Katrin Göring-Eckardt über die Grünen
»Nur wer sich ändert, bleibt sich treu«
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Der Vorwurf von Heribert Prantl, dem Publizisten und langjährigen politischen Kommentator der Süddeutschen Zeitung, wir Grünen hätten unsere Wurzeln verraten (Publik-Forum 19/2024), ist nicht neu. Aber trifft dieser Vorwurf? Die Grünen haben wie die DDR-Bürgerrechtsbewegung pazifistische Wurzeln, sie waren aber keine pazifistische Partei. Selbst ganz am Anfang gab es Strömungen, die mit der reinen Lehre des Pazifismus nichts anfangen konnten. Bündnis 90/Die Grünen sind seit mehr als 30 Jahren »bündnisgrün« und nicht mehr nur »westgrün«, wie Prantls Text suggeriert. Wir Ostdeutschen brachten die Veränderungserfahrung und die Befreiungserfahrung aus der zweiten deutschen Diktatur ein. Das darf nicht ausgeblendet werden.
Ich finde: Prantls Vorwurf geht an der Wirkl
Alfons Woestmann 10.01.2025:
»Ich bin Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen seit 1990. Mir war immer die pazifistische und ökologische Grundausrichtung der Partei wesentlich! Wenn ich in der aktuellen Ausgabe die Antwort von Katrin Göring-Eckardt auf den Beitrag Herbert Prantls (Publik-Forum 19/2024) lese, dann bin ich entsetzt. Es steht für mich völlig außer Frage, dass Wladimir Putin und die russische Regierung der Aggressor sind und entgegen dem Völkerrecht diesen Krieg am 22. Februar 2022 begonnen haben. Was mich als Christ und Demokrat sehr betroffen macht, ist, wie schnell und nahtlos die Partei Bündnis 90/Die Grünen die pazifistischen Grundlagen über Bord geworfen hat. Frau Göring-Eckardt hat sich vor der Wende aktiv für den gewaltfreien Widerstand in der früheren DDR eingesetzt und sich auch beteiligt. Nur diese Art und Weise des Widerstandes hat zu der Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland geführt. Sie beschreibt Bündnis 90/Die Grünen als eine Partei der Veränderung, die sich nicht wegduckt vor gravierenden Problemen in der Welt. Sie rechtfertigt so die Lieferung von Waffen und die Unterstützung der Ukraine mit militärischen Mitteln. Sie müsste es doch eigentlich besser wissen. Ein Krieg führt unweigerlich zu hohen menschlichen Opfern und Verlusten. Außerdem beinhaltet jeder Krieg auch Unterdrückung, Missbrauch und Vergewaltigung von Frauen und Männern jeden Alters. Krieg folgt keinen moralischen Grundsätzen – auch wenn das festgelegt worden ist. Wenn ich also eine gewaltsame Verteidigung der Ukraine gegen den militärischen Angriff von Russland unterstütze, dann stimme ich dem zu.
Monika Matthias 10.01.2025:
In der Tat, wir wissen nicht, was Petra Kelly heute sagen und wie sie handeln würde. Aber wir wissen es von einer anderen Mitgründerin der Grünen, Antje Vollmer. Wenige Wochen vor ihrem Tod, im Februar 2023, ist in der Berliner Zeitung ihr Essay erschienen: »Was ich noch zu sagen hätte – Vermächtnis einer Pazifistin«. Niemand wird Antje Vollmer Naivität, Wegducken oder mangelnde Veränderungsbereitschaft vorwerfen können. Ich meine, es tut unserem Land und unserer Erde gut, ihr Vermächtnis anzunehmen: »Heute aber gilt: Wer die Welt wirklich retten will, diesen kostbaren einzigartigen wunderbaren Planeten, der muss den Hass und den Krieg gründlich verlernen. Wir haben nur diese eine Zukunftsoption.«
Hans-Joachim Schemel 10.01.2025:
Als früherer Grünenwähler bin ich entsetzt über den Wandel dieser ehemaligen Antikriegspartei zu ihrem Gegenteil. Frau Göring-Eckardt beruft sich auf das »Prinzip Einmischung«. Sie rechtfertigt die Beteiligung an Kriegen mit der Behauptung: »Einmischung ist notwendig (…), wenn irgendwo in der Welt Menschenrechte verletzt werden.« Da können wir uns in Zukunft ja auf einiges gefasst machen. Es gibt in der Welt viele Staaten, die für die Missachtung von Menschenrechten bekannt sind. Um weltweit auf dem Wege der »militärischen Intervention« die Demokratie durchzusetzen, müssen, wenn wir den Vorstellungen von Göring-Eckardt folgen, noch viele Kriege geführt werden – dem »Vorbild« folgend, das uns US-Präsident Bush mit seinem Angriffskrieg gegen den Irak geboten hat und das eine traurige Fortsetzung bei der Beteiligung Deutschlands am Nato-Krieg gegen Afghanistan fand. Die Kriege »des Westens« zum Zwecke der gewaltsamen Einführung von Demokratie und Menschenrechten sind ein Verbrechen.
Jürgen Dornis 10.01.2025:
»Mineralienreserven im Wert von zehn bis zwölf Billionen US-Dollar« hat US-Senator Linsey Graham in der Ukraine ausgemacht – Blackrock hat längst Zugriffsrechte und kauft gleichzeitig die fruchtbaren Schwarzerdländereien auf – ein klarer Fall für die »westliche Wertegemeinschaft«! Im »war against Russia« (Baerbock) lassen Rüstungsindustrie und Finanzkapital die Korken knallen, während der Umsatz von Bio-Lebensmitteln stagniert (Umsatzsteigerung nur aufgrund steigender Preise) und das 30-Prozent-Ziel Ökolandbau bis 2030 in weite Ferne rückt. Kein Wunder bei 19 Prozent Mehrwertsteuer auch auf vegane Lebensmittel und sieben Prozent auf umweltschädliches Fleisch – und Cem Özdemir als Landwirtschaftsminister. Derweil eröffnet Habeck ein LNG-Terminal nach dem anderen, geliefert wird zu 84 Prozent Frackinggas aus den USA, mehr als doppelt so klimaschädlich wie Kohle. Vom größten Klimakiller – Aufrüstung und Krieg – ganz zu schweigen. Nein, Frau Göring-Eckardt, die Grünen haben es nicht schwer, weil viele Deutsche »veränderungserschöpft« sind, sondern weil die Politik der Grünen eine Mogelpackung ist. Greenwashing halt.
Gotthard Eichstädt 10.01.2025:
Die Grünen haben ihre Stiftung nach Heinrich Böll benannt. Dieser hatte sich im September 1983 in Mutlangen an einer Sitzblockade gegen die Stationierung von Pershing-II-Raketen beteiligt. Die heutigen Grünen befürworten dagegen mit Verve, dass neue US-Waffensysteme auf deutschem Boden stationiert werden.
Thomas Bartsch-Hauschild 07.12.2024, 16:16 Uhr:
Frieden Schaffen ohne Waffen- doch Kriege sind von Menschen gemacht-Putin - hat ihn begonnen-die Menschen in der Ukraine wollen ihr Land und ihr Leben verteidigen. Wer sich wehrt lebt nicht verkehrt. Die Grünen begehen keinen Verrat - sondern wenn das Gleichgewicht der Verteidigungsfähigkeit besteht ist Frieden möglich-das ist kein Verrat sondern purer Lebenswille in Freiheit.
Die Anerkennung dieser Realität ist kein moralischer Verrat einer Grünen Partei - sondern ein legitimes Mittel sich zu wehren.
Auch ist das christliche Erbe das Herrn Prantl in journalistischer Haltung ist eben nicht das einzige alleinige Gebot.