Corona-Demos
Der schwarze Tag von Leipzig

Sie kamen daher wie recycelte Veteranen der Friedensbewegung – mit Friedenstauben- und Peace-Fahnen, Öko-Schuhen und wallenden Kleidern, Mantra-Gesänge auf den Lippen, von weit her angereist, mit der gehörigen Portion von Selbstbegeisterung und Egoismus: Meine Freiheit gehört mir! Wer wollte ihnen gute Absichten absprechen – zumal wenn sie rufen: »Frieden, Freiheit, Demokratie«? Was kann falsch sein an einer Kundgebung, auf der einer der Protagonisten der Friedlichen Revolution spricht, und später mit Kerzen um den Ring gegangen wird? Muss da nicht jeder und jede feuchte Augen bekommen, der – weil er oder sie sich inzwischen in einer »Diktatur« wähnt – die Grundfesten des Kanzleramtes zerbrechen und Merkel vor der Knast-Einlieferung sieht?
Doch das alles ist nur kühl kalkulierte Fassade. Mag sein, dass einzelne Teilnehmer und Teilnehmerinnen das nicht durchschauen. Doch die Veranstalter von Querdenken wissen genau, was sie tun: Wenn sich am 7. November 2020 so rein zufällig auch die Reichsbürger in Leipzig treffen, Hunderte Hooligans und Neonazis aufmarschieren, Michael Stürzenberger auf dem Marktplatz stundenlang hetzt, Attila Hildmann die Menge aufpeitscht, das Magazin Compact zur Kundgebung aufruft ebenso wie AfD und NPD.
Natürlich bestreiten die Verantwortlichen von Querdenken diese Zusammenhänge, verfolgen aber drehbuchartig die vom Chefideologen des Rechtsextremismus Götz Kubitschek entwickelte Strategie der Selbstverharmlosung: Man übernimmt den Wertekanon der Gegner, um Menschen zu fangen und zu überzeugen, und kehrt sie dann um, die Werte. Genau das ist mustergültig praktiziert worden. Tausende haben mitgemacht

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