Glaubensbekenntnis
Der begrenzte Gott


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Dieser Tage, vor 1700 Jahren: Die gut 200 Bischöfe, die in Nizäa zusammentreten, sind erfüllt vom Brausen einer neuen Zeit. Friede und Wohlergehen stehen offen, wo vorher nur Mauer war und Unterdrückung. Nicht wenige von ihnen tragen Narben; die letzte große Christenverfolgung ist ja erst 14 Jahre her. Jetzt sind Diokletian und Galerius tot, die Kirche lebt – und wie: Konstantin, der neue Kaiser, stiftet prachtvolle Basiliken in Rom. Mit den Gebeinen des »Apostelfürsten« Petrus, die er am Vatikan-Hügel mit einer Kathedrale überwölbt, bettet er das Christentum in sein Reich ein. Seine neue Hauptstadt Byzanz, die er als das »zweite Rom« in den nächsten vier Jahren bauen wird, legt er von vornherein als christlich an, und für den Frühsommer 325 hat er alle Bischöfe des Erdenrunds, der »Ökumene«, in seinen Palast eingeladen

Johannes Warmbrunn 18.07.2025:
Paul Kreiner stellt die Frage nach einem »modernen« Credo, die er – für mich überraschend – klar verneint. Fehlt wirklich das übergreifende Denkgebäude, das dafür nötig wäre? Es stellt sich die Frage, ob angesichts der umwälzenden Erkenntnisse in den Naturwissenschaften seit Beginn des vergangenen Jahrhunderts nicht auch eine neue Interpretation unserer Vorstellungen von Gott erforderlich ist. Letztlich geht es um ein Denken über Gott, weg von anthropomorph geprägten Engführungen, hin zu umfassend weiten Zusammenhängen, die mit den modernen Naturwissenschaften in Einklang gebracht werden können. Meiner Überzeugung nach ist das auch die Botschaft Jesu, mit der uns Gottes lebendiges Wort übermittelt wird.
Otmar Wetzel 18.07.2025:
Machen wir uns doch mutig und gemeinsam in einem fruchtbaren Dialogprozess an ein christliches Glaubensbekenntnis, das heute verstanden und aus Überzeugung gesprochen werden kann.
Kurt Bangert 18.07.2025:
Dem Artikel von Paul Kreiner zum Nizänum vor 1700 Jahren ist in großen Teilen zuzustimmen. Nicht ganz richtig ist allerdings die Aussage, dass sich die Araber »in keiner Weise« für die christlichen Bekenntnisse interessiert hätten. Gewiss, die subtilen Streitigkeiten und christologischen Nuancen der verschiedenen christlichen Gruppen konnten sie nicht nachvollziehen. Aber die Inschriften im Jerusalemer Felsendom beweisen, dass die Araber im Wesentlichen einer nestorianischen Auffassung von Christus anhingen – Jesus wurde nicht als Gott oder Gottessohn angesehen, wohl aber als Messias, Gottes Gesandter, Gottes Knecht, Gottes Prophet, Gottes Wort und Gottes Geist. Denn viele urbane Araber hatten sich seit dem 4. Jahrhundert zum Christentum bekehrt, während die meisten ruralen Beduinen noch ihren animistischen Stammesreligionen anhingen.
Georg Lechner 07.07.2025, 08:02 Uhr:
Man kann es den damaligen Konzilsvätern nicht verübeln, dass sie froh über das Ende der Christenverfolgungen waren. Allerdings hat Kaiser Konstantin im Unterschleif einen theologischen Sündenfall institutionell absegnen lassen, die Abkehr vom monotheistischen Erbe der Gotteskindschaft aller Menschen guten Willens und die Entrückung von Jesu Praxis, wie sie in den Evangelien geschildert wird. Die verheerenden Folgen sind in den 1700 Jahren deutlich zutage getreten: "schlampige Verhältnisse" mit der politischen Macht oder gar Theokratien (Fürsterzbischöfe), Machtmissbrauch (geistlich und sexuell) und damit zwangsläufig einhergehender Bedeutungsverlust des Religiösen.
Es wäre aus meiner Sicht richtig, das Nicänum als historisch bedingtes Relikt in die Rumpelkammer abzuschieben und Gott als Freiheit der Geringsten in der Gemeinschaft aller zu verkünden. Wie sagte Johannes Ev.: "Gott ist Geist und kann nur im Geist und in der Wahrheit recht angebetet werden."
Magnus Lux 25.06.2025, 12:31 Uhr:
Die Frage ist: Brauchen wir noch ein Bekenntnis, dessen Lehr-Formeln zu Leer-Formeln geworden sind, weil sie niemand mehr nachvollziehen kann? Daran festhalten zu wollen mit der Begründung "Wir haben nichts Besseres als das Nizänum" klingt mir wir das Festhalten-Wollen an an der lateinischen Messe: "Das ist die Sprache, die in aller Welt im Gottesdinest gesprochen wird." Stimmt, sie wurde im Gottesdiesnt gesprochen; aber wer hat sie noch verstanden? Die Gemeinschaft der Christinnen und Christen leidet nicht darunter, dass verschiedene Sprachen gesprochen werden; sie leidet auch nicht darunten, wenn es verschiedene Bekenntnisse gibt, sehr persönliche bis hin zu #meingottdisrkiminiert nicht. Sie leidet darunter, dass Worte und Taten in der Kirche zu weit auseindanderklaffen und mit einem Gebet auf den Lippen Jesus, der Christus, verraten wird.
Günter Siener 22.06.2025, 09:30 Uhr:
Mit Nizäa setzen wir auf Buchstaben, Begriffe, dogmatische Sätze, juristische Festschreibungen. Auf was setzte Jesus? Er setzte allein auf seinen und unseren "Abba" und damit auf Zuneigung, Verstehen, Herzlichkeit, Vergebungsbereitschaft, Nähe, Güte. Was nützt uns die Einheit unter einer inzwischen leer gewordenen Formel? Kehren wir zurück zur Einheit in der Nachfolge Jesu und zu seinem Gott, unserem "Abba".
Christian Messner 21.06.2025, 06:29 Uhr:
Das Nizänum "kann in der Tiefe seiner damals hart erkämpften Aussagen gar nicht mehr verstanden werden."
Das muss wohl auch für Herrn Kreiner selbst gelten. Woher weiß er von der Tiefe der Aussagen, wenn er sich ihrer Unverständlichkeit sicher ist?
Dass das Nizänum allerdings oft oder sogar meistens nicht oder falsch verstanden wurde mit fatalen Konsequenzen, leuchtet ein. Der Versuch, die Trinität incl. der Doppelnatur Christi zu fassen, geht mir zu weit in Richtung Eindeutigkeit. Ich sehe darin ein Bekenntnis zum inneren Widerspruch als Dekonstruktion aller Gottesvorstellungen, sehe darin das Koan der Christenheit.
Die Darstellung im Artikel nicht gerade exakt. Worin bestand Arius' Lehre? War Konstantin von Anfang an gegen ihn?
Auch die Vergleiche mit anderen Weltreligionen und ihrem Verhältnis zur Macht sind mir zu grob geschnitten.