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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 13/2019
Der Inhalt:
Religion & Kirchen

Pro und Contra: Den Wald besser in Ruhe lassen?

vom 07.07.2019
Der vergangene Hitzesommer hat dem Wald in Deutschland sehr zugesetzt. Vertrocknete, abgestorbene Nadelbäume sind allenthalben sichtbar. Wie umgehen mit dem fürs Klima so wichtigen Wald: Ihn möglichst in Ruhe lassen, damit er sich selbst hilft? Stimmen Sie ab!
Streiten über die Zukunft des Waldes: Torsten Welle und Christoph Rullmann (Fotos: Naturwald Akademie; www.sdw.de)
Streiten über die Zukunft des Waldes: Torsten Welle und Christoph Rullmann (Fotos: Naturwald Akademie; www.sdw.de)

Torsten Welle: »Ja, das tut ihm gut!«

Vertrocknete Bäume, Forstbrände und ein verzweifelter Kampf gegen den Verlust durch Borkenkäfer-Fraß: Ist dies allein Schuld des Klimawandels? Nein, auch die Forstwirtschaft der vergangenen rund siebzig Jahre ist dafür verantwortlich. Monokulturen von Fichten und Kiefern – zumal auf Standorten, an denen sie von Natur aus nicht vorkommen würden – machen die Forste sehr anfällig für Störungen durch Extremwetter oder Insektenbefall. Naturwälder oder Wälder, die seit Jahrzehnten ökologisch bewirtschaftet werden, haben diese Probleme fast nie.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 13/2019 vom 05.07.2019, Seite 8
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Denn dichte Wälder, mit einem hohen Totholzanteil und verschiedenen Baumarten, jungen und alten Bäumen, die dort von Natur aus wachsen, haben viele Vorteile: Sie halten die Feuchtigkeit im Wald und Boden, sie senken die Lufttemperatur, sind produktiv und besonders artenreich und sie binden in dicken, stabilen Stämmen besonders viel des Treibhausgases Kohlendioxid.

Dies ist lange bekannt und gut erforscht. Dennoch sind solche Wälder in Deutschland leider die Ausnahme. Zu oft stehen die kurzsichtigen finanziellen Interessen der Waldbesitzer, ob nun privat oder die öffentliche Hand, einer Stabilisierung der Wälder entgegen. Die Bäume werden sehr früh gefällt und künstlich wieder aufgeforstet. Die Folge: Rund neunzig Prozent der Waldflächen in Deutschland sind in einem schlechten bis sehr schlechten ökologischen Zustand. Daher muss jetzt gehandelt werden! Nur so können wir klimastabile, anpassungsfähige und artenreiche Wälder erhalten, die uns auch in Zukunft noch wertvolles Bauholz liefern können. Eine naturnahe Zusammensetzung der Wälder ist dabei ebenso wichtig wie schonende Eingriffe. Nur so kann der Wald sich selbst regulieren und anpassen, wie er es schon seit Millionen Jahren macht.

Christoph Rullmann: »Nein, Holz nutzen!«

Deutschland hat schon heute einen sehr großen Holzverbrauch. Dieser muss aus Klimaschutzgründen aber noch weiter gesteigert werden. Denn Holz kann viele klimaschädliche Rohstoffe wie Plastik oder Metall ersetzen.

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Doch, wo kommt dieses zusätzliche Holz her, wenn wir in Deutschland auf weiteren Waldflächen die Holznutzung einstellen? Es kommt oft aus Ländern, die nicht den hohen Standard in der Waldbewirtschaftung haben. Auch wenn es aus nachhaltiger Bewirtschaftung stammt, erhöhen wir mit unserem Verzicht den Druck auf andere Wälder der Welt.

Der Wald ist einer der wichtigsten Klimafaktoren unseres Planeten und hat die Fähigkeit, dem Klimawandel entgegenzuwirken. Wenn Bäume wachsen, entziehen sie der Atmosphäre Kohlendioxid und speichern es im Holz. Ernten wir im Rahmen einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung das Holz und bauen daraus ein Holzhaus, ist der Kohlenstoff langfristig gebunden. Damit hat der nachhaltig bewirtschaftete Wald eine große Bedeutung für den Klimaschutz.

Waldbewirtschaftung in Deutschland hat eine lange Tradition und hat sich gerade in den vergangenen fünfzig Jahren stark weiterentwickelt. Aspekte des Naturschutzes gehen mit Forstwirtschaft und vielen anderen Aspekten Hand in Hand. Die Försterin oder der Förster steuert die verschiedenen Ansprüche an den Wald und übersetzt sie in eine konkrete Bewirtschaftung.

Das soll aber nicht bedeuten, dass wir keine Flächen benötigen, wo wir den Wald sich selbst überlassen. Es gibt viele Tiere und Insekten, die gerade auf diese Wälder angewiesen sind. Deutschland hat sich das Ziel gesetzt, fünf Prozent unserer Wälder ohne Einflussnahme sich entwickeln zu lassen. Verbunden mit einer nachhaltigen Bewirtschaftung auf der restlichen Fläche ist dies sicher der beste Beitrag für den Klimaschutz.

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Petra Ludwig-Sidow 31.07.2019:
Was wir jetzt im Wald sehen, ist nicht nur eine Klimawandelfolge. Es ist auch das Ergebnis traditioneller deutscher Forstwirtschaft. Der von Agrarwirtschaft, Kameralistik und Tradition geprägte Umgang mit dem Wald hat, infolge unvorhergesehener Einflüsse, schon zu 2 Waldsterben geführt. Es ist für Klima, Artenschutz und Werterhalt der Waldstandorte notwendig, die Zeit der Fichte nicht künstlich mit Gifteinsatz und Inkaufnahme weiterer Risiken zu verlängern oder neue Experimente zu riskieren, mit Bäumen, mit denen wir noch keine Waldgeneration Erfahrung haben. Kostengünstiger wäre, der Natur die Macht zu übergeben und sich ihr in der Holznutzung unterzuordnen. Ihr Experiment läuft nämlich schon einige Millionen oder zumindest in Deutschland schon rund 10.000 Jahre.
Ausführlicher hier: https://bit.ly/2K5PTYC
und hier:
https://bit.ly/2ZlwpVp