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Roman: Heimat
Vom Idyll ins Ideologische – eine leise Verführung

In ihrem neuen Roman »Heimat« erzählt Hannah Lühmann von traditionellen Rollenbildern und der Versuchung der einfachen Antworten.
von Daniela Ordowski vom 02.09.2025
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(Foto: istockphoto/clu)
(Foto: istockphoto/clu)

Roman. Was passiert, wenn eine junge Städterin der Komplexität ihrer Zeit entfliehen will – und dabei verführerisch einfachen Antworten begegnet? In ihrem neuen Roman »Heimat« zeichnet die Philosophin und Journalistin Hannah Lühmann das Porträt einer Frau am Rand der Erschöpfung – und entwirft zugleich ein präzises Bild unserer gegenwärtigen Gesellschaft. Im Mittelpunkt steht Jana. Sie zieht mit ihrem Partner und den Kindern aufs Land. Sie ist schwanger mit dem dritten Kind, ist einsam, ihre Beziehung in der Krise, ihre Karriere am Ende. Statt der ländlichen Idylle laugt die tägliche Care-Arbeit sie aus.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 17/2025 vom 05.09.2025, Seite 55
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Dann trifft sie auf Karolin: Die strahlende fünffache Mutter ist perfekt organisiert – und das, was man eine Tradwife nennt. Diese »traditionellen Ehefrauen« besinnen sich auf alte Rollenbilder zurück, backen ihr Brot selbst, buttern, würden ihre Kinder niemals fremdbetreuen lassen – und inszenieren all das glänzend in den sozialen Netzwerken. Bei manchen ist das in 1950er-Jahre-Romantik verpackt, bei anderen hat es einen evangelikalen oder rechtsradikalen Unterton. Jana beginnt, sich an Karolin zu orientieren – aus einer Sehnsucht nach Sicherheit und Orientierung heraus. Doch was erst wie Erleichterung erscheint, entpuppt sich als sanfte Radikalisierung. Lühmann erzählt präzise, wie persönliche Überforderung in weltanschauliche Neuorientierung münden kann. »Heimat« klagt nicht an, sondern zeichnet eine Nahaufnahme: wie alte Rollenmuster neue Attraktivität gewinnen und wie gefährlich das sein kann.

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