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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 6/2020
Der Inhalt:
Menschen & Meinungen

Die Liebe in Zeiten von Corona

vom 24.03.2020
Wir laden unsere Leserinnen und Leser ein zu unserem »Erzählprojekt«. Bitte schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen, Nöte, Ängste und Ihre Zuversicht in Zeiten von Corona
Leben während der Corona-Pandemie: Die Menschen müssen körperlich auf Abstand gehen – selbst bis in die Familien hinein –, und wollen sich dennoch nah sein. (Symbolfoto: iStock by Getty/tomazl)
Leben während der Corona-Pandemie: Die Menschen müssen körperlich auf Abstand gehen – selbst bis in die Familien hinein –, und wollen sich dennoch nah sein. (Symbolfoto: iStock by Getty/tomazl)

Benno ist klasse. Er kennt sich aus. Auch im Internet. Er weiß genau, welche Informationen dort hilfreich sind und welche nicht. Benno ist ein Maulwurf. Er sammelt seriöse Berichte aus der ganzen Welt. Kennt alle wissenschaftlichen Studien und wusste schon Mitte Januar, dass da etwas auf uns zukommt. Corona heißt das Gespenst, von dem wir immer noch nicht wissen, wie viel Unheil es am Ende anrichten wird. Und solange wir keine Medikamente und keinen Impfstoff dagegen haben, sagt Benno, hilft nur eins: zu Hause bleiben. Abstand halten. Hände waschen. Benno ist jung. Corona-Partys findet er absolut unverantwortlich. »Jetzt ist es eben mal umgekehrt«, sagt er, »die Jungen müssen auf die Alten aufpassen.«

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 06/2020 vom 27.03.2020, Seite 35
Berühre mich!Aber fass mich nicht an
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Leben, lachen, glauben in Corona-Zeiten
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Benno hat seine Mutter gebeten, nicht in die Firma zur Arbeit zu gehen. Jetzt macht sie »Homeoffice«. Sie arbeitet von zu Hause aus. Bei Bennos Mutter geht das. Millionen andere Frauen und Männer können nicht zu Hause bleiben: Pflegerinnen und Pfleger, Ärztinnen und Ärzte, Reinigungskräfte in den Krankenhäusern und Ambulanzen, Kassiererinnen und Kassierer an den Supermarktkassen, Postbotinnen und Postboten ... Sie alle halten das Leben in Zeiten von Corona aufrecht, denn sie werden von uns allen gebraucht. Es wird gesagt, dass das Leben nach der Corona-Krise ein anderes sein wird als vorher. Da wünsche ich mir, dass diese acht Millionen Menschen, denen die Kanzlerin in ihrer Rede so innigst dankte, nach der Krise auch endlich angemessen bezahlt werden und nicht mehr im Niedriglohnsektor arbeiten müssen.

Wir bleiben zu Hause

Wir bleiben zu Hause. Auch über diese Solidarität in Zeiten von Corona könnten wir danach noch lange sprechen. Oder ist das, was gerade zwischen uns Menschen passiert, auch mit dem altmodischen Wort Nächstenliebe zu bezeichnen?

»Bleiben Sie gesund!« Wie oft fällt dieser Satz in diesen Tagen? Und er ist ernst gemeint – keine Floskel wie ehedem das übliche: »Mach`s gut!« Die Nachbarn sind wunderbar. Selbst jene, mit denen man schon lange nicht mehr geredet hat. Wie geht es Ihnen? Auch diese Frage ist wirklich ernst gemeint. Man spricht miteinander, ruft sich über den Gartenzaun zu: »Braucht ihr Hilfe?« Überhaupt: Die Menschen gehen körperlich auf Abstand und sind sich dennoch nah. Sie lächeln sich freundlich an. Alle wissen Bescheid. Die allermeisten halten sich daran.

Kürzlich bei einem Arztbesuch wollte sich eine Patientin gegen Pneumokokken impfen lassen. Das hilft nicht gegen Corona, könnte aber im Ernstfall eine bakterielle Lungenentzündung verhindern. »Alle wollen geimpft werden, aber es reicht nicht«, sagte die Ärztin, »ich gebe Ihnen meinen letzten Impfstoff.« Die Frau – Mitte sechzig – antwortete: »Behalten sie die letzte Dosis bitte für jemanden, der es nötiger hat als ich.« Ist das Solidarität – oder schon Nächstenliebe?

Die Corona-Krise lehrt uns Langsamkeit

Unsere Straßen sind leer. Kaum noch Menschen unterwegs. Es ist, als hätte man draußen den Ton abgeschaltet. »Wie unter einem grauen Deckel«, meint ein Spaziergänger. Aber dieser Deckel hat bunte Tupfer. »Bleiben Sie bitte gesund«, schrieben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Cafés auf große Zettel und klebten sie an Bäume und Fenster, die ganze Straße entlang. Überall rufen sie uns jetzt zu: »Bleiben Sie bitte gesund.«

Oder ein Restaurantbesitzer: »Wir müssen schließen, das kostet uns viel – aber Gesundheit ist wichtiger als Geld. Wir sehen uns bald wieder. Waschen Sie sich bis dahin immer gut die Hände, küssen Sie nur Ihre Liebsten, bleiben Sie zu Hause, halten Sie Abstand und lassen Sie den Frühling in ihr Herz.«

Es wird auch wieder ein Leben nach der Corona-Krise geben, und dann wissen wir, dass die Gesellschaft gar nicht so kalt, egoistisch und berechnend ist, wie man ihr nachsagt.

Apropos egoistisch: »Mama, stimmt es wirklich, dass die Leute so viel Klopapier bunkern wegen ihrer Verdauungsschwierigkeiten, weil sie so viele Hamster gegessen haben?« Man wird ja wohl noch lachen dürfen über so viel Blödsinn.

Die Corona-Krise lehrt uns Langsamkeit, Besinnung vielleicht auf wesentlichere Dinge, sie lehrt uns auch, dass das Alleinsein mit sich selbst nicht nur schrecklich ist. Freundeskreise haben einen kleinen Büchermarkt aufgebaut. Sie lesen und tauschen, legen die Bücher jeweils bei den andern auf die Treppe vor der Haustür. Ein betagtes Ehepaar spielt jetzt Kniffel, immer nach dem Abendessen.

»Komm mal zur Rollschuhbahn, da kannst du deine Enkel aus der Ferne sehen«, sagte der Sohn zum Vater. Der Großvater war dort, traurig und froh zugleich. Er vermisst seine Enkelkinder. Wir vermissen uns alle. Und das bringt uns auch noch einmal näher. Die Mutter im Altenheim darf ihrer Tochter nur durch das geschlossene Fenster zuwinken. Besuche sind strikt verboten. Die Mutter weint, die Kinder weinen auch. Aber es geht um Leben oder Tod.

Wir geben Ihnen Gehör und Stimme

Manche haben jetzt angefangen, Tagebuch zu schreiben. Sie erzählen sich selbst und den anderen, wie sie die Welt gerade erleben. Dokumente einer außergewöhnlichen Zeit. Und genau das ist unsere Idee: Wir laden Sie ein zu unserem »Erzählprojekt in Zeiten von Corona«.

Schreiben Sie, liebe Leserinnen und Leser, alles auf, was Sie beobachten, erleben, was Ihnen durch Kopf und Herz geht. Ihre Nöte, Ängste und auch Ihre Zuversicht. Wir geben Ihnen Gehör und Stimme und erzählen draußen für Sie weiter, was Sie uns erzählen.

Wir fragen Sie:

Wie hat Corona Ihr Leben bis jetzt verändert?

Wie verbringen Sie Ihren Tag?

Wie geht es Ihnen mit Ihren Nachbarn?

Was tun Sie als Nachbarin oder Nachbar?

Wie halten Sie Verbindung zu Ihren Kindern, Enkelkindern und anderen Angehörigen?

Und umgekehrt: Wie können Sie sich jetzt um Ihre Eltern und Großeltern kümmern?

Was stärkt Sie, was gibt Ihnen Hoffnung, was macht Ihnen Mut?

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Was machen Sie ohne Gottesdienste?

Beten Sie zu Hause? Und welche Gebete helfen Ihnen in diesen Tagen besonders?

Formulieren Sie Ihr eigenes Gebet

Erzählen Sie uns von kreativen Ideen und Aktionen

Bitte schreiben Sie uns Ihre Gedanken in kleinen Geschichten, in wenigen oder mehreren Worten. Wir freuen uns, wollen von Ihnen hören und lesen. Wir wollen mit Ihnen in Kontakt bleiben.

Wir werden Ihre Texte veröffentlichen. Wenn Sie wollen unter Ihrem Namen – oder auch anonym. Manchmal müssen wir ein wenig kürzen, bitte haben Sie dafür Verständnis.

Bitte bleiben Sie gesund. Sie sind nicht allein!

Bitte senden Sie Ihren Beitrag an:

Publik-Forum

Betrifft: Liebe in Zeiten von Corona

Postfach 2010, 61410 Oberursel

oder per Fax: 06171 / 7003-46

oder mailen Sie an: [email protected]

Mehr auf: www.publik-forum.de/corona

Gern dürfen Sie uns auch Fotos zusenden, die Sie in Ihrem Corona-Alltag geknipst haben; diese würden wir in einer Online-Galerie auf unserer Webseite veröffentlichen.

Bitte vermerken Sie bei Ihrer Zusendung auch, ob Ihr Beitrag anonym veröffentlicht werden soll. Wenn Sie gar keine Veröffentlichung wünschen, teilen Sie uns dies bitte mit. Bei Zusendungen, die diesen Zusatz nicht haben, gehen wir davon aus, dass wir berechtigt sind, Ihren Beitrag im Print und/oder online honorarfrei veröffentlichen zu dürfen.


Ihre
Agnes Frei

Vorsitzende der Leserinitiative Publik-Forum e. V.

Aufruf zum Erzählprojekt »Liebe in Zeiten von Corona« zum Download und Weiterverteilen

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