Ein Hauch von Revolution

Josef Hülkenberg ist mit seiner Wohnung nach Leipzig gereist. Sieben Meter ist sie lang und hat einen komfortablen Anhänger. Genug Platz also, wie er findet. Keine Sorge. Ein Obdachloser ist er nicht. Der 61-jährige Kölner Sozialpädagoge lebt und arbeitet aus Überzeugung im Wohnwagen. Eine andere Bleibe hat er nicht. »Abschied vom betreuten Denken«, nennt er das. Also steht er jetzt mit seinem »Quartier auf Rädern« vor der Leipziger Nikolaikirche in der Herbstsonne dieses Oktobertages. Hier ist auch die Stele in Erinnerung an die Friedliche Revolution von 1989 zu sehen: Ein etwas gewöhnungsbedürftiges Denkmal, bestehend aus einer Säule mit einer Art grüner Krone darauf.
Doch Denkmäler sind dem hochgewachsenen Hülkenberg, der im früheren Leben einmal Mechaniker war und später Philosophie studiert hat, ohnehin nicht wichtig. Umso mehr geht es ihm darum, was von dem gewaltfreien Aufbruch damals geblieben ist. Was aus der Hoffnung wurde, die Ost und West verband: dass es einen Schub durch ganz Deutschland geben würde, eine Erneuerung der Demokratie. Das hat sich nicht erfüllt. Und darum ist Josef Hülkenberg jetzt hier. Er sitzt im alten Saal im gegenüberliegenden Gemeindehaus mit anderen, denen es genauso geht wie ihm.
Den Staat vor den Finanzmärkten schützen
Sie alle gehören zur Initiative Verfassungskonvent, sind aus ganz Deutschland angereist und haben sich bewusst am historischen Ort der Friedlichen Revolution getroffen. Denn sie wollen den Gedanken an die Erneuerung der Demokratie nicht aufgeben. Schon gar nicht den, dass alle Deutschen nach der Vereinigung 1990 über ein Grundgesetz beraten und abstimmen sollten. Die einen, die hier sind,

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