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Leserbrief
Komplexes System Wald

vom 19.08.2025
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Zu: »Der Wald wird smart« (14/2025, Seite 22-24)

Schon die Überschrift offenbart Unkenntnis. Wir haben bis heute das komplexe Ökosystem Wald nicht verstanden und glauben, mit technischen Lösungen Naturvorgänge besser verstehen zu können. Ein Trugschluss in der gesamten Menschheitsgeschichte. Mittels Drohnen sollen Daten ermittelt werden, um belastbare Zahlen über die Zusammenhänge zwischen Lebensraum und Wild zu sammeln. Das ist zum Scheitern verurteilt. Die Daten werden nicht der Komplexität gerecht einschließlich der Konflikte zwischen den Interessenvertretern pro Lebensraum einerseits und pro Wild andererseits. 0,5 Prozent der Bevölkerung (Jäger) haben nach wie vor einen ungebrochenen Einfluss auf die Vitalität des Lebensraumes. Ausnahmen bestätigen die Regel. Wo und wann beginnt eine »Überpopulation?« Welche Klientel legt die Kriterien fest? Die Kriterien müssten die Vielfalt der Lebensräume abdecken können! Die Antwort können nicht Menschen geben, sondern nur der Zustand des Lebensraumes. Ernst Weber, Schleiz

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 16/2025 vom 22.08.2025, Seite 62
Nichtstun
Nichtstun
Warum es uns schwerfällt – und doch so wichtig ist

Hier ein paar Gedanken von mir als Biologin. Ich habe gelesen, dass der Wildbestand in heutigen Wäldern dank Hege bis zu 50-mal höher ist als natürlicherweise. Außerdem ist das Wild eigentlich normalerweise tagaktiv und im Freiland unterwegs (siehe die Rehe, die am helllichten Tag irgendwo in den Wiesen an der Autobahn stehen!). Es wird in die Wälder abgedrängt, wo das Futterangebot deutlich geringer ist. Jungbäume sind da eine erste Wahl, vor allem die Edellaubgehölze. Auf einer Exkursion hat ein Forstamtsleiter einmal erzählt, dass das letzte Mal Mischwald in Deutschland eine Chance hatte, als irgendwann Anfang des letzten Jahrhunderts das Jagdrecht aufgehoben wurde und jedermann im Wald gejagt hat. Naturverjüngung (Aussamen) als natürlicher Weg hat also keine Chance ohne extrem viel Aufwand und Schutz vor Wildverbiss. Oder intensiverer Bejagung. Und die ist schwierig, weil das Wild sehr schlau ist und Wildschweine zum Beispiel genau wissen, wo die Jagdgrenzen verlaufen, und bei Treibjagden sich genau hinter diese Grenzen zurückziehen. Oder auch mal Flüsse durchschwimmen. Von daher ist dieses Monitoring von Wildtieren aus der Luft zum Schutz von Neupflanzungen oder auch zum erleichterten Abschuss absolut eine hilfreiche Sache! Der Wald ist so viel Druck ausgesetzt. Bauholz, Brennholz, Papier – und Ökosystemdienstleistungen, CO2-Bindung et cetera. Von daher ist es kaum möglich, Wald mit viel Zeit einfach machen zu lassen, sondern im Prinzip muss man ihn – auch für eine ökologische Wende hin zu mehr natürlichen Produkten und Baumaterialien – schon als Intensivproduktionsstandort ansehen. Zumindest über weite Flächen, außerhalb von Schutzgebieten. Mein Vorschlag wäre, den Wildbestand mit solchen wie den beschriebenen Maßnahmen runterzufahren, bis natürliche Waldverjüngung wieder möglich ist, und dabei gezielt Samen von mediterranen Baumarten einzubringen. Simone Brietzke, Anhausen

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