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Ich habe mehr Zeit für Stille

von Prof. Dr. Christa Olbrich
vom 04.05.2020
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Wie ist die Liebe in Zeiten von Corona?

In dieser Zeit einer außergewöhnlichen Krise zeigt sich außergewöhnliche Hilfsbereitschaft, Projekte entstehen, Menschen werden kreativ, sie helfen im Großen und im Kleinen. Wir erkennen christliche Nächstenliebe. Geben ist seliger denn Nehmen, diese Weisheit lesen wir bereits in der Bibel. Stimmt das auch? Wissenschaftler haben herausgefunden, dass im Gehirn beim Geben mehr Glückshormone ausgeschüttet werden als beim Nehmen. Wenn wir unserem Nachbarn etwas geben, sei es ein gutes Wort oder einen Kuchen zum Kaffee, so haben wir ein gutes Gefühl. Das darf auch sein. Denn wer selbst unglücklich ist, kann anderen kaum helfen. Jedoch, ist das alles? Wir stärken unser Ich, wir erhöhen unser Ego. Auch das darf sein.

In diesen Zeiten von Not und Angst mögen viele Menschen beten: Herr, hilf uns, lass diese Krise bald vorbei sein, damit wir wieder zu unserer alltäglichen Gewohnheit zurückkehren können. Lass diesen Kelch an mir vorübergehen. Auch das ist menschlich. Denn Jesus war auch Mensch. Zurückkehren ja, aber wie? Werden wir in der Routine von Konsum und Verletzung unserer Umwelt einschließlich unserer Mitgeschöpfe bleiben?

Liebe in einer tieferen Dimension erfahren wir, wenn wir die Krise (Krankheit, Verlust) annehmen, radikal. Wir gehen hindurch, indem wir die Not, das Leid bejahen, wir durchleiden es mit Schmerz und Verzweiflung. Dann wird es möglich, in eine Erfahrung von Einverstanden-Sein zu kommen. Wir erfahren Liebe in einer Dimension von umfassend, grenzenlos. Wir erfahren universelle Verbundenheit. Damit vollzieht sich Wandlung in unserer Haltung. Wir erkennen: Dein Nächster ist dein Bruder, deine Schwester. Wenn wir aus diesem Geist heraus handeln, so müssen wir uns nicht anstrengen, hilfsbereit zu sein. Wir sind es und es ist leicht.

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Ich danke dem Virus. Ich habe mehr Zeit für Stille, für die Wahrnehmung der Schönheit unserer Natur und zum Erkennen, was wesentlich ist. Für mich ist es ein Leben in Einfachheit und Dankbarkeit.

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Alle Beiträge des Erzählprojektes »Die Liebe in Zeiten von Corona«

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