Glaubensweitergabe
Wenn das religiöse Erbe verschwindet
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Illustrationen von Jens Bonnke
Es riecht nach Gebäck im Esszimmer von Karl und Erika Hoffmann. Noch hat der Advent nicht begonnen, aber Erika hat am Vormittag schon Vanillekipferl gebacken. Sie liegen zum Abkühlen auf zwei Kuchengittern auf der Anrichte. Draußen ist es ein windiger Novembertag, drinnen lässt die buttrig-süße Luft an Weihnachten denken.
Erika heißt eigentlich anders; weil sie in dieser Geschichte viel Persönliches erzählt, ist ihr Name geändert, wie auch der ihrer Familienmitglieder.
Eigentlich würde sie an Weihnachten gern mit der ganzen Familie in die Messe gehen. Mit ihrem Mann, ihren fünf Kindern und deren Kindern, von denen an den Feiertagen immer einige da sind. Aber die Christmette besuchen Erika und Karl inzwischen me
Karl Rueß 10.01.2025:
Der Titel »Enkel ohne Gott« charakterisiert das Problem religiöser Sozialisation etwas zu pauschal. Neuere Untersuchungen belegen, dass es auch bei jungen Menschen ein religiöses Bedürfnis und die Sehnsucht nach einem Sinn gibt, der über das vorfindliche Leben hinausreicht. Im Vorbereitungsbuch zur Erstkommunion, das mein Enkelkind durcharbeiten muss, stehen theologische Sätze wie »Jesus ist der Sohn Gottes«. Das neunjährige Kind kann sich nichts darunter vorstellen, höchstens eine physische Vater-Sohn-Beziehung wie im alltäglichen Leben. Ein Beispiel, wie abstrakt und lebensfremd die theologische Sprache und mit ihr die transportierten Inhalte sein können. Ebenso ist die Liturgie des Gottesdienstes mit ihren theologisch aufgeladenen Texten für die Kinder und auch deren Eltern unverständlich. Die Zeiten, in denen die Getauften und Gefirmten alle diese Inhalte und Texte einfach hingenommen und mechanisch nachgesprochen haben, sind vorbei. Theologie und Kirche müssen eine Sprache und eine Botschaft finden, die wieder für das Leben der Menschen bedeutsam sind.
Joachim v. Luxburg 10.01.2025:
Den Großeltern, deren Kinder religiös selbstständig werden, möchte ich Mut zusprechen. Es ist manchmal schmerzlich für sie, wenn sie den Kindern in die Welt von deren Glaubensvorstellungen nicht folgen können. Ihren eigenen Glauben, ihre persönliche Beziehung zu Gott, können sie zwar nicht weitergeben. Darüber aber sollten sie nicht vergessen, dass sie ihren Kindern und Enkelkindern in der Nestwärme der Familie und Gemeinde Erfahrungen vermitteln konnten, die als Kraftquellen lebenslang erhalten bleiben. Dadurch haben sie das kindliche Gefühl von Geborgenheit und die Sehnsucht nach tiefer Wahrheit gestärkt, welche die Kinder beide brauchen, um in der großen, weiten Welt mit all ihren Herausforderungen den eigenen Glaubensweg zu gehen. Ich glaube nicht, dass die Enkel auf diesem Weg »ohne Gott« sind, wie es in der Überschrift zum Artikel heißt. Im Gegenteil, Gottes Geist ist wirkmächtig in ihnen, in jedem Moment erhält er sie am Leben, er ist das Ziel ihres Suchens, und er entlässt sie in die Freiheit, die sie brauchen, um das Ziel zu finden. Von diesem Mut zum Leben könnten wir Alten von den Jungen noch lernen.
Maria Ochsner 10.01.2025:
Ich bin selbst Mutter und Großmutter von 18-jährigen Jungs und einem Mädel mit 16 Jahren. Zwei Großkinder sind volljährig, und ich selbst zähle 78 Jahre. Bin katholisch – sehr alternativ! –, führe seit 20 Jahren in einem katholischen Pfarrhaus den Haushalt, und meine Familie ist hier eingebettet auch ohne »übertriebene« Frömmigkeit! Wenn wir von Vater-Mutter-Gott ausgehen, der die Erde, die Himmel, Sterne, Engel und alles, was es gibt, auch den Menschen, erschaffen hat, ist alles Gott! Also kommt niemand ohne Gott auf diese und andere Erden! Wir haben den Kern – das, was wir Seele nennen – von Gott! Da dieser unsichtbar ist – also eine Energie, die uns erfüllt, um uns ist und auch in der Erde ist, also in allem, was da kreucht und fleucht, ist die Energie von Gott! Wir können nicht aus Gott fallen, er ist allgegenwärtig – versuchen wir uns mal vorzustellen, was dieses Wort uns sagt!
Jürgen Schnakenberg 10.01.2025:
Meine beiden Enkeltöchter, die nach ihrem Schulabschluss für jeweils ein Freies Soziales Jahr in Bolivien beziehungsweise Sambia mit Kindern gelebt und gearbeitet haben, dürften auf ihren imaginären Konten gelebten Glaubens mehr Guthaben haben als der Großvater, der ein Leben lang Gottesdienste besucht hat, Presbyter war, Andachten und Vorträge gehalten hat und vieles mehr. Glauben heißt, auf etwas zu bauen, für uns Christen – in der Nachfolge Jesu – auf Mitmenschlichkeit. Nicht bloß etwas für wahr halten, was seit 2000 und mehr Jahren immer nur unverändert wiederholt wird. Vielleicht doch eher »Großeltern ohne Gott?«