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Ein Buch fürs Leben …
Mahnruf an eine selbstgefällige Gesellschaft

Wie uns Victor Hugos Roman »Die Elenden« spiegelt
von Norbert Copray vom 31.03.2016
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Wenn ich die Flüchtlinge sehe in ihren Booten auf dem Mittelmeer, in ihrem Schlamm auf der Balkanroute, gefangen an den Grenzen Europas, ihre Leichen vom Kind bis zum Greis an den Küsten, ihre Verlassenheit in den großen Flüchtlingslagern, dann kommt mir immer wieder ein großer Roman in den Sinn. Er gehört zur Weltliteratur: »Die Elenden« (im Französischen: »Les Misérables«). Von Victor Hugo, einem der Großen der französischen Literaturgeschichte, der vor 130 Jahren gestorben ist und auch »Die Schöne und das Biest« geschrieben hat. Die über 1300 Seiten seines fünfteiligen Romans »Die Elenden« von 1862 sind spannend geschrieben, auch wenn man da und dort mal etliche Seiten überwinden oder überschlagen darf, in denen er etwa über die Geschichte der Kanalisation in Paris schreibt. Mich hat dieser Roman ergriffen, weil er lebensnah und plastisch vom Elend, von Armut, von Unterdrückung und den Widrigkeiten in den Wirren gesellschaftlich-politischer Umwälzungen erzählt. Die Schicksale der Akteure sind eingeflochten in den Pariser Juniaufstand von 1832, den Victor Hugo mit Sympathie für die aufständischen Republikaner darstellt. Alle positiv besetzten Haupt- und Nebenfiguren des Romans treffen an der Barrikade zusammen. Wenn ich sehe, wie Menschen versuchen, diktatorischen Regimen zu widerstehen, und für eine humane Existenz in staatlicher Sicherheit kämpfen, dann führen mir die »Elenden« vor Augen, wie es in solchen Situationen zugeht und wie die äußere Bedrängnis zum inneren Trauma wird. In Hugos Roman spielen fünf Personen eine herausragende Rolle: der freigelassene Gefangene Jean Valjean, der wegen Mundraubes zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Ein Bischof, der ihm nach der Freilassung den Glauben an das Leben zurückgibt. Der Polizist Javet, der ihn gesetzestreu und gnadenlos verfolgt. Die alleinerziehende Fantine und deren Tochter Cosette, deren sich Valjean wie einer eigenen Tochter annimmt. Wie Hugo diese Personen und ihre schicksalhafte Verkettung schildert, rührt mein Herz. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dabei niemand außer an die Flüchtlinge auch an die Armen hierzulande, an Hartz-IV-Empfänger und an Straßen- und Soldatenkinder denkt. Hugo hält einer Gesellschaft den Spiegel vor, die durch Vorurteile und kleinliche Moral kein Herz hat für die Bedürftigen. Stattdessen von Angst um Besitz, Aufstieg und Abstieg zerfressen ist. Bibliophil gibt es den Roman bei Manesse (29,90 Euro). Anderswo auch für 99 Cent in einer der vielen, nicht immer gelungenen Übersetzungen. Der Roman wurde nahezu dreißigmal verfilmt, auch als Musical und Theater auf die Bühne gebracht. Ich bevorzuge die Verfilmung mit Gérard Depardieu und John Malkovich. Ein anderer Großer der französischen Dichtung und Zeitgenosse Victor Hugos, Charles Baudelaire, sagte: »›Die Elenden‹ ist ein Buch der Nächstenliebe, ein aufpeitschender Mahnruf an eine selbstgefällige Gesellschaft, die sich nicht um die ewigen Gebote der Brüderlichkeit kümmert.« Vermutlich aber lesen den Roman nicht die, die er aufrütteln müsste.

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