Wie wollen wir feiern?

Ein Spiel sollte es sein. Ein heiliges Spiel, in dem die Seele lernt, »für Gott Zeit zu verschwenden«. Ein Spiel, dessen Sinn nicht darin besteht, »etwas Nützliches zustande bringen« zu wollen. In dem es nicht um magische Beschwörungsformeln oder geheime Riten geht, sondern darum, »in Freiheit und Schönheit und heiliger Heiterkeit vor Gott das gottgeordnete Spiel der Liturgie zu treiben«. So beschrieb der katholische Religionsphilosoph Romano Guardini (1885-1968) in seinem gleichnamigen Büchlein den »Geist der Liturgie«. Doch das Spiel ist aus. Zumindest steckt es in einer tiefen Krise. Nicht erst seit Corona. Aber wie in vielen anderen Bereichen auch wirkt das Virus wie ein Katalysator, der längst schwelende Krisen noch offensichtlicher macht.
Wie lässt sich heiliges Spiel, in dessen Mittelpunkt ein – stilisiertes – Mahl steht, das sowohl an die Hingabe Jesu wie auch an seine Gastmähler mit den Ausgestoßenen und Armen erinnert, inszenieren, wenn gerade die Risikogruppe der Alten und Kranken aus verständlichen Gründen fernbleiben sollte? Wie kann das Universale, das der Feier innewohnt, zum Ausdruck gebracht werden, wenn Gläubige abgewiesen werden müssen? Der Mahlcharakter, in der katholischen Eucharistie ohnehin nicht übermäßig ausgeprägt, wird von den Hygiene-Regeln fast vollständig überdeckt. Das ist medizinisch sinnvoll, aber der liturgische Kollateralschaden besteht darin, dass genau dadurch überholte und theologisch falsche Vorstellungen wieder in den Vordergrund gerückt beziehungsweise offenbar werden: Hier der Priester, der quasi wie ein Zauberer Gebete über eine verschlossene Schale murmelt und den Inhalt dann (mancherorts) mit Handschuhen und Zange austeilt; dort der stumme und isolierte Gläubige mit Mundschutz in de

Weiterlesen mit Publik-Forum Plus:
- Alle über 20.000 Artikel auf publik-forum.de frei lesen und vorlesen lassen
- Die aktuellen Ausgaben von Publik-Forum als App und E-Paper erhalten
- 4 Wochen kostenlos testen
- Ergänzend zu Ihrem Print-Abonnement
- Alle über 20.000 Artikel auf publik-forum.de frei lesen und vorlesen lassen
- Die aktuellen Ausgaben von Publik-Forum als App und E-Paper erhalten
- 4 Wochen kostenlos testen