Die Gülen-Bewegung im Visier

Der Theologe Selçuk Dogruer wiegelt ab. Gewalt gegen Anhänger des von der türkischen Regierung verfemten Predigers Fetullah Gülen? Doch nicht von Ditib-Mitgliedern. Selçuk Dogruer, Jahrgang 1983 und aufgewachsen in Friedrichshafen am Bodensee, leitet den Moscheeverband Ditib in Hessen. Die Landes-Ditib bildet einen Arm des türkischen Diyanet, des »Nationalen Amtes für die Religion«. Es residiert in der Hauptstadt Ankara wie ein Ministerium neben einem Oberkommando der Streitkräfte und zählt zum Machtzirkel der Türkischen Republik. Diyanet, so erklärt Dogruer, der in Damaskus und Rotterdam Islamische Theologie studierte, »bildet die untrennbare Verbindung von Türkentum und Islam«.
Doch seit dem Putschversuch am 15. Juli hat die untrennbare Verbindung von Türkentum und Islam Risse bekommen. Der im US-Exil lebende Prediger Fetullah Gülen wird ohne Beweis von der Regierung Erdogan zum Putschverantwortlichen gemacht. Gerne würde man ihn hängen. Die Gülen-Anhänger sind wehrlose Sündenböcke. Zehntausende verloren ihre Jobs. Die Türkei verfolgt sie wie Staatsfeinde.
»Meine Organisation ist ein Spiegelbild der Gesellschaft – und in der Türkei glauben viele, dass die Gülen-Bewegung hinter dem Putsch steckt«, versucht Dogruer den Konflikt zu erklären. Als er damit konfrontiert wird, dass fromme Anhänger Gülens in deutschen Ditib-Moscheen beim Gebet nicht mehr geduldet werden, antwortet er nach einem Zögern, er wünschte sich, dass in den islamischen Gemeinden »auch Platz und Toleranz für Gülen-Anhänger sein solle«.

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