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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 22/2021
Der Inhalt:
Politik & Gesellschaft

Kinotipp
Das wilde Leben des Thomas Brasch

Er war ein Unruhestifter in der DDR und in der BRD machte er ebenfalls Ärger. Ein Film über einen Dichter, der sich nicht vereinnahmen ließ, ist unser Kinotipp.
von Birgit Roschy vom 19.11.2021
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Literarischer Rockstar: Thomas Brasch, gespielt von Albrecht Schuch (© Zeitsprung Pictures / Wild Bunch Germany / Foto: Peter Hartwig)
Literarischer Rockstar: Thomas Brasch, gespielt von Albrecht Schuch (© Zeitsprung Pictures / Wild Bunch Germany / Foto: Peter Hartwig)

Kino. »Was ich habe, will ich nicht verlieren, aber / wo ich bin, will ich nicht bleiben, aber / die ich liebe, will ich nicht verlassen, aber / die ich kenne, will ich nicht mehr sehen, aber / wo ich lebe, da will ich nicht sterben, aber / wo ich sterbe, da will ich nicht hin: / Bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin«: Auf mitreißende Weise wird in diesem Film das Credo des Dichters Thomas Brasch mit Leben gefüllt. Brasch war ein charismatischer Rebell und, besonders in den 1980er-Jahren, ein literarischer Rockstar, der wie um sein Leben gegen jede Vereinnahmung kämpfte. Ein Unruhestifter war er in der DDR, wo er als Sohn des stellvertretenden Kulturministers von Erich Honecker freundschaftlich geduzt wurde, doch seine Bücher nicht veröffentlichen durfte. Ärger machte Brasch dann auch in der BRD, in die er 1976 zusammen mit seiner Lebenspartnerin Katharina Thalbach übergesiedelt war. Vehement wehrt sich der kapitalismuskritische Künstler dagegen, als Dissident abgestempelt zu werden. Beim Lesen seiner Ausreiseerlaubnis imaginiert er sich als Gehängter. Gedreht in atmosphärischem Schwarzweiß und durchzogen von Traumsequenzen, ist die Chronik seines kurzen Lebens zugleich ein Abriss der jüngsten deutschen Geschichte. Braschs Hassliebe zu seinem Vater, einem zurückgekehrten Exilanten, der ihn an die Stasi verriet, die Intensität seines Begehrens, die Energien, die seine Zerrissenheit freisetzte – all das ist fesselnd mitzuerleben und macht Lust, den Dichter neu zu entdecken.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 22/2021 vom 19.11.2021, Seite 55
Am Ende helles Glück.
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