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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 21/2023
Der Inhalt:
Religion & Kirchen

Scham
Die Freiheit, unverschämt zu sein

Ein mächtiges Gefühl ist die Scham. Sie lässt die Menschen verstummen. Es ist an der Zeit, sie herauszufordern. Denn im Durchbrechen des beschämten Schweigens liegt eine ebenso persönliche wie politische Kraft.
von Christoph Fleischmann vom 04.11.2023
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Gesicht verbergen: Scham bedeutet Ausschluss aus der Gemeinschaft (Foto: istockphoto/AaronAmat)
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Ein Kerl von einem Mann: Groß gewachsen, braun gebrannt und schlank, Mitte 50. Er ist vor Gericht geladen, nicht als Beschuldigter, als Zeuge nur. Und doch ringt der stattliche Mann erkennbar um Fassung, atmet schnell, als er erzählt, was ihm als 14-jährigem Jungen passiert ist.

Er war stolz, dass der beliebte junge Priester sein Freund war, dem er sich anvertrauen konnte, der einzige Mensch, von dem er sich verstanden fühlte. Und dann ist dieses Vertrauen missbraucht worden. »Dann führte er seine Hand dahin, wo sie nicht hingehört.« Er stockt: Ob er das wirklich erzählen müsse, fragt er den Richter. Der nickt. Ruhig, aber bestimmt sagt er: »Ja, das müssen Sie.«

So erzählt er, wie der Pfarrer ihm während des Ferienlagers in die Unterhose gegriffen habe und wie er als Jun

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