Leserbrief
Glaube und Verstand
Zu: »Im Leben wie im Sterben« (6/22, Seite 37)
Der Theologe Joachim Negel beantwortet die Frage eines Lesers nach der Allgegenwart Gottes sehr vorsichtig und verhalten mit dem Satz: »Das geht wohl nur, wenn man bereit ist, dem Menschen eine Unendlichkeitsdimension zuzusprechen, die auch durch das Sterben nicht zerstört wird.« Diese »Unendlichkeitsdimension« ist keine Sache des Glaubens, sondern längst eine naturwissenschaftliche Tatsache und heißt in der Quantenphysik »Potenzialität«. Das ist die Seite der Wirklichkeit, die weder Raum noch Zeit kennt, sondern Informationen enthält, auch solche, die die materielle Seite der Wirklichkeit betreffen. Die Allgegenwart Gottes bleibt trotzdem ein Glaubensgegenstand, gegen den aber nun kein Protest des Verstandes mehr nötig ist. Ich kann es nicht verstehen, dass die Theologie sich immer noch scheut, diese erfreuliche Tatsache zur Kenntnis zu nehmen. Klaus Bohne, Rostock