Zur mobilen Webseite zurückkehren
Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 15/2023
Der Inhalt:
Leben & Kultur

Lateinamerika
Ecuador vor schwerer Wahl

von Frank Brassel vom 01.08.2023
Der Andenstaat steckt in einer veritablen Staatskrise
Will den Präsidenten stürzen: Luisa González bei ihrer Kampagne in Quito(Foto: PA / EPA / JOSE JACOME)
Will den Präsidenten stürzen: Luisa González bei ihrer Kampagne in Quito(Foto: PA / EPA / JOSE JACOME)

Ecuador bereitet sich auf Neuwahlen des Präsidenten und des Parlaments vor. Diese stehen an, weil Präsident Guillermo Lasso im Mai das Parlament aufgelöst hatte, um dadurch seine Abwahl zu vermeiden. Der Andenstaat steckt in einer veritablen Staatskrise. Ob die Wahlen am 20. August das Land dauerhaft stabilisieren werden, ist mehr als unsicher.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 15/2023 vom 04.08.2023, Seite 29
Besser helfen
Besser helfen
Neue Wege in der Entwicklungspolitik
4 Wochen freier Zugang zu allen PF+ Artikeln inklusive E-Paper

Denn die neugewählte Regierung wird nur bis zum nächsten routinemäßigen Wahltermin im Amt bleiben, in 18 Monaten. So schreibt es die Verfassung vor, in der international viel beachtete Elemente wie die Rechte der Natur und das indigene Konzept des »Buen Vivir«, des guten Lebens, vorkommen. Viele Ecuadorianer denken derzeit allerdings weniger an große Visionen als vielmehr ans Überleben.

Lasso, ehemals Chef einer der größten Privatbanken, hinterlässt einen Scherbenhaufen. Armut und Arbeitslosigkeit, schwindende Staatlichkeit und wachsende Macht der Drogenmafias bestimmen den Alltag. Einen Monat vor der Wahl zeigte sich eine Mehrheit der Bevölkerung in Bezug auf die Wahlen schlecht informiert und wenig motiviert. Im ersten Wahlgang gelten Luisa González und ihre Partei »Revolución Ciudadana«, der Bürgerrevolution, als Favoriten. Eine absolute Mehrheit würde allerdings überraschen, sodass die Präsidentschaft wohl erst im Oktober in einer Stichwahl entschieden wird und es im Parlament keine klaren Mehrheiten geben dürfte.

Anzeige

Publik-Forum EDITION

»Das Ende des billigen Wohlstands«

Wege zu einer Wirtschaft, die nicht zerstört.»Hinter diesem Buch steckt mein Traum von einer Wirtschaft, die ohne Zerstörung auskommt. / mehr

González hat den ehemaligen Präsidenten Rafael Correa als ihren »wichtigsten Berater« bezeichnet. Ein Teil der Bevölkerung erinnert sich an die positiven Elemente seiner Regierungszeit von 2007 bis 2017 mit relevanten Sozial- und sonstigen Staatsausgaben, ermöglicht durch hohe Ölpreise. Andere denken eher an die zunehmend autokratischen Tendenzen seiner Amtsführung zurück. Der wegen Korruption verurteilte Correa lebt derzeit im belgischen Exil.

Derweil spitzt sich die Sicherheitslage in Ecuador zu. Einige Schlagzeilen aus der letzten Juliwoche: Der Bürgermeister der modernen Hafenstadt Manta wird in aller Öffentlichkeit ermordet. Eine Gefängnismeuterei hinterlässt mindestens 31 Tote. Zwei bekannte Journalisten verlassen aufgrund von Morddrohungen ihre Heimat. In einer Gallup-Umfrage wird Ecuador zum gefährlichsten Land Lateinamerikas deklariert.

Hinter all dem steht in erster Linie das Wirken diverser Drogenbanden, deren Geschäfte offenbar weit in die Wirtschaft und Politik reichen. Präsident Lasso hat hierauf keinerlei Antwort gefunden, vielleicht auch nicht finden wollen. Eine Herkulesaufgabe auch für die neue Regierung.

Kommentare und Leserbriefe
Ihr Kommentar
Noch 1000 Zeichen
Wenn Sie auf "Absenden" klicken, wird Ihr Kommentar ohne weitere Bestätigung an Publik-Forum.de verschickt. Sie erhalten per E-Mail nochmals eine Bestätigung. Der Kommentar wird veröffentlicht, sobald die Redaktion ihn freigeschaltet hat. Auch hierzu erhalten Sie ein E-Mail. Siehe dazu auch Datenschutzerklärung.

Mit Absenden des Kommentars stimmen Sie der Verarbeitung Ihrer Daten zur Bearbeitung des Kommentars zu. Zum Text Ihres Kommentars wird auch Ihr Name gespeichert und veröffentlicht. Die E-Mail-Adresse wird für die Bestätigung der Bearbeitung genutzt. Dieser Einwilligung können Sie jederzeit widersprechen. Senden Sie dazu eine E-Mail an [email protected].

Jeder Artikel kann vom Tag seiner Veröffentlichung an zwei Wochen lang kommentiert werden. Publik-Forum.de behält sich vor, beleidigende, rassistische oder aus anderen Gründen inakzeptabele Beiträge nicht zu publizieren. Siehe dazu auch Netiquette.
Publik-Forum
Publik-Forum
Einen Moment bitte...