Gottesdienstverzicht wegen Missbrauchs
Die katholische Gemeinde Maria Geburt in Aschaffenburg hat Ende Januar angekündigt, für drei Wochen ihre Sonntagsmessen auszusetzen – als Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal. Seit der Aufdeckung von Missbrauch im Jahr 2010 hätten die Verantwortungsträger nicht begriffen, was sexualisierte Gewalt bei den Opfern anrichte, und seien zu keinen persönlichen Konsequenzen bereit, erklärte die Gemeinde in einem offenen Brief an ihren Würzburger Bischof Franz Jung.
Statt der Sonntagsmessen ist die Gemeinde eingeladen, Erzählungen von Betroffenen und Passagen aus dem Münchener Gutachten zu hören und in der Gegenwart Gottes zu schweigen. Die Gemeinde appelliert in ihrem Brief an alle Bischöfe, die kostspieligen Gutachten zu beenden und das Geld Betroffenen zukommen zu lassen und die Aufarbeitung außerkirchlichen Stellen zu übergeben. Es sei ein »Fasten, um uns selbst an die Kandare zu nehmen und zu reflektieren, wie wir zu dem Ganzen stehen«, erklärte Pfarrer Markus Krauth zu der Aktion, die von der Bistumsspitze kritisiert wird: Die Eucharistie sollte ein Raum sein frei von jeder Instrumentalisierung, erklärte der Würzburger Generalvikar Jürgen Vorndran.
Pfarrer Wolfgang Rothe von der Gemeinde Verklärung Christi in München-Ramersdorf hat seine Gemeindeglieder in der Messe am letzten Sonntag im Januar eingeladen, an seiner statt die Predigt zu halten: »Sie können aussprechen, was Sie bewegt, angesichts des Missbrauchsskandals und all dessen, was uns als Christen bedrückt.« Viele Gottesdienstbesucher traten ans Mikrofon; unter anderem auch ein Kirchenmitarbeiter, der bekannte, seit zwanzig Jahren mit dem Thema Missbrauch zu tun zu haben: »Ich war vielleicht zu loyal die ganze Zeit.« Er wolle nicht mehr »bei so einem System mitmachen! Ich will jetzt auch persönlich aufmucken.«