Christen müssen zu der SAchuld unserer Vorfahren und Kirchen stehen, wir müssen diese Schuld bekennen und darauf hinweise, und sie nicht im Museum unterbringen. Und jeder einzelne muß sagen "Ich als Christ werde alles tun, was ich kann, damit solches nicht wieder vorkommt."

Ursula Harfst 16.02.2020, 09:05 Uhr:
Ja, Reliefs wie das in Wittenberg schmerzen. Sehr. Ich habe es einmal mit einerGruppe angesehen, in der auch Juden waren. Sie hat es sehr und anders verletzt als mich. Wie wir Christen mit unserem Schmerz umgehen, ist eine Sache, wie mit dem Schmerz der mit diesem Relief Geschmähten, eine andere. Daher plädierte ich dafür, es an seinem Ort zu lassen und mit einer Tür abzudecken. Diese könnte zum Beispiel eine jüdisch-christliche Jugendgruppe gestalten. Die Tafel unten an der Kirche weist darauf hin.

Josef Wirth 15.02.2020, 17:01 Uhr:
"Alles ist uns erlaubt, aber nicht alles ziemt sich." Und christliche Nächstenliebe, geschweige denn Bruderliebe sieht anders aus.

Peter Lehmann 15.02.2020, 13:23 Uhr:
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung Dr. Klein ist offensichtlich noch nicht in Wittenberg gewesen, um die aktive Auseinandersetzung der Stadtkirchengemeinde mit dem "Schmährelief" aus dem 14. Jahrhundert wahrzunehmen. Seit Jahrzehnten finden sich dort eine Informationstafel, ein beeindruckendes Mahnmal (von Wieland Schmiedel)und eine inzwischen stattliche Zeder ist dort gewachsen. Bei der Einweihung des Mahnmals 1988 (!)segnete der damalige Leiter der jüdischen Gemeinde in Magdeburg Dr. Gunther Helbig die Teilnehmer tröstlich und nachdenklich. Sollte das "Schmährelief" ins Museum verbannt werden, müsste auch das Mahnmal aus der Öffentlichkeit verschwinden. Eine aktive Auseinandersetzung mit heutigem Antisemitismus sieht anders aus.

Sabine Schulz 13.02.2020, 22:03 Uhr:
Das erinnert mich an den Streit --> Frauenkirche in Dresden wieder aufbauen oder nicht. Viele Ostdeutsche waren traurig, dass dieses Mahnmal verwinden sollte und verschwandt. Und eine sehr teure "schöne" Kirche entstand. Hier ist es genau so. Das autentische Zeichen der damaligen Zeit, die vergangen ist, soll ausgelöscht werden. Und es wird wie mit der Frauenkirche sein. Irgendwann kann sich kein Mensch/Christ/Bewohner Dresdens und Umgebung daran erinnern, wofür die Trümmer standen. Zur Erinnerung und "nie vergessen" und Mahnung an zukünftige Generationen. So wünsche ich es mir mit dem Relief der "Judensau". Es sollte als Mahnung bestehen bleiben für uns und zukünftige Generationen. Dann könnte ein teures Denkmal weniger gebaut werden, das dann vielleicht gefälliger aber nicht so autentisch wäre. Natürlich müsste eine vernünftig formulierte Gedenktafel,in entsprechender Größe, angebracht werden und nicht nur ein Täfelchen, das jeder Mensch nur übersehen kann ,fürs "gute"Gewissen.

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