Die USA am Rande eines Bürgerkrieges

Am 25. August borgte sich der 17 Jahre alte Kyle Rittenhouse ein halbautomatisches Sturmgewehr von einem Freund. Seine Mutter fuhr ihn abends die zwanzig Meilen von seinem Zuhause in Antioch, Illinois, nach Kenosha, Wisconsin. Dort meinte Trump-Fan Rittenhouse, sich mit gleichgesinnten bewaffneten »Patrioten« treffen zu müssen. Eine selbsternannte rechte Bürgerwehr hatte dazu aufgerufen, die Stadt »gegen bösartige Schlägertypen zu verteidigen«.
Aufrufe wie diese gibt es derzeit in ganz Amerika, und je näher der Wahltermin am 3. November rückt, desto fiebriger werden sie. Mit den vermeintlich »bösartigen Schlägertypen« meinte die rechte Miliz jene Menschen, die gegen die Schüsse auf den Schwarzen Jacob Blake, 29, protestierten. Zwei Tage zuvor, am 23. August, hatte ein Polizist in Kenosha dem Automechaniker vor den Augen seiner Kinder aus unmittelbarer Nähe sieben Mal in den Rücken geschossen, um ihn am Einsteigen in sein Auto zu hindern. Blake wird schwer verletzt überleben, aber den Worten seiner Familie zufolge wohl querschnittsgelähmt bleiben. Die Polizei rechtfertigte die Schüsse damit, sie habe auf dem Boden seines Autos ein Messer gefunden. »Es gibt zwei Rechtssysteme in den Vereinigten Staaten«, sagte Blakes Vater, Jacob Blake Sr. »Ein weißes System und ein schwarzes System.«
Tatsächlich ist Amerika derzeit in zwei ungleiche Teile gespalten, in Weiß und Schwarz, in Gut und Böse, zumindest in der Rhetorik mancher Politiker und Medien. Das renommierte Center for Strategic and International Studies in Washington warnt, die Präsidentschaftswahlen »machen Gewaltausschreitungen wahrscheinlich. Extremisten haben Zugang zu Waffen und Sprengmaterial. Sie definieren die Wahlen

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