Ein Buch fürs Leben …
Ich bin ein Bücherwurm

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Sind »Bücherwürmer« und »Leselöwen« aussterbende Arten? Bringt die Digitalisierung das Ende des Lesezeitalters? Lesen und Bücherkauf sind stark rückläufig. Jetzt kommt das Augen-Zeitalter: man will sehen, Bilder sehen, Videos sehen. Allenfalls Texte hören. Lesen gilt als anstrengend. Bin ich ein Bücher-Fossil? »Bücherwurm« nannten mich schon Eltern, Geschwister und Mitschüler. Eine Zuschreibung, die sich durchs ganze Studium hielt. Immerhin gab es Mitschüler, die Bücher nur mit spitzen Fingern anfassten, und Kommilitonen, die stolz darauf waren, nur mit drei oder vier Büchern ihr ganzes Studium bestritten zu haben. Kein Wunder, wenn ich mit anerkennendem Spott leben musste. »Bücherwurm« kam erstmals 1747 bei Gotthold Ephraim Lessing in seinem Lustspiel »Der junge Gelehrte« vor. Und der Maler Carl Spitzweg betitelte so um 1850 eines seiner berühmten Gemälde, das einen bibliophilen Mann zeigt, der auf einer Leiter in einer Bibliothek steht, ein Buch in jeder Hand, eins unter den Arm und eins zwischen die Knie geklemmt hat. Mit derart wohlmeinendem Spott kann ich leben. Roger Willemsen, den ich kannte, nannte solche Menschen »Büchermenschen«, die bei jeder Gelegenheit lesen oder mindestens ein Buch in Reichweite haben. »Bücherwurm« wurde auch Felicitas von Lovenberg von klein auf genannt. Als Einzelkind wuchs sie »in einer Bauernschaft im Münsterland« auf, mit wenig Möglichkeit für direkte Gemeinschaft mit Gleichaltrigen. Doch Pippi Langstrumpf, die kleine Alice, Oliver Twist und später Winnetou, der mich auch im frühen Teenageralter in seinen Bann gezogen hatte, bevölkern Lovenbergs Welt. Der Start einer leidenschaftlichen Leserin, die sie bis heute geblieben ist und daraus ihren Beruf gemacht hat, wie auch ich bis heute meiner Liebe zu Büchern fröne, meiner Leidenschaft zu lesen und meiner Freude, »andere zum Lesen anzuregen, anzustiften, vielleicht sogar zu verführen«, wie sie schreibt. Felicitas von Lovenberg hat zunächst als Redakteurin im Feuilleton der FAZ gearbeitet, bevor sie deren Literaturredaktion leitete. Inzwischen arbeitet sie als Verlegerin für den Piper-Verlag. Dort ist auch ihr neues Buch »Gebrauchsanweisung fürs Lesen« (SP 7717, 127 Seiten) erschienen, das eine wunderbare Hommage ans Lesen, an Bücher und an Leser und Leserinnen ist. Braucht man überhaupt eine »Gebrauchsanweisung«? Die Autorin versammelt in schöner Schreibe im ersten Kapitel viele tolle Erkenntnisse, Erfahrungen und Einsichten zum Wert des Lesens, vor allem belletristischer Bücher, zeigt, wie sich unser Gehirn durch Lesen weiterentwickelt, wie es zur Gesundheit und zum längeren Leben beitragen kann, dass es gegen Einsamkeit und als Überlebenshilfe wirkt. »Wie lesen?« und »Was lesen?« heißen ihre Folgekapitel. Sie machen frei zum Lesen. Felicitas von Lovenbergs Büchlein hat mich sehr erfreut. Den Kampf fürs Lesen und für das gute Buch gebe ich nicht verloren. Wir Leser und Leserinnen sollten zusammenhalten. Es geht um Kultur, um unsere Kultur!
Norbert Copray
ist
geschäftsführender
Direktor der
Fairness-Stiftung.
Er leitet seit 1977
das Rezensionswesen
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