Vom Ende der weißen Dominanz

Ein neues Zeitalter zieht herauf. Wir spüren das im Inneren wie im Äußeren, in der veränderten Gesellschaft vor der Haustür und in den weltweiten Umbrüchen. In der Einwanderungsgesellschaft entscheiden die Alteingesessenen nicht mehr allein, worüber das Land spricht. Sie müssen zurechtkommen mit einer neuen, hier heimischen Elite migrantischer Herkunft. Und diese Mitsprache der vielen findet ihr Echo in der Entstehung einer multipolaren, vielstimmigen Weltordnung. Nichts bleibt, wie es ist.
Vom Niedergang des politischen Westens, derb illustriert durch Gestalten wie Donald Trump und Boris Johnson, über den Aufstieg Chinas, die Rolle Afrikas als Jungbrunnen der Welt von morgen bis hin zur massiven Infragestellung unserer Lebensweise durch den Klimawandel – diese so unterschiedlichen Faktoren weisen alle in die gleiche Richtung: Die bisherigen Altvorderen der globalen Einflussnahme verlieren an Status.
Geben wir der Etappe, die da heraufzieht, einen Namen: Es ist der lange Abschied von der weißen Dominanz. Weiß ist weit mehr als eine Hautfarbe, es handelt sich um eine soziale Position, um Haltungen und Deutungsmuster. Weiße Dominanz zeigt sich nicht nur im Verbrauch von Ressourcen, in Wirtschaftsmacht und Finanzströmen, sondern auch in der Interpretation von Konflikten, in der Geschichtsschreibung. Auf all diesen Feldern geraten bisherige Prämissen ins Wanken; wir können anderen unsere Definitionen von Fortschritt, Entwicklung oder Feminismus nicht länger aufzwingen.
Abschied von der weißen Dominanz – darin liegt gleichfalls die Ahnung einer Utopie: dass nämlich jene, die in den vergangenen 500 Jahren über die Welt bestimmt haben, aus ihrer Position nicht allein vertriebe

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