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Was macht man in der vielen Freizeit?

von Dieter Wilhjalmur Johannesson, Hvolsvöllur/Kirkjuhvoll Island
vom 30.08.2020
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In Oldenburg, wo ich herkomme, galt der Aberglaube, dass Freitag, der 13., ein Unglückstag wäre. Das ging dann manchmal so weit, dass Mitschüler an diesem Tag »krankmachten«, weil eine Klassenarbeit an diesem Tag geschrieben werden sollte. Auch in Island ist es ähnlich: Am 13.3.2020 wurde von der Ministerpräsidentin der Ausnahmezustand ausgerufen, zunächst bis Dienstag nach Ostern. Vonseiten der Heimleitung wurde unser Heim unter Quarantäne gestellt. Das bedeutete, alles sollte verhindert werden, dass jemand aus dem Heim sich ansteckt.
Das wurde dann so eingeteilt, dass die Hausbewohner in drei Gruppen zu je einem Dutzend Leute in dem Gymnastiksaal, dem großen Ess-Saal oder auf dem Flur ihr Essen von den Mitarbeitern vorgesetzt bekamen. Selbstbedienung musste unterbleiben. Schulen und Kindergärten wurden geschlossen. Ständig die Hände bis zu den Ellenbogen mit Desinfektionsspray behandeln, möglichst zwei Meter Abstand halten; und das bei Schwerhörigen? Was weiterlief, waren Post, Rundfunk und Fernsehen, jedoch beschränkt. Briefe aus Europa brauchten einen Monat, als kämen sie von Südostasien. Es wurde mir verweigert, ins Pflegeheim runterzugehen, um die Nachrichten zu sehen. Somit sind es jetzt fünf Monate her, dass ich persönlich etwas erfuhr.
Anfang Juni wurden die Regelungen gelockert, jedoch im Juli bei Neuinfektionen wieder verschärft. Bekanntlich kommen nach Island viele Amerikaner, Asiaten aus Japan und China und viele Skandinavier. Da ist die Gefahr der Einschleppung besonders groß. Ich erfuhr, dass in den Flughäfen und auf der Fähre Tests gemacht wurden, einige in Quarantäne mussten. Die Besucherzahlen in den Hotels und Gästehäusern sank im Vergleich zum Vorjahr auf die Hälfte.
Als mir vonseiten der Heimleitung Genehmigung erteilt wurde, ich könne nach draußen gehen, um zu arbeiten ohne Kontakte, vermutete man, ich könne Covid 19 ins Heim schleppen, und es kamen Spannungen auf, zumal ich wieder in den großen Ess-Saal viermal am Tag runtergehen durfte. Wegen der Aufteilung in Gruppen sah ich einige monatelang nicht wieder. Wegen Sterbefälle wurden neue Bewohner aufgenommen, die mir fremd bleiben. Früher war montags und mittwochs Handarbeiten, dienstags Singen, donnerstags Vorlesen, freitags Spiele. Das fiel nun alles weg! Ebenso wurde das Blumenfest in Hveragerði abgesagt, wo ich immer mit der Trommel die Harmonikaspieler begleitet hatte.

Was macht man in der vielen Freizeit jetzt? Seit Jahren bin ich am Handarbeiten: Wolldecken für Südosteuropa stricken, Figuren nach Vorlage schnitzen und Anmalen von Figuren, speziell für Erwachsene. Ackerschachtelhalm im Gästehausgarten rausziehen, Trommel auf dem Übungsplatz üben sowie viel lesen. Zurzeit scheint mal wieder die Sonne, es ist zehn Grad Celsius, aber durch die Regenfälle ist der Boden klitschnass, Erdbeeren und rote Johannisbeeren werden reif. Rasen wurde bisher sechsmal gemäht, Unkraut gedeiht prächtig! Um Besucher zu kontrollieren, wurden alle Außentüren geschlossen, nur eine Person pro Woche.

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