Wie wird aus dem Jungen bloß ein guter Mann?
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Kino. Die alleinerziehende Dorothea versteht nicht, warum ihr 15-jähriger Sohn Jamie plötzlich Probleme macht. Deshalb fordert die tatkräftige Frau ihre Untermieter Abbie und William sowie Jamies heimlich geliebte Freundin Julie dazu auf, ihr bei der Erziehung zu helfen. Dorotheas Frage »Wie wird man ein guter Mann?« lässt sich in diesem amüsanten Film mit »Wie wird man ein guter Feminist?« übersetzen. Und obwohl der Teenager durch die mütterliche Intervention an den Rand des Nervenzusammenbruchs gebracht wird, beweist allein schon die Existenz dieser bittersüßen Pubertätskomödie, dass Dorotheas Plan geklappt hat: Der genaue und zärtliche Blick, mit dem Regisseur Mills seine geradlinige Mutter und seine unkonventionelle Patchworkfamilie im kalifornischen Santa Barbara des Jahres 1979 porträtiert, verrät die autobiografische Erinnerung. Die Pubertät ist nicht auf Jamie beschränkt; in Dorotheas viktorianischer Villa, in der Späthippie William gerade herumrenoviert, ist das Leben eine Baustelle. Mit impressionistischen Schnappschüssen, die, aus dem Off kommentiert vom erwachsenen Jamie, bis in Vergangenheit und Zukunft reichen, erweist Mills besonders Frauen, die sich in jener Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs neu erfinden, eine liebevolle und selbstironische Hommage. Armer Junge! denkt man etwa, wenn Jamie den Vagina-Gesprächen der punkigen Abbie und der wilden Julie zuhört. Diese leichtherzige und mit ihren Streiflichtern auf den kalifornischen Lifestyle auch ästhetisch zauberhafte »éducation sentimentale« gehört zu den bisher besten Filmen des Jahres.