Gewinner des katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises
»Es ist nicht die ganze Welt meschugge«, sagt ein jüdisches Sprichwort
Graphic Novel. Charly, Hamid und Ben sind beste Freunde. Charly veranstaltet Tierschutz-Demos, Hamid, ein »Flüchtlingskind« aus Syrien, zeichnet gern, und Ben hat von seinem Opa die Leidenschaft für Höhlen geerbt. Bevor der stirbt, vermacht er Ben eine Kette mit einem Davidstern. Damit wird plötzlich klar: Ben ist Jude. Hamid fällt aus allen Wolken. Juden sind doch schlechte Menschen, die immer lügen? Zumindest behauptet das sein älterer Bruder ...
Diese Story könnte gründlich danebengehen. Aber zum Glück verzichtet der Autor darauf, Antisemitismus als Problem zu skizzieren, das allein von muslimischen Migranten ausgeht. Es ist ein »Lennart«, der beginnt, Ben mit judenfeindlichen Sprüchen zu mobben. Und es ist ein Imam, der Hamid vermittelt, auf was es ankommt. Dessen Rat sucht Hamid, als er Zeuge einer schrecklichen Tat wird. Der Autor Andreas Steinhöfel und die Zeichnerin Melanie Garanin nehmen in dieser Graphic Novel ihre jungen Leser ernst genug, um ihnen gesellschaftliche »Zoff«-Themen aus unterschiedlichen, auch provozierenden Perspektiven zuzumuten, ohne klare Meinungen vorzugeben. Das Buch ermutigt vielmehr, sich einzumischen und vor konfliktiven Themen nicht zurückzuschrecken. Dafür wurde es nun mit dem katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Die Jury empfiehlt das Buch ab zehn Jahren.
Völlig meschugge?! Carlsen. 288 Seiten. 20 €