Ein Buch fürs Leben …
Weisheit und Seelenruhe

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Schon mit 17 Jahren fand ich seine »Selbstbetrachtungen« faszinierend und las immer wieder darin. Sie gibt es in zahlreichen Ausgaben; ich bevorzuge sie als schönen Band von Otto Kiefer übersetzt (Insel, 192 Seiten). Inzwischen gibt es den Text auch online kostenfrei auf freeditorial.com. Hin und wieder vertiefe ich mich darin. In meinem Lateinunterricht waren 1970 seine stoische Philosophie und er bisweilen ein Thema, weil mein älterer Lateinlehrer von ihm schwärmte. Krisenerfahren wurde und war Marc Aurel (121-180), der Philosoph auf dem römischen Kaiserstuhl, der Soldatenkaiser, der Krisenmanager, der mit seiner Frau Faustina 13 Kinder hatte, von denen mindestens fünf früh starben. Erst vor 500 Jahren wurde Aurel als Philosoph gesehen, als seine »Selbstbetrachtungen« wiederentdeckt wurden, ursprünglich entstanden zwischen 170 und 180 in Feldlagern an der Nordgrenze des Römischen Reiches. Im schriftlichen Selbstdialog entfaltet der Kaiser dabei sein Weltbild. Die Schrift fand große Verbreitung und wurde zu einem Weltbestseller. Friedrich der Große, Helmut Schmidt und Bill Clinton lasen ihn. Neben seiner Bedeutung für die Entwicklung des römischen Reiches und Kaisertums machen ihn die »Selbstbetrachtungen« zu einer Galionsfigur für eine große neue Ausstellung in Trier (bis 22.11.2025), zu der ein beeindruckender Katalog (wbg/Theiss/Herder) mit zahlreichen Abbildungen und exzellenten Beiträgen gehört; 400 Artefakte und Stücke zeigt die Ausstellung. Zudem gilt Marc Aurel als Lichtgestalt »guter Herrschaft«, weshalb parallel im Trierer Stadtmuseum Simeonstift eine Ausstellung über den Wandel der »guten Herrschaft« in der Kunst zu sehen ist. Die stoische Philosophie hat für mich einen großen Anteil daran, dass ich Marc Aurel als einen Kaiser des Gemeinwohls sehe. Er erleichterte das Leben von Benachteiligten der damaligen römischen Gesellschaft wie Sklaven und Frauen, er bewältigte außergewöhnliche Herausforderungen bei einer katastrophalen Tiberüberschwemmung sowie in der Konfrontation mit der Antoninischen Pest und angesichts spontaner Christenverfolgungen innerhalb des Römischen Reiches. Seine Sentenzen beeindrucken mich: »Es kommt nicht darauf an, über die notwendigen Eigenschaften eines guten Mannes dich zu besprechen – vielmehr ein solcher zu sein.« Und: »Viel weniger lehren, wie man recht leben soll, wenn du es nicht selber tust.« Das möchte ich auch vielen Politikern, Managern und Coaches ins Stammbuch schreiben. Für Aurel als Stoiker galt, seinen Platz in der kosmischen Ordnung zu erkennen und auszufüllen, indem er durch die Einübung emotionaler Selbstbeherrschung sein Los zu akzeptieren lernte und mit Hilfe von Gelassenheit und Seelenruhe (Ataraxie) nach Weisheit strebte. Für Aurel war Philosophie eine Lebensform, in der der »innere göttliche Geist« wirkt.
Norbert Copray ist geschäftsführender Direktor der Fairness-Stiftung. Er leitet seit 1977 das Rezensionswesen von Publik-Forum.
