»Wir wollten sie einfach nur in den Arm nehmen«

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Nicht lachen, nicht weinen, nur flüstern«, hatte die Mutter ihr eingeprägt. Immer und immer wieder. Damals in der grauenvollen Zeit in Borislav, als deutsche Truppen Polen überfielen, der Krieg begann und mit ihm die Ermordung der Juden. Aviva Goldschmidt war damals noch ein Kind und flüchtete mit ihrer Mutter von Versteck zu Versteck, bis sie 1945 von der Roten Armee befreit wurden. Da hatten von 25 000 Juden in dem Ort, der heute zur Ukraine gehört, nur 500 überlebt. Auch Avivas Vater und ihr Bruder waren ermordet worden.
Selbst Jahre danach konnte sie nicht laut sprechen, nicht lachen, nicht weinen, wollte sich auch nicht erinnern. Die Gegenwart sorgte ja für Ablenkung. Die Zeiten waren besser geworden, hatten sie mit ihrer Mutter nach Israel gebracht. Aviva ging zur Schule, zum Militär, heir
Ulla Schickling war viele Jahre Reisejournalistin bei der Frankfurter Rundschau und arbeitet heute als freie Autorin. Sie lebt in Frankfurt am Main.
Was bleibt?»Ende der Zeitzeugenschaft?« heißt eine Ausstellung des Jüdischen Museums Hohenems und der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Nur noch wenige Überlebende des NS-Terrors können aus eigener Erfahrung sprechen oder von jenen Menschen berichten, die im Holocaust ermordet wurden. Was bleibt, sind literarische Zeugnisse und Video-Interviews der Überlebenden sowie die Frage danach, wie in Zukunft mit dieser Erbschaft umgegangen wird. Die Ausstellung richtet einen Blick auf die Geschichte der Zeitzeugenschaft. Ausstellungsbeginn ist in Flossenbürg der 24. September 2020; im NS-Dokumentationszentrum München vermutlich ab 8. April 2021; im Centrum Judaicum Berlin ab Oktober 2021
