Ein Rabbi und ein Kommissar ermitteln in Frankfurt
Krimi. Dass eine alte Dame mit achtzig Jahren an Herzversagen stirbt, ist erst mal nichts Ungewöhnliches. Merkwürdig ist allerdings, dass dies kurz vor einer geplanten Testamentsänderung der Millionärin passiert. Das findet jedenfalls der Krimifan und Rabbiner Henry Silberbaum, in dessen Gemeinde in Frankfurt jene Frau Mitglied war. Erst ermittelt er auf eigene Faust, dann gelingt es ihm, den zunächst skeptischen Kommissar Berking ins Boot zu holen. Nach manchen Fehlversuchen und Irrwegen bringen die beiden schließlich die Wahrheit ans Licht.
Der Reiz dieses Romans liegt freilich nur begrenzt in der eher überschaubaren Krimihandlung. Spannend und kurzweilig sind vielmehr die Einblicke in jüdische Kultur, die der humorige und unkonventionelle Rabbi vermittelt. Mit Witz und Chuzpe (jiddische Wörter werden in einem Glossar erklärt) entfaltet Michel Bergmann – 1945 als Kind internierter jüdischer Flüchtlinge in der Schweiz geboren und bekannt durch die jüdische Familienserie »Die Teilacher« – ein zuweilen nachdenkliches, zuweilen hinreißend komisches Bild jüdischen Lebens und Glaubens. Er zeigt, wie man mit Geboten und Verboten kreativ umgeht. Wer daran Spaß hat, kann sich auf weitere Bände um den Frankfurter Rabbi und den Kommissar freuen.
Michel Bergmann. Der Rabbi und der Kommissar. Du sollst nicht morden. Heyne. 288 Seiten. 11 €