Ein Buch fürs Leben
Fragen Sie Frau Hartlieb Wie kommt festliche Stimmung in die Buchhandlung?

Weiterlesen mit Ihrem Digital-Zugang:

Weiterlesen mit Ihrem Digital-Upgrade:
- Ergänzend zu Ihrem Print-Abonnement
- Mehr als 34.000 Artikel auf publik-forum.de frei lesen und vorlesen lassen
- Die aktuellen Ausgaben von Publik-Forum als App und E-Paper erhalten
- 4 Wochen kostenlos testen

Jetzt direkt weiterlesen:
- diesen und alle über 34.000 Artikel auf publik-forum.de
- die aktuellen Ausgaben von Publik-Forum als App und E-Paper
- 4 Wochen für nur 1,00 €

Bei sechzehn Grad denkt niemand an Weihnachten. Dann glauben nämlich alle, dass in diesem Jahr kein Weihnachten kommt, niemand hat Lust, Weihnachtsgeschenke zu kaufen, der Umsatz ist katastrophal. Die Einkaufsstraße ist geschmückt, die mehr oder weniger geschmacklose Straßenbeleuchtung, die wir natürlich mitfinanzieren, bewegt sich im warmen Föhnwind hin und her, und wir drehen die Heizung ein wenig runter.« Winter in Wien. Ich sehe dieses Jahr eine neue Variante: Weil die Innenstadt wöchentlich am Lockdown vorbeischrammt, denkt niemand an Weihnachten. Niemand hat Lust, Weihnachtsgeschenke zu kaufen mit Mund-Nasen-Schutz auf und ab, mit Händedesinfizieren, mit Lüften-bis-die-Nasenspitze-rot-ist. Die Fußgängerzone ist weihnachtlich geschmückt, aber bei beklemmenden Infektions- und Patientenzahlen schaut niemand in die schön gestalteten Schaufenster; die Stimmung ist down. Wie sollen da weihnachtliche Gefühle aufkommen? Fragen Sie Frau Hartlieb! Sie ist die Autorin der neuen Erzählung »Weihnachten in der wundervollen Buchhandlung« (Dumont). Sie studierte Psychologie und Geschichte, war in Wien und Hamburg als Pressereferentin und Literaturkritikerin tätig; übernahm mit ihrem Mann 2004 eine Wiener Traditionsbuchhandlung. Das Zitat zu Beginn ist aus ihrem neuen Buch. Für viele Geschäfte ist die Pandemie eine existenzielle Bedrohung. Bücher sind wieder mehr »in«. In Hartliebs Buch geht es um das, was sie im Weihnachtsgeschäft in ihrer Buchhandlung erleben und erlebten. Weihnachten ist tatsächlich jedes Jahr. Und beginnt ziemlich pünktlich am 24. Dezember. Trotzdem oder gerade deshalb das Gefühl der Autorin: »Am Vierundzwanzigsten sind wir alle tot.« Es sind die kleinen, subtilen Beobachtungen und die launige mit oft feiner Ironie gewürzte Sprache, die das Buch lesenswert machen – gerade zur Weihnachtszeit. Wem nach mehr verlangt: 2014 war Hartliebs Vorgängerbuch Bestseller: »Meine wundervolle Buchhandlung« (Dumont). Die Süddeutsche Zeitung nannte es »eine Liebeserklärung an die Literatur, deren Autoren und an alle begeisterten Leser«. Ihre Buchhandlung wurde mit dem Österreichischen Buchhandlungspreis 2017 ausgezeichnet. Es läuft. In der Pandemie kann es ein Problem sein, denn in dem überschaubaren Laden können sich nur wenige auf Abstand aufhalten. Aber es ist ohnehin schwierig im Weihnachtgeschäft. Und was es da zu Schmunzeln gibt und mit welchen Fragen und Schwierigkeiten die Hartliebs zu kämpfen haben: Das füllt nicht nur das Büchlein, sondern macht das Leben der Hartlieb-Familie so prall, dass sich am Vierundzwanzigsten Erschöpfung, Erleichterung, Erfüllung, Mußesehnsucht und innere Weihnachtswärme mischen. In der Oberstufe und in meinen ersten Semesterferien habe ich in einer Buchhandlung gearbeitet. Mir gefiel die Atmosphäre, der Umgang mit Büchern, die Beratung von Kunden. Ich kann Hartlieb verstehen. Heute sehen einige Räume bei mir aus wie eine Buchhandlung. Wundervoll!
Norbert Copray ist
geschäftsführender
Direktor der
Fairness-Stiftung.
Er leitet seit 1977
das Rezensionswesen
von Publik-Forum.
