Universitäten
Geisteswissenschaften im Abseits


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Es ist schon absurd: Überall auf der Welt brechen religiös grundierte Kulturkämpfe auf, wird Religion als Mittel zur Macht genutzt. In den USA, in Russland, in der Türkei, in Indien, in Israel, in Iran, bei der Hamas ebenso wie bei afrikanischen Rebellengruppen. Aber das Exzellenzcluster »Politik & Religion«, das seit 2007 an der Universität Münster eine breite Vernetzung von Forschenden geschaffen hat und viel Orientierungswissen zur Verfügung stellt, verliert die Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Nun könnte man sagen: Nach 18 Jahren ist das ein normaler Vorgang im akademischen Betrieb. Vielleicht war auch der Antrag nicht glücklich formuliert. Aber es fällt schon auf, dass die Anzahl der DFG-geförderten geisteswissenschaftlichen Projekte von Periode zu Periode geringer wird. Im neuen Zyklus finden sich unter den 70 ausgewählten Forschungsprojekten lediglich zwei politikwissenschaftliche und zwei eher philologisch-historisch orientierte Cluster. Projekte wie »Normative Ordnungen« (Universität Frankfurt/Main) oder »Verfassungsordnungen« (Universität Freiburg) schienen den Juroren nicht exzellenzwürdig. Religion kommt nur noch als Gegenspielerin zum Liberalismus, wie im Exzellenzcluster »Auseinandersetzung um das liberale Skript« (Freie Universität Berlin). Das ist zwar nicht falsch, aber eine Unterbestimmung von Religion. Bei allem Respekt vor Naturwissenschaft und Ökonomie: Dass Geisteswissenschaften zunehmend zu einem blinden Fleck werden, ist nicht nur bedauerlich, sondern auch gefährlich. Denn sie halten auch das geschichtliche Erbe und das kulturelle Gedächtnis wach. In Zeiten, in denen alle möglichen Narrative verbreitet werden, braucht es umso mehr exzellente Forscherinnen und Forscher auf diesem Gebiet – und ein Bewusstsein für die Relevanz ihrer Arbeit.
