Film: Soldaten des Lichts
Esoterik und Verschwörung

Kino. Mr. Raw, mit bürgerlichem Namen David Ekwe-Ebobisse, ist ein Influencer und Coach, der sich selbst vorwiegend von Grünzeugsmoothies zu ernähren scheint. Dass dieser fitte und umtriebige Geschäftsmann nicht nur pflanzliche Rohkosternährung predigt, wird in diesem Dokumentarfilm erst allmählich klar. Zwei Jahre lang hat das Filmteam den Alltag von Mr. Raw beobachtet. Koregisseur Johannes Büttner kennt ihn aus der Grundschule. So taucht man sukzessive ein in eine Schattenwelt, in der sich Ernährungsgurus, Geistheiler, Impfgegner, Verschwörungstheoretiker und der selbsternannte König von Deutschland, Peter I., die Hand geben. Und die sich dank Youtube, TikTok und Instagram rasant vergrößert.
Der Film wertet nicht, aber es gelingt ihm, Mechanismen anschaulich zu machen, die dazu führen, dass Menschen sich radikalisieren – bis hin in die Reichsbürgerszene. So ulkig der Glaube an Reptiloiden, flache Erde und satanische Blutopfer auch wirken mag: Die Auswirkungen sind keineswegs harmlos. Das zeigt die Geschichte von Timo, Mr. Raws Mitbewohner. Zu Filmbeginn ist er gegen Kost und Logis seine rechte Hand und renoviert ein Lokal im Frankfurter Riederwaldviertel, wo David die »Rohkosteria« eröffnet (aufgrund von Protesten 2023 geschlossen). Das Schicksal dieses psychisch kranken jungen Mannes, der mit Fasten und Kräutern die von David diagnostizierte »Dunkelheit« zu besiegen versucht, verweist auf die vielen unbekannten Opfer einer Szene, in der Esoterik und Extremismus auch ein lukratives Geschäftsmodell sind.
Soldaten des Lichts (D 2025), Film von Julian Vogel und Johannes Büttner. 113 Min. Ab 16 J.
