Editorial
                                
                                Was Sie in diesem EXTRA zum Thema »Heiterkeit« lesen können
                            
			            
		            
es ist gewagt, gerade in diesen Zeiten ein EXTRA über »Heiterkeit« herauszubringen. Nein, wir wollen nicht die unfriedliche Welt da draußen ausblenden und auf die Insel der Seligen fliehen. Das gerade nicht. Denn Heiterkeit meint ja nicht nur schenkelklopfende Witzigkeit, operettenhaftes »immer nur heiter, immer vergnügt«. Die Heiterkeit, von der die Autorinnen und Autoren in diesem EXTRA erzählen, spielt nicht im »Land des Lächelns«. Sie ist vertraut mit den Tiefen und Untiefen des Lebens.
Heiterkeit ist eine ernste Angelegenheit, denn entscheidend für sie ist das Bewusstsein der Abgründigkeit. Sie blickt auf das Ganze des Lebens, wie es sich uns zumutet. Und sagt in einem tieferen Einverständnis ein stilles Ja dazu. Heiterkeit ist eine Haltung zum Leben. In der Heiterkeit steckt auch ein mutiges Dennoch. Angesichts des Todes, des Leids und äußerer Bedrohungen stehen wir auf der Seite des Lebens. »Noch bin ich da!« So sagt es ein Autor in diesem EXTRA und formuliert damit sein Mantra der Lebensfreude in hohem Alter.
Heiterkeit wächst an Herausforderungen und reift mit der Bereitschaft, das Leben so anzunehmen und zu bewältigen, wie es ist. Das lehren uns gerade Juden, die in ihrer schmerzhaften und tragischen Geschichte eine Kultur der Heiterkeit entwickelten, wie es der berühmte jüdische Humor belegt. Im Buddhismus ist Heiterkeit ein zentrales Erkenntnisprinzip. Die Tradition dort kennt den lachenden Buddha mit dem dicken Bauch und viele »erleuchtete« Erwachte, die den »Ernsthaften« wie »Ausgeflippte« erscheinen. Und selbst im Christentum, wo Generationen von Theologen die Frage traktieren, ob Jesus gelacht habe, gibt es Wortführer christlicher Heiterkeit wie Martin Luther, der kurz und knapp formuliert: »Wo Glaube ist, da ist auch Lachen!« Für den Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch war das die Grundmelodie seiner kreativen Arbeit: das Leben als Glaubender so ernst zu nehmen, dass man auch darüber lachen kann.
Und schließlich: »Ottos Mops kotzt«: Wir erkunden in diesem EXTRA das Thema Heiterkeit auch in Kunst und Literatur. Und wir erzählen von der Clownvisite der »Roten Nasen« in einem Berliner Kinderhospiz. Dort ist die Heiterkeit eine zarte Brücke zu den Kindern.
Klaus Hofmeister ist Redakteur für Kirche und Religion beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt. Er lebt in Kahl am Main.




