»Erbärmlicher geht es kaum noch«

Publik-Forum: Herr Katsch, wann würden Sie sagen, Sie seien entschädigt für das, was man Ihnen in Ihrer Jugend an sexueller Gewalt im Canisius-Kolleg angetan hat?
Matthias Katsch: Jede Summe ist letztlich zu wenig, denn der Schaden kann nicht wiedergutgemacht werden. Wissenschaftler wie der Ulmer Psychiater Jörg Fegert zeigen, dass traumatische Erfahrungen in der Kindheit wie zum Beispiel sexuelle Gewalt mit schweren Langzeitfolgen korrelieren. Missbrauch birgt das Risiko vermehrter psychischer oder Suchterkrankungen, einer geringeren Lebenserwartung, einer höheren Selbstmordrate. Eine Entschädigung sollte daher zumindest versuchen, die Folgen im Leben der Betroffenen auszugleichen. Das haben wir mit dem Vorschlag einer pauschalierten monatlichen Opferrente von 500 Euro versucht.
Im letzten Herbst haben Sie gemeinsam mit Bischof Ackermann, dem Missbrauchsbeauftragten der Bischofskonferenz, eine Pressekonferenz gegeben. Man hatte den Eindruck, man finde eine gemeinsame Lösung.
Katsch: Ich habe 2019 die Zahl 300 000 Euro für jedes Opfer sexueller Gewalt durch Kleriker auf den Tisch gelegt, hochgerechnet aus den 500 Euro pro Monat. Es war eine Empfehlung. Die Bischofskonferenz hatte sie von uns erbeten, und wir haben sie mit unabhängigen Expertinnen und Experten erarbeitet.
Wie beurteilen Sie vor diesem Hintergrund die Beschlüsse von Mainz?
Katsch: Hier wurde eine Chance verpasst. Die Empfehlungen der unabhängigen Arbeitsgruppe reichten weiter, es ging auch um das Verfahren. Es war klar, dass über die Höhe noch nicht entschieden ist. Aber es ist ein

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