Putins Werk und Kirills Beitrag

Als sich im vergangenen Oktober die bolschewistische Revolution in Russland zum hundertsten Mal jährte, fiel die Erinnerung im Land daran denkbar bescheiden aus. Weder im Staat noch in der Kirche gab es das Bedürfnis, sich tiefer mit diesem umstürzenden Ereignis auseinanderzusetzen. Aus der Perspektive der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) bedeutete die Revolution den Beginn langer Jahrzehnte der Verfolgung. Unzählige Kirchen und Klöster wurden geschlossen oder zerstört, Abertausende Priester, Mönche und Nonnen sowie Gläubige getötet. Was nach jahrzehntelangen Verfolgungen und antireligiösen Säuberungen von der ROK übrig geblieben war, wurde 1941 in der Bedrängnis des Zweiten Weltkrieges schließlich von Stalin halbherzig rehabilitiert. Er gab zwar grünes Licht für die Wahl eines neuen Patriarchen von Moskau, schuf aber gleichzeitig eine strenge Verwaltungsstruktur zur Kontrolle der Kirche. Es ist eine gut dokumentierte Tatsache, dass zahlreiche Geistliche von den 1950er-Jahren an bis zum Fall der UdSSR als Informanten für den russischen Geheimdienst KGB arbeiteten. So zerfiel die russische Orthodoxie in zwei Gruppen. Auf der einen Seite gab es eine Handvoll vom Staat verwöhnter Hierarchen, die die ROK bei internationalen Treffen und ökumenischen Initiativen repräsentierten. Auf der anderen Seite standen die unterdrückten Priester und Gläubigen, von denen viele ausgegrenzt und verfolgt wurden.
Die neue Freiheit brachte der Kirche Probleme
Die Situation für die Kirche verbesserte sich erst in den 1980er-Jahren. Während der Perestroika nahmen die Verfolgungen ab, und die ROK durfte allmählich wieder eine Rolle im öffentlichen Leben einnehmen. 1988 wurde der tausendste Jahrestag der Christianisier

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