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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 6/2022
Der Inhalt:
Religion & Kirchen

Interview mit Franz-Josef Overbeck
»Krieg ist niemals beherrschbar«

Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck über die unheimliche Macht des Bösen, die Verirrung des russischen Patriarchen Kirill – und die Fehler des Westens nach dem Ende der Sowjetunion.
von Michael Schrom, Matthias Drobinski vom 25.03.2022
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Sorgt sich um Soldaten und den Frieden in Europa: Militärbischof Franz-Josef Overbeck (Foto: Steinbrecht / KNA)
Sorgt sich um Soldaten und den Frieden in Europa: Militärbischof Franz-Josef Overbeck (Foto: Steinbrecht / KNA)
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Publik-Forum: In Ihrer Erschütterung über den Krieg in der Ukraine haben Sie gesagt, hier zeige sich die Fratze des Bösen. Wie haben Sie das gemeint?

Franz-Josef Overbeck: Damit wollte ich sagen, dass hinter dem, was wir erleben, eine Form von Macht steht, die ich nur schwer definieren kann. Ich mache mir gerade viele Gedanken darüber, was das Böse ist.

Eine Person? Wladimir Putin?

Overbeck: Das personifizierte Böse gibt es nicht. Es gibt aber eine Macht, die Menschen so beherrschen kann, dass sie alles zerstören und sich auch noch ideologisch dazu gesandt wissen. Und ich glaube, dass die Opfer dieses Krieges, die zusehen müssen, wie ihre Kinder sterben oder ihre Häuser brennen, für

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Wolfgang Leiberg 29.04.2022:
Wer Frieden möchte, muss friedlich mit gutem Beispiel vorangehen. 100 Milliarden Euro für Rüstung sind ein denkbar schlechtes Beispiel. Sie schreiben den Unfrieden fort.

Hans-Georg Wittig 29.04.2022:
Bei Ihren Aussagen zum Pazifismus fehlt völlig das entscheidende Thema Atomzeitalter. Dabei gilt: Atomare Abschreckung ist prinzipiell labil. Zwar erfüllt die Bombe ihren Sinn nicht, wenn sie fällt, aber eben auch nicht, wenn es unmöglich ist, dass sie fällt, denn dann ist die Drohung leer, und das merkt der Gegner meist schnell. Abschreckung funktioniert also nur dann, wenn der Einsatz von Nuklearbomben stets möglich ist, aber nie wirklich wird. Zweitens: Da im Atomzeitalter militärische Gewalt jederzeit bis zum Einsatz von ABC-»Waffen« eskalieren kann, muss die Menschheit, wenn sie überleben will, rechtzeitig lernen, ihre Konflikte, die es auch weiterhin geben wird, anders als durch Gewalt zu lösen.

Dieter Trunk 29.04.2022:
Im Ukrainekrieg zeigt sich, wie unverzichtbar die Lehre vom »gerechten Krieg« ist. Sie ist weit besser als ihr Ruf. Denn sie hat Kriterien entwickelt, die es ermöglichen, Aggressionskriege und Kriegsverbrechen zu ächten. Die EKD hatte sich von dieser Lehre verabschiedet und sie durch den wohlklingenden Begriff »gerechter Frieden« ersetzt. Dahinter steht ein Schönwetterkonzept, das seine Vertreter hilflos macht, sobald sie in ein Gewitter geraten.

Gabriele Lang 29.04.2022:
Bei jedem Krieg gerät der Pazifismus »unter Beschuss«. Doch religiöse Vernunft mündet in politische Vernunft. Der Dalai Lama zeigt es uns durch sein Exil. Wir sollten uns und die Menschen in den Ländern des ehemaligen Warschauer Pakts daran erinnern, dass es die Entspannungspolitik war, die zur Öffnung und letztlich Auflösung der Sowjetrepublik führte. Dass dieser Systemwandel großes Konfliktpotenzial mit sich bringt, ist unumgänglich. Umso wichtiger ist die Intensivierung von Gesprächen auf allen Ebenen und in vielfältigen Formaten, wie es unter anderem der Verein Forum Ziviler Friedensdienst in den Wochen vor Kriegsbeginn noch einmal forderte. Dass nun die russische Führung dämonisiert wird, ist das beste Mittel, substanzielle Gespräche zu verhindern.

Wolfgang Herms 29.04.2022:
Der Begriff »Pazifismus« bedarf einer entschiedenen Klarstellung. Es ist kein passives, ideologisches Verhalten, sondern eine aktive Einmischung mit langem Atem: die Wortwurzel heißt »pacem facere« – »Frieden machen«. Das meint auch im Artikel von Joachim Garstecki das Zitat von Gustav Heinemann: »Nicht der Krieg ist der Ernstfall, sondern der Frieden.« Denn Pazifismus erfordert Zivilcourage, den Einsatz des ganzen Menschen. So formulierte auch Mahatma Gandhi: »Es gibt keinen Weg zum Frieden – der Frieden ist der Weg.« Und Dietrich Bonhoeffer erkannte, dass es keinen Weg zum Frieden gibt auf dem Weg der Sicherheit, denn Frieden muss gewagt werden. Mut, besonders zur Versöhnung, ist der springende Punkt!

Roland Schertler 29.04.2022:
Vielen Dank für all die lesenswerten und bedenkenswerten Beiträge in Publik-Forum! In einer Welt voll Kriegsgeschrei tut es gut, auch leise Stimmen zu hören.

Lothar Gonschor 29.04.2022:
Ich bin entsetzt über die Haltung des Militärbischofs Franz-Josef Overbeck, der Waffenlieferung an die Ukraine befürwortet, wenn er auch sonst gegen kriegerische Handlungen ist. Ich hoffe, dass die Frage der Waffenlieferung nicht die Haltung der katholischen Kirche insgesamt ist. Sanktionen sind eine gerechtfertigte Option – aber keine Waffen!

Reinhard Müller 29.04.2022:
Der Pazifismus ist wegen des »Realitätsschocks« nicht gescheitert, denn die »Erarbeitung des Friedens« als gewaltfreier Widerstand und ziviler Friedensdienst ist doch bisher so gut wie gar nicht angewendet worden! Ohne gewaltfreien Widerstand und das Gewaltmonopol einer internationalen Polizei kann ich mir keinen Frieden vorstellen.

Dennis Riehle 29.04.2022:
Der Anwurf von Joachim Garstecki gegen die katholische Friedensorganisation Pax Christi ist unbegründet: Kaum jemand konnte sich vorstellen, dass im 21. Jahrhundert in Europa der Krieg zurückkehren würde. Die Herausforderung für die Friedensorganisationen wird es sein, diese Maschinerie der Aufrüstung mit einem klaren Bekenntnis zu den eigenen Idealen zu durchbrechen. Wer, wenn nicht Christen, kann und muss auch im Angesicht von Leid und Pein mit Gottvertrauen gegen die Barbarei ankämpfen? Gebet, Protest und Solidarität sind keine leeren Worthülsen, sondern haben in der Geschichte bereits Waffen zum Schweigen gebracht. Standhaftigkeit statt Verzweiflung, Mut zum weiteren Dialog und Gewissheit um das Unbesiegbare des Guten: Derartige Zeichen und Signale erwarte ich von Pax Christi.

Markus Strüver 31.03.2022, 10:51 Uhr:
Anstatt die Meinung eines Militärbischofs zu lesen, der keine Antwort auf die Frage hat, wie der Friede wiedergewonnen werden könnte, würde ich in einer christlichen Zeitschrift lieber von einem Friedensbischof lesen, der uns verständlich macht, wie wir die Bergpredigt auch in schwierigen Zeiten leben können.

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