Antisemitismusvorwurf
Weltgebetstag der Frauen unter Verdacht: Wird Israel dämonisiert?

Das deutsche Weltgebetstags-Komitee hat angekündigt, die Liturgie für den Weltgebetstag der Frauen am 1. März 2024 umgestalten zu wollen. Das weltgrößte Gebetstreffen wird jedes Jahr von Christinnen aus einem anderen Land vorbereitet, die Vorlage für 2024 stammt von palästinensischen Christinnen. Nach Ansicht des Koordinierungsrates für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit enthält das Material jedoch »falsche und tendenziös politische Aussagen, die im Zusammenhang als antisemitisch zu klassifizieren sind«. Der Bochumer evangelische Theologieprofessor Günter Thomas hält die Bilder und Texte für geeignet, um Israel zu »dämonisieren« und hat die EKD-Synode in Ulm zu einer Revision aufgefordert.
Das deutsche Vorbereitungskomitee hat auf die Kritik reagiert. Infolge des Terrorangriffs der Hamas hätten sich in Deutschland der Bezugsrahmen und die Deutungsmöglichkeiten zum Thema Israel-Palästina verschoben, heißt es. »Die vorliegende Liturgie bedarf daher einer Einordnung und Einbettung in den aktuellen Kontext«, sagte Brunhilde Raiser vom Weltgebetstags-Vorstand. Eine Änderung stellte sie unter anderem für die Fürbitten-Gebete in Aussicht. Auch werde über begleitende und einführende Texte nachgedacht. Die Zusammenarbeit mit der palästinensischen Künstlerin Halima Aziz, die das Titelbild gestaltet hat, könne wegen deren Nähe zur Hamas nicht fortgesetzt werden. Der Verkauf des Bildes sei gestoppt worden. Zugleich verwahrte sich Brunhilde Raiser gegen den Vorwurf des »Cancelns«. Man werde die Stimmen der palästinensischen Christinnen nicht unterdrücken.
Allerdings wünsche man sich vom palästinensischen Weltgebetstags-Komitee eine Distanzierung von der Hamas. In deren Stellungnahme vom 13. Oktober werden die Massaker der Hamas mit keinem Wort erwähnt.