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Bezeugen alle Religionen denselben Gott?

»Nein«, sagt der Theologe Thomas Ruster: »Das Gotteszeugnis Jesu ist unverwechselbar. Es folgt nicht den Gesetzmäßigkeiten von Religion.« Damit widerspricht er dem Theologen Perry Schmidt-Leukel
von Thomas Ruster vom 03.11.2017
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Viele Religionen, ein Religionskritiker: Jesus. Für den Theologen Thomas Ruster (rechts) ist der Mann aus Nazareth nicht der Gründer einer Religion. (Fotos:  iStock/pop_jop, iStock/golfloi17; KNA)
Viele Religionen, ein Religionskritiker: Jesus. Für den Theologen Thomas Ruster (rechts) ist der Mann aus Nazareth nicht der Gründer einer Religion. (Fotos: iStock/pop_jop, iStock/golfloi17; KNA)
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»Perry Schmidt-Leukel hat recht: Alle Religionen bezeugen denselben Gott. Die Frage ist nur, ob das, was auf Jesus zurückgeht, überhaupt eine Religion ist.

Religion liegt den Menschen gewissermaßen in den Genen. Sie ist irgendwo auf dem langen Weg von den ersten Hominiden bis heute entstanden. ... Religiöse Formen bilden sich aus, wenn die Unterscheidung vertraut/unvertraut in das Vertraute eingeführt wird. Dann kann man im Umgang mit dem Unvertrauten Sicherheit gewinnen. Dazu braucht es religiöse Spezialisten, die die Zeichen des Jenseits zu deuten wissen... Schon sehr früh in der Menschheitsgeschichte zeigen sich die Hauptelemente der Religion, die sich bis heute im Wesentlichen erhalten haben: Der Glaube an höchste, jenseitige Wesen. Die Schöpfung. Und das Opfer.

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Edna Li 21.11.2017, 12:05 Uhr:
Ruster und Schmidt-Leukel reden aneinander vorbei. Beide haben auf ihrer Ebene recht. Ruster auf der religionssoziologischen Ebene, Schmidt-Leukel auf der Erfahrungsebene. Wenn man auf der religionssoziologischen Ebene arbeitet, sind natürlich die Gottesbilder jeweils anders und kulturimmanent. Wenn man aber auf die Erfahrungsebene geht, gibt es nur eine transzendente Wirklichkeit. Das ist empirisch nachvollziehbar. Alle, die diese Wirklichkeit erlebt haben, stimmen überein, über Religionsgrenzen hinweg. Nur: die Beschreibung der Erfahrung ist dann wieder kulturimmanent, wie alle Sprache. An dieser Stelle kommt dann wieder die religionssoziologische Auslegung/-nutzung dazu, im schlimmsten Fall überlebt derjenige, der die Erfahrung gemacht hat das nicht. Aber genau hier liegt die Chance unseres Jahrtausends: erstmals ist der Konsens, daß man jemanden wegen Gotteserfahrung und -beschreibung nicht umbringt und der weltweite Austausch so gross, dass eine Verständigung möglich wird.

Paul Haverkamp 03.11.2017, 16:44 Uhr:
Historisch gesehen ist Jesus an den ungelösten Konflikten seiner Zeit gestorben. Seine Nachfolger haben daraus ein „für uns“ gemacht. Das „Für uns“ kann nun das Tor zu einem neuen Miteinander sein.

Die Aussage, dass Jesus „für uns“ gestorben ist, bietet den Menschen eine Möglichkeit, wie sie die von ihnen immer wieder erneut geschaffenen Opfer verringern können, indem sie nach anderen Möglichkeiten von Konfliktlösungsstrategien Ausschau halten als nur über den Weg der Macht, Gewalt, Krieg und der Tötung anderer Menschen.

Es gilt die Todesspirale anzuhalten, die wir Menschen immer wieder dadurch in Bewegung setzen, dass wir andere Menschen ausgrenzen, diskriminieren und sie zu Sündenböcken machen. Somit motiviert die Passion Jesu und der Anblick des Gekreuzigten heute dazu, das Leiden der heute Gekreuzigten in den Focus unserer Beobachtung zu holen.

Paul Haverkamp, Lingen

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