Bloß keine stille Nacht!

Stellen Sie sich vor, es ist Weihnachten – und keiner geht hin. Die Kirchenbänke bleiben leer. Oder genauer: Nur jeder dritte Platz ist besetzt, jede zweite Bank bleibt gänzlich frei. Ordner kontrollieren, ob der vorgeschriebene Abstand von 1,5 Metern zwischen den Besuchern eingehalten wird. Singen ist verboten, einander berühren auch. Vorn verkündet der Pfarrer die Weihnachtsbotschaft: »Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt!« Alle Welt möge sich freuen. Aber bitte: Bloß nicht zusammen jubeln! Keine Umarmungen, keine Küsse. Das Virus lauert überall. Nicht auszudenken, wenn ausgerechnet die Stille Nacht zum Corona-Hotspot würde!
So oder so ähnlich muss man sich den Heiligen Abend vorstellen, wenn die Angst vor dem Virus die Oberhand über das Fest gewinnt. Denn die Kirchen fühlen sich in der Pandemie unter Beobachtung. Machen sie mit bei der Bekämpfung des Virus? Kümmern sie sich darum, dass das Christentum auch ohne Nähe als Schmiere des gesellschaftlichen Miteinanders funktioniert? Sind sie online up to date?
Die zurückliegenden Monate haben gezeigt, dass das kirchliche Personal diesen Anforderungen mehrheitlich gewachsen war. Doch je länger der Ausnahmezustand dauert, desto mehr vermissen Menschen das analoge Miteinander. Und nun laufen die Vorbereitungen zum Weihnachtsfest – an dem Hunderttausende in die Kirchen strömen, die ihnen sonst fern bleiben. Wie soll man dieses Fest der Freude und der Begegnung begehen – ohne es zu zerstören?
Weihnachten ist zu jenem verbindenden Moment der »großen Unterbrechung« geworden, zu dem der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, einen neuen Corona-Gedenktag machen möchte. Die I

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