Protestbewegung
Die Knospen des Arabischen Frühlings

Es war wie der Flügelschlag eines Schmetterlings, der einen Tsunami auslöst. Am 17. Dezember 2010 verbrannte sich der Gemüsehändler Mohammed Bouaziz in der tunesischen Stadt Sidi Bouzid. Die Selbsttötung des 26-jährigen Mannes, der sich von Polizei und Behörden schikaniert sah, führte zu Massenprotesten in der ganzen Region. Zunächst in Tunesien, später in Ägypten, Libyen, Jemen und fast allen Ländern der Region gingen Tausende auf die Straße, um gegen ihre jeweiligen Regime zu demonstrieren. Jahrzehntelang angestauter Unmut über autoritäre Gängelung, Korruption und Misswirtschaft brach sich Bahn.
Die Jordanierin Rawan Baybars war zu dem Zeitpunkt 22 Jahre alt. Sie machte damals gerade ihren Uni-Abschluss im Fach Marketing und verfolgte die Proteste im Programm des Fernsehsenders Al Jazeera. Sie sah, wie Menschen ihrer Wut auf autoritäre Herrschaft Luft machten und nach Freiheit, Brot und Würde riefen. Die Frau, die heute in Amman für das Rote Kreuz arbeitet, verfolgte auf dem Bildschirm, wie am 14. Januar 2011 in Tunis und nur einen Monat später in Kairo, im Jemen und danach auch in Libyen die Diktatoren stürzten, ihre Regime in sich zusammenfielen.
»Das war ein Wendepunkt in meinem Leben«, sagt sie heute. »Ich bin mit dem Gefühl aufgewachsen, dass bei uns vieles nicht in Ordnung ist, etwa dass es keine Bürgerrechte gibt. Das ist eben so, dachte ich, selbst wenn es furchtbar ist. Seit dem Arabischen Frühling weiß ich, dass sich Dinge ändern können.« Diese Erkenntnis gelte auch heute noch, findet sie, obwohl sich für viele Menschen zehn Jahre danach die sozialen und ökonomischen Lebensbedingungen verschlechtert haben. Sie selbst findet trotz guter

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Robert Kennedy jr. suchte nach den Erklärungen für den Hass der Araber auf die USA. Die Ausführungen decken sich mit Aussagen von David Talbot in "Das Schachbrett des Teufels"