Benedikt XVI. – ein eitler Altpapst stichelt
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Vermutlich ist es kein Zufall: Gleich nach einer Kritik im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am Barmherzigkeits-Kurs von Papst Franziskus erscheint im Droemer-Verlag ein neues Werk von Benedikt XVI.. Das Buch, das ein Interview des Journalisten Peter Seewald mit dem Altpapst enthält, versucht dessen verunglückte Amtszeit aufzupolieren. Titel: »Letzte Gespräche«. Es ist, als wollte Benedikt mitprofitieren von der breiten, anhaltenden Welle der Sympathie, die Papst Franziskus und seiner den Menschen zugewandten Amtsführung gilt.
Ein Foul nach dem Ende der Spielzeit
Der seinerzeit im Amt häufig so kühle und abweisende Benedikt heischt Sympathie, indem er Persönliches erzählt, er berichtet von einer Jugendliebe, auch von eigen
Rosemarie Bucher 19.09.2016:
Der Rücktritt Benedikts war das Beste, was er tun konnte.
Es waren verlorene Jahre für eine Reform der Kirche.
Ich finde es nicht gut, dass er sich neben dem amtierenden Papst in Rom aufhält, warum kehrt er nicht in seine Heimat zurück? Ich werde sein Buch natürlich nicht lesen.
Dr. Zorn 12.09.2016:
Dieser Papst hat wirklich nur halbe Sachen gemacht:
Weder hat er die richtigen Wandlungsworte durchgesetzt, noch hat er seinen Kampf gegen die Diktatur des Relativismus zuendegeführt.
Angelika Oetken 12.09.2016, 14:42 Uhr:
Insbesondere die Identifikation mit ungeliebten ungeborenen Kindern erscheint geradezu zwingend, wenn man sich den Werdegang, die Sozialisation und die Persönlichkeitsstruktur des typischen deutschen Priesters vor Augen hält. Männer, die in der Kindheit keine tragfähige, gesunde Bindung zu ihrer Mutter hatten, die sich in ihrer sexuellen Identität unsicher sind. Und die, anstatt das reif auf- und so zu verarbeiten, auf den Schoß der Mutter Kirche flüchteten.
Angelika Oetken 12.09.2016, 14:42 Uhr:
Die Verknüpfung von Sexismus und Priesteramt: ich bin nicht gläubig und erst recht nicht katholisch sozialisiert. Aber was menschliche Beziehungsmuster, Spiritualität, Geschlechterrollen, soziale Funktionen und nicht zuletzt strukturelle Gewalt angeht, kenne ich mich ziemlich gut aus. Deshalb betrachte ich den Klerus und das, was er als seine Kirche bezeichnet, mit wachsender Faszination. Auch wenn die katholische Priesterschaft hierzulande nur einen kleinen Teil der Bevölkerung stellt, ist ihr Einfluss groß. Und sie repräsentiert einen Teil unserer kulturellen Entwicklung, der zwar in der Vergangenheit liegt, dessen Wirkung uns im Alltag aber immer noch begleitet.
Kurzum: ich kann mir die Misogynie, die Homophobie und den Marienkult, der fest im klerikalen Menschenbild verwurzelt zu sein scheint, sehr gut erklären. Ebenso wie die konsequent gelebte Doppelmoral, die nicht zuletzt durch den Missbrauchstsunami offenbar wurde.
Paul Haverkamp 12.09.2016, 14:26 Uhr:
Sowohl Benedikts als auch das Pontifikat seines Vorgängers waren für die Zukunft der kath. Kirche eine absolute Katastrophe. Durch die Verweigerung aller Reformen hat er die katholische Kirche in Europa an die Wand gefahren und die Gottesdienste zu Seniorenveranstaltungen degradiert. Diese beiden Päpste tragen die Hauptverantwortung für die nicht gewährte Gleichberechtigung der Frauen (Weiheamt) und für das Einfrieren der Ökumene (Dominus Jesus). Diese beiden Päpste tragen die Verantwortung für die Verweigerung der Eucharistie an konfessionsverbundene Paare und an wiederverheiratet Geschiedene. Diese beiden Päpste meinten die katholische Kirche – in Abkehrung von den jesuanischen Vorgaben – durch Macht, Männerdomäne und Prunk repräsentieren zu müssen. Eine Schande, ein Trauerspiel, ein Verrat an demjenigen, der am Kreuz gestorben ist.
Angelika Oetken 12.09.2016, 12:21 Uhr:
Sehr geehrter Herr Reinartz,
ohne "Überzeugungstäter" wie Sie, wäre die Katholische Kirche längst gänzlich an die Räuber gefallen. Leute nämlich, die deren semipolitische Funktion und den strikt hierarchischen Aufbau nutzen, um ihre ganz eigenen und meistens im Widerspruch zur Botschaft des Evangeliums stehenden Interessen durchzusetzen. 2010 haben viele sicherlich hohe Kirchenfunktionäre so manche Nacht nicht ruhig schlafen können. Denn wir waren drauf und dran, einen wesentlichen Teil der widerrechtlichen und unmoralischen Einflussnahmen aufzudecken und die Öffentlichkeit darüber zu informieren. Aber die gut geölte und routinierte PR-Maschinerie des Klerus hat doch tatsächlich einen großen Teil der Kontrolle über die Debatte zurückerobern können. Da man aber das Vertrauen von Menschen nie dreimal hintereinander verspielen darf, wird auch das nichts daran ändern, dass viele aufgewacht sind.
Karl-Heinz Reinartz 10.09.2016:
Mein Widerspruch gegen Joseph Ratzinger in verschiedenen Ämtern: Als die deutschen Bischöfe sich der Anordnung Benedikts beugten, die Schwangerschaftskonfliktberatung zu verlassen, wurde Benedikt zum Kopf meiner innerkirchlichen Gegner, denen ich wie Kardinal Meisner mit meinen bescheidenen Möglichkeiten z.B. als Vorsitzender eines Kreiskomitees auch aus theologischen Gründen - (vgl. sein Schreiben DOMINUS JESUS, sein geradezu widersinniges, für mich sogar gotteslästerliches Verbot der eucharistischen Gastfreundschaft, seine für endgültig erklärte Verknüpfung von Sexismus und Priesteramt) - öffentlich Widerstand leistete. Anders als er und seine willfährigen Adlaten im Bischofsamt, die ihm gegen ihre bekundeten Überzeugungen gehorchten, bin ich durchaus kein hochbezahlter Apparatschik, sondern ein mittelmäßig bezahlter Überzeugungstäter, dem man immer wieder den Verlust seiner Arbeitsstelle angedroht hat.
Angelika Oetken 09.09.2016, 18:03 Uhr:
Was auch immer dazu geführt hat, dass Benedikt XVI. von seinem Amt zurückgetreten ist: was ihn erpressbar machte, darauf deutet Kommentar Nr. 142 hin, der zu einem Anfang des Jahres unter dem Titel "Ohrfeigen ja, Missbrauch nein" auf BR.de, (der Webseite des Bayerischen Rundfunks, die Red.) erschienenen Artikel eingestellt wurde.
Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von 9 Millionen Erwachsenen in Deutschland, die als Kinder und/oder Jugendliche Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden.
Angelika Oetken 09.09.2016, 17:51 Uhr:
Papst Franziskus kommt PR-mäßig auf jeden Fall besser an als sein Vorgänger. Der Südamerikaner hat es tatsächlich geschafft, dass sich seine Organisation von der als "Missbrauchstsunami" bezeichneten Krise ein Stück weit erholen konnte. Dies ist eine Leistung, weil die Menschen vor allem in den letzten Jahren gegenüber dem Klerus fahrlässiges Vertrauen in gesunde Skepsis verwandelt hatten. Ob dieser Papst auch vertrauenswürdiger ist als die vor ihm, wird sich in der Rückschau zeigen. Bisher hat sich rein praktisch jedenfalls noch nichts verändert.
Angelika Oetken 09.09.2016, 17:43 Uhr:
»In Deutschland haben wir diesen etablierten und hoch bezahlten Katholizismus, vielfach mit angestellten Katholiken, die dann der Kirche mit einer Gewerkschaftsmentalität gegenübertreten. Kirche ist für sie nur der Arbeitgeber, gegen den man kritisch steht. Sie kommen nicht aus der Dynamik des Glaubens ... Das ist, glaube ich, die große Gefahr der Kirche in Deutschland, dass sie so viele bezahlte Mitarbeiter hat und dadurch ein Überhang an ungeistlicher Bürokratie da ist.«
Wer ist denn nach Ansicht Herrn Ratzingers "die Kirche"? Und bedeutet "Glauben" für ihn, sich seinen Vorgesetzten kritiklos zu fügen?