Herr von Morken bekommt wieder ein Gesicht

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Neben ihren forensischen Gesichtsrekonstruktionen gibt Constanze Niess auch Schädeln aus historischen Zeiten wieder ein Gesicht. Museen und archäologische Institute sind dann ihre Auftraggeber. So hat sie 2012 zum Beispiel anhand des als Reliquie vorhandenen Schädels das Gesicht der Christina von Stommeln, einer Seligen von Jülich, zu deren 700. Todestag rekonstruiert. Selbst zwei späteiszeitlichen Leichen, circa 12 000 bis 14 000 Jahre alt, hat sie wieder ein Gesicht gegeben. Gerade bei historischen Persönlichkeiten legt sie großen Wert darauf, die biografischen Zeitumstände so gut wie möglich zu kennen, um dieses Wissen in die Rekonstruktion miteinfließen zu lassen. So lag etwa im Grab eines zur Merowingerzeit lebenden Edelritters, des Herrn von Morken, ein schwerer Helm als Grabbeigabe. Der Schädel des Adligen selbst wies einige Schwerthiebverletzungen auf, sodass Constanze Niess davon ausgehen konnte, hier einen kampferprobten und mutigen Mann vor sich zu haben. »Dem habe ich versucht einen kernig-kraftvollen Gesichtsausdruck zu geben und nicht etwa den feinen und sanften eines Adligen aus der Rokoko-Zeit.« Gerade bei den historischen Gesichtsrekonstruktionen kann die Wissenschaftlerin ihr künstlerisches Geschick besonders zeigen. Ihre jüngste Arbeit war für eine Ausstellung über die sagenumwobene Siedlung Rungholt, die auch als »Atlantis der Nordsee« bekannt ist: Sie gab dort einem Mann, der 1362 bei einer Sturmflut umkam, wieder ein Gesicht; die Museumsbesucher waren begeistert.
