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Kein Gendern bei Weimer
Nur eine Empfehlung ...

Der Kulturstaatsminister diktiert Kunstschaffenden, wie sie zu reden haben. Dabei gäbe es für sie Wichtigeres. Für wen zieht er also diese Show ab? Ein Kommentar.
von Anne Strotmann vom 19.08.2025
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Ein Kulturstaatsminister mit populistischem Lager-Bekentnis: Wolfram Weimer (Foto: pa/Frank Hoermann/Sven Simon)
Ein Kulturstaatsminister mit populistischem Lager-Bekentnis: Wolfram Weimer (Foto: pa/Frank Hoermann/Sven Simon)

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Kulturstaatsminister Wolfram Weimer mag geschlechtergerechte Sprache nicht. Das ist okay, dies ist ein freies Land. In seiner Behörde will er Sternchen, Unterstriche und Binnen-I künftig verbieten. Niemand musste sie vorher benutzen, aber nun darf es auch keiner mehr. Das hat Weimer auch öffentlich geförderten Kultureinrichtungen wie Museen, Theatern und Rundfunkanstalten nahegelegt. Er betonte später, es handle sich um eine Empfehlung ohne finanzielle Auswirkungen. Dennoch fragt man sich, für wen Weimer dieses Theater veranstaltet. Kulturschaffende haben wichtigere Probleme. Jedenfalls brauchen sie vom Staat keine Hilfe beim Sprechen. Weimers Vorstoß ist ein populistisches Lager-Bekenntnis. Die »Gendersprache« ist der Lieblingsfeind der Konservativen, weil man mit wenig Aufwand viel Aufmerksamkeit bekommt; niemand redet so viel darüber wie sie. Weimers paternalistische Sorge um »Akzeptanz« und »Verständlichkeit« ist vorgeschoben. Konservative inszenieren Sprache als Bollwerk gegen die ihnen unangenehme Realität, dass Geschlecht vielfältig ist. Nebenbei bedient Weimer das reaktionäre Klischee, Kulturschaffende verprassten Steuern für elitäre Sonderwelten, zu denen das Volk keinen Zugang habe. Der Krieg der Gendersterne aber lockt niemanden in Kultureinrichtungen. Die brauchen Geld und die Freiheit, Neues auszuprobieren. Kultur ist Reibung, Vielfalt, Widerspruch. Es wäre Aufgabe des Kulturstaatsministers, Kunstschaffende vor Eingriffen in ihre Arbeit zu schützen. Stattdessen diktiert er ihnen die Form ihrer Inhalte. Der Deutsche Journalisten-Verband spricht zu Recht von einer »gravierenden Kompetenzüberschreitung«. Das Verbot in seiner Behörde begründete Weimer damit, dass er »jede bevormundende Spracherziehung« ablehne. Na, dann lassen Sie es doch! (Nur eine Empfehlung.)

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Klemens Hoffmann 19.09.2025:
Kürzt Deutschland seine Entwicklungshilfe, sterben mehr Menschen an Hunger. Doch da auch andere Länder ihre Entwicklungshilfe kürzen, befindet sich Deutschland in schlechter Gesellschaft. Ein Land allein kann außerdem nicht die ganze Welt retten. Und schließlich muss nachgedacht werden, wo im Haushalt Geld eingespart werden kann. Was stören uns da ein paar Hungertote weit weg in Asien oder Afrika? So weit – so zynisch. Zieht sich Deutschland zurück aus der Entwicklungshilfe, macht dieses Land den Weg frei für andere Länder. Vor allem China nutzt jedes Fleckchen Erde, um seinen Einfluss in Regionen überall auf der Welt auszubauen; um sich Rohstoffe zu sichern und politische Macht aufzubauen. Deutschland verzwergt sich in Sachen Geopolitik. So weit – so dumm. Dabei gibt es einen eleganteren Weg, um an dringend benötigtes Geld zu kommen. Deutschland könnte seine milliardenschweren Subventionen für Öl- und Gasfirmen stoppen. Denen geht es nämlich prächtig. Sie verdienen etwa drei Milliarden Dollar – pro Tag. So weit – so unglaublich.

Josef Peil 19.09.2025:
Frau Strotmann schreibt: »Niemand musste sie (Sternchen et cetera) vorher benutzen, aber nun darf es auch keiner mehr.« Leider ist beides nicht wahr. Es gab und gibt »Leitfäden« und Anweisungen zum Gendern mit durchaus zwanghafter Absicht und Wirkung. Und genau das macht man nun der Empfehlung des Ministers zum Vorwurf: Also ist Widerstand gegen geltende Rechtschreibung geboten, jedoch Widerstand gegen Rechtsbruch verboten? So verstehe ich Frau Strotmann.

Claus Kloppenburg 19.09.2025:
Frau Strotmann macht es sich, anstatt sachlich fürs Gendern zu argumentieren, zu einfach. Es gibt ja gute Gründe fürs Gendern, aber auch Gründe gegen übertriebene Formen und Forderungen. Wenn sie aber in ideologischer und polemischer Vereinfachung die Ablehnung des bislang völlig uneinheitlichen und willkürlichen Genderns den Konservativen und Reaktionären zuschreibt – von Feindschaft ist sogar die Rede –, dann dürfte das wohl realitätsfremd sein. Unter den mir nahestehenden Menschen, die sich eher dem linken politischen Spektrum zuordnen lassen, gibt es genug, die sich nicht mit den Ausführungen von Frau Strotmann identifizieren würden und überhaupt manche Auswüchse des Genderns ablehnen. Frau Strotmann spricht von »Sprachpolizei«. Ist nicht ihr abschätziges Verurteilen von Menschen, die Bedenken gegen das geforderte Gendern haben, ebenso fragwürdig?

Dorothea G. May 19.09.2025:
Es geht um das Sichtbarmachen von Frauen und anderen Menschen, die für sich nicht in einer Männergesellschaft vereinnahmt werden wollen. Es geht um die Überwindung des ewigen generischen Maskulinums. Es geht um eine wirkliche Gleichberechtigung. Frauen und Männer unterscheiden sich grundlegend in Sprache und Gesprächsverhalten. Das ist gesellschaftliche, alltägliche Realität, die aber vielfach nicht akzeptiert und deutlich gemacht wird. Sprache spiegelt die gesellschaftliche Situation. Wenn sich eine brauchbare Form von frauengerechter Sprache entwickeln und durchsetzen würde, wäre das ein Zeichen wirklicher Gleichberechtigung – aber davon sind wir noch weit entfernt, wie gerade die Aktion von Herrn Weimer zeigt.

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