Kino: Sieben Tage
In Iran bleiben?

Kino. »Zu flüchten bedeutet zu scheitern«, lautet Maryams Devise. In Iran ist sie eine bekannte Menschenrechtsaktivistin. Sechs Jahre saß sie im Evin-Gefängnis in Teheran. Als sie wegen Herzproblemen eine Woche Hafturlaub für eine medizinische Behandlung bekommt, hat ihr Bruder eine Überraschung für sie. Zusammen mit Maryams Mann Behnam, der mit den beiden Kindern in Hamburg im Exil lebt, hat er ihre Flucht über die türkische Grenze vorbereitet. Maryam, zerrissen zwischen ihrer Sehnsucht nach ihrer Familie und ihrem politischen Kampf, hat keine Zeit zum Überlegen. So beginnt mithilfe von Schleusern eine lebensgefährliche Reise per Bus, Lkw, Pferd und zu Fuß durch verschneite kurdische Bergregionen, vorbei an den Leichen anderer Flüchtlinge. Ihr Glück scheint perfekt, als sie in einem gemütlichen Haus hinter der Grenze ihre Familie in die Arme schließen kann. Sie versöhnt sich auch mit ihrer Teenager-Tochter, die sich von ihr im Stich gelassen fühlte: »Sind dir deine Ideale wichtiger als deine Familie?«
Der Film »Sieben Tage« ist eine intensive Mischung aus Krimi, Roadmovie und Familiendrama. Der deutsch-persische Regisseur Ali Samadi Ahadi floh mit zwölf Jahren allein aus Iran. Für ihn war der Film eine Herzensangelegenheit. Nicht nur, weil Maryams Fluchtroute – teils heimlich mit Handkamera an Originalschauplätzen gedreht – für den Weg Hunderttausender Flüchtlinge aus Iran steht: Inspiriert vom Schicksal der Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi beschreibt das Drama das Dilemma einer Frau, die sich zwischen einem Leben in Sicherheit in der Diaspora und Widerstand in der Heimat entscheiden muss. Bleiben oder gehen? Das ist die universelle Frage: Wie weit sind wir bereit, für unsere Werte, unsere Freiheit, geradezustehen?
Sieben Tage (D 2025). Film von Ali Samadi Ahadi, 113 Min. Ab 12 J.
