Kirchenreform – Wie geht es weiter?
Es ist viel Glut unter der Asche
Der Synodale Weg ist beendet, aber noch lange nicht am Ende. Beim Publik-Forums-Gespräch zeigten sich Agnes Wuckelt, stellvertretende Bundesvorsitzende der katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD), Gregor Podschun, Bundesvorsitzender des Jugenddachverbands BDKJ und Christian Weisner, Mitbegründer der internationalen Bewegung »Wir sind Kirche« optimistisch und kämpferisch zugleich: »Wir lassen uns unsere Kirche nicht nehmen!« Sie sind überzeugt: Kreativer Widerstand, bessere Vernetzung und die konsequente Umsetzung der auf dem Synodalen Weg gefassten Beschlüsse werden die katholische Kirche menschenfreundlicher machen und nachhaltig verändern, allen Stoppschildern zum Trotz.
Einen großen Platz in der Diskussion nahm die Frauenfrage ein. Auch wenn es bei der Verabschiedung des durch bischöfliche Intervention stark verwässerten Papiers unter den Synodalinnen auch Tränen der Wut gegeben habe, so sieht Agnes Wuckelt doch bemerkenswerte Fortschritte. Als ihr Verband die Forderung nach Öffnung aller Weiheämter für die Frau zum ersten Mal erhob, sei man von den Bischöfen noch massiv unter Druck gesetzt worden. Mittlerweile fordere eine Mehrheit der Bischöfe immerhin die Öffnung des Diakonats. Wuckelt zeigte sich überzeugt: Wenn Frauen ein sakramentales Amt wird sich auch das klerikale Machtgefüge entscheidend ändern. Dem vatikanisch eingeschärfte Predigtverbot stellte sie die Junia-Aktion der KFD entgegen: Der Aufruf, am Tag der Apostelin Junia sollten Frauen in der Eucharistiefeier predigten, habe große Resonanz gefunden und werde ein großer Erfolg werden. Das wäre nicht möglich, ohne die Zustimmung der Ortspfarrer, was wiederum zeige, dass Reformen von der Gemeindeebene ausgehen und nicht von oben.
Diese Einschätzung bestätigte auch Christian Weisner von der Initiative »Wir sind Kirche«. Er sprach von einer »Aufholjagd« nach den langen und rückwärtsgewandten Pontifikaten von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Das auch von einigen deutschen Bischöfen geteilte römische Narrativ von einem »deutschen Sonderweg« sei in sich zusammengebrochen. Es gebe ein intensives Interesse an den Beschlüssen des Synodalen Wegs in den europäischen Ortskirchen. Nun gelte es, dranzubleiben, damit die Bischöfe nicht wieder zurückweichen oder auf Zeit spielen.
Gregor Podschun verwies auf steigende Mitgliederzahlen in einigen Jugendverbänden. Es sei durchaus möglich, junge Leute für die Ideale des Christentums und die Kirche zu begeistern, wenn sie im Verband Wertschätzung erfahren und ernst genommen werden. Voraussetzung sei jedoch, dass die Kirche ein menschenfreundlicher und sicherer Ort sei, in dem sexuelle Gewalt und diskriminierenden Übergriffe weder vertuscht noch in irgendeiner Weise geduldet werden. Der Missbrauchsskandal habe die systemischen Probleme offengelegt, die von unabhängigen Gutachtern wissenschaftlich bestätigt worden seien. »Wir haben es schwarz auf weiß« Daher gehe es bei der Kirchenreform nicht bloß um Strukturfragen, sondern um den Kern des Glaubens, um die Glaubwürdigkeit des Glaubens. »Ein Gott, der so etwas zulässt, kann ich mir nicht vorstellen.«
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Die Podiumsdiskussion mit:
Agnes Wuckelt, KFD-Bundesvorstand
Gregor Podschun, BDKJ-Bundesvorsitzender und
Christian Weisner, Wir sind Kirche, können Sie hier noch einmal sehen.
Spenden: Zur Finanzierung dieser Veranstaltung bitten wir um Spenden auf unser Konto
mit dem Stichwort »Reform«: Leserinitiative Publik-Forum e. V., Darlehnskasse Münster,
IBAN: DE 52 4006 0265 0003 6450 00
Tea 30.06.2023, 19:59 Uhr:
Ich verstehe nicht warum der Vatikan so entschieden gegen den deutschen synodalen Weg angeht und dann ganz ähnliche Fragen im weltweiten synodalen Prozess zur Diskussion stellt - soll die deutsche Kirche zu einer extrem konservativen Bewegung werden weil die reformorieentierten alle austreten?
Zur Frauenfrage will ich fragen ob es eine christliche Kirche gäbe wenn Jesus Frauen zu Aposteln gemacht hätte angesichts der Stellung der Frau in der Antike?