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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 19/2015
Der Inhalt:
Politik & Gesellschaft

Norbert Coprays gesammelte Werke (11)

von Norbert Copray vom 13.10.2015
Angesichts von Terror und Krieg, massenhafter Flucht, Vertreibung und Vergewaltigung stellt sich die Frage: Wer kann noch an einen liebenden Gott glauben? Frère Emmanuel, Bruder der ökumenischen Gemeinschaft in Taizé, will den Glauben neu verwurzeln. Das Buch des Monats
Frère Emmanuel hinterfragt unsere religiösen Vorstellungen, um Platz zu schaffen für einen wirklichen Glauben an den Gott der Liebe (Foto: luxuz::./photocase.de modifiziert)
Frère Emmanuel hinterfragt unsere religiösen Vorstellungen, um Platz zu schaffen für einen wirklichen Glauben an den Gott der Liebe (Foto: luxuz::./photocase.de modifiziert)

Selbst im Glauben beheimatete Menschen tun sich schwer mit all dem aktuellen Leid und verstummen. Im Glauben schwankende oder indifferente und atheistische Menschen sehen sich in ihrer religiösen Skepsis bestätigt. Zumal die Akteure von Terror und Krieg jenen Gott in Anspruch nehmen, von dem auch Christen und Juden behaupten, dass es eigentlich um den mit den Muslimen gemeinsamen Gott Abrahams geht. Umso wichtiger ist es, sich des christlichen Gottesbildes zu vergewissern und sich davon ermutigen zu lassen.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 19/2015 vom 09.10.2015, Seite 62
»Der Papst muss liefern«
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»Gottes Liebe – größer als gedacht«, so betitelt Frère Emmanuel, seit 1989 Bruder der ökumenischen Gemeinschaft in Taizé, sein Buch. Dabei zeigt er nachvollziehbar auf, wie und »warum es notwendig ist, unsere Vorstellungen von Gott zu hinterfragen«, um Platz zu schaffen für einen wirklichen Glauben an den Gott der Liebe, der nichts anderes will und nichts anderes tut als lieben. Sofort ergeben sich viele Fragen und Einwände. Sind nicht das Katastrophale, das Leid, das Böse, die menschlichen Schrecken ein Gegenargument zu einem Gott, der Liebe und nichts als die Liebe ist?

Im Jahr des hundertsten Geburtstags des vor zehn Jahren ermordeten Taizé-Gründers Frère Roger greift Emmanuel diese Fragen auf. Er weicht keiner aus und führt sie auf ihren Grund zurück: auf unbewusste Projektionen und Vorstellungen des Menschen, die ihre Basis in magischen Allmachtsfantasien haben. Diese wiederum speisen sich aus frühkindlichen, pubertären und grundsätz lichen Ohnmachtserfahrungen. Dadurch ist ein Glaube an einen grenzen- und bedingungslos liebenden Gott erschwert, mitunter verdunkelt oder verunmöglicht. Wenn dazu noch destruktive Erfahrungen ein negatives Vater- und Mutterbild geprägt haben, werden diese Erinnerungen durch die Rede von Gott Vater immer wieder neu mitbelebt.

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Frère Emmanuel macht eingehend und emphatisch begreiflich, wie unbewusste Projektionen und Haltungen die religiöse Rede verzerren können. Es kommt nicht nur zu einem unpassenden Bild von Gottes Allmacht, sondern auch von Gottes Urteil über uns und von Gottes Transzendenz. Aus frühen Schuldgefühlen erwächst die Verwechslung von Über-Ich und Gott, anstatt sich und andere mit Wohlwollen zu sehen, so wie Gott die Menschen liebt. Aus Ohnmachts- und Dominanzerlebnissen erwächst das Bild von einem distanzierten Gott, das mit Gottes Transzendenz verwechselt wird, anstatt diese als bedingungslose Nähe zu sehen. Erst wenn kulturelle Bilder und Stereotype überwunden werden, kann man »Gottes Zärtlichkeit« gewahr werden.

Ein Buch mit einer derart radikalen Sicht von Gottes Liebe, die unseren Horizont übersteigt und zugleich bereichert und erweitert, ist selten. Es stärkt die Menschen- und Gottesliebe und ermutigt, in der Liebe zu bleiben.

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