Glaubwürdig ...
gebet für die durstenden

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herr, höre mein gebet, auch wenn es unfein ist für deine lakaien – auf daß ich wieder ungehorsam werde. und lehre mich genügsamkeit, damit ich mich nicht vom talmigold der gegenwart blenden lasse. damit ich meiner freiheit diene und dir noch einen schritt näher komme. auf daß meine freiheit die demut gebäre, ohne die ich mich nicht wehren kann gegen selbstliebe und überfluß – und beides wächst üppig in deiner nähe.
siehe herr, wir schenken den handys glauben und gehorchen unseren habgierigen händen. wir sind längst befehlsempfänger geworden, diener sich abwechselnder apparate. nun harren wir des nächsten rattenfängers – und der wird kommen.
es ist zeit, oh herr, erscheine und zerschlage unseren schein. damit wir wieder fähig sind, den dingen zuzuhören, bis sie von sich e
SAID wurde 1947 in Teheran geboren und kam 1965 nach München.
Nach dem Sturz des Schahs 1979 betrat er zum ersten Mal wieder iranischen Boden, sah aber unter dem Regime der Mullahs keine Möglichkeit zu einem Neuanfang in seiner Heimat. Seither lebt er wieder im deutschen Exil.
Sein literarisches Werk wurde vielfach ausgezeichnet, zum Beispiel mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis und der Goethe-Medaille. Er veröffentlichte seit den 1980er-Jahren viele Gedichtbände, Märchen und Hörspiele sowie Aufzeichnungen
und Essays. Zuletzt erschien
2016 der Gedicht
band
»auf der suche nach dem licht«.
ich suche weiter
als jugendlicher glaubte ich mit ganzem herzen an gerechtigkeit auf der erde und war über
zeugt, daß dies genüge. dann die ernüchternden
jahre des exils, gepaart mit der hoffnungslosigkeit, je wieder mein land zu sehen.
1979 kam schließlich die islamische revolution, die erste revolution der welt im namen einer religion; die republik gottes wurde errichtet. diese wütete sehr bald gegen andersdenkende – nahe freunde wurden die ersten opfer.
der zweifel mutierte zu einer wunde –
kann man gott lieben und seine
ge
schöpfe hassen?
nun sah ich mich gezwungen, meine
religiosität vor den gläubigen zu schützen
und vor deren republik. wieder las ich die heiligen bücher und entdeckte die psalmen als die dialogform mit einem gott.
2007 veröffentlichte ich meine psalmen;
inzwischen in mehreren sprachen erschienen.
dennoch, der agnostiker mit viel kummer sucht weiter.
